Blasenschwäche (Inkontinenz)

Die gesunde Blasenfunktion basiert auf einem perfekten Zusammenspiel von Nervenimpulsen sowie intakten Blasen- und Schliessmuskeln. Jede kleinste Störung des komplexen Systems kann zu Beschwerden im Sinne einer Urininkontinenz führen.

Häufigkeit

In der Schweiz sind 28% der unter 60-Jährigen und 35% der über 60-Jährigen von Urininkontinenz betroffen. Im Altersheim leiden sogar 90% der Bewohner unter einer Urininkontinenz.

Belastungsinkontinenz

Belastungsinkontinenz (plötzlicher Urinverlust), auch Stressinkontinenz genannt, ist der unwillkürliche Abgang von Urin bei normalen Alltagsaktivitäten. Dies ist der häufigste Typ der Harninkontinenz bei Frauen.

Die Belastungsinkontinenz wird in 3 Schweregrade eingeteilt:

  • Kommt es beim Lachen, Niesen oder Husten zum Abgang von Urin, spricht man von einem Grad 1. Dies ist die leichteste Form der Belastungsinkontinenz.
  • Beim Grad 2 kommt es zum Urinverlust beim Gehen, Sport treiben, Treppensteigen oder Heben schwerer Gegenstände.
  • Bei der schwersten Form der Belastungsinkontinenz (Grad 3) tritt der unwillkürliche Urinabgang auch im Liegen auf.

Ursachen

Grund für eine Belastungsinkontinenz ist eine Verschlussschwäche der Harnröhre.

Bei der Belastungsinkontinenz besteht ein Missverhältnis zwischen dem Bauchinnendruck (intraabdomineller Druck) und der Verschlusskraft der Harnröhre. Durch die Verschlussschwäche der Harnröhre kommt es schon bei leichter intraabdomineller Druckerhöhung (z.B. beim Husten oder Niesen) zum Urinverlust.

Der häufigste Grund für diese Harnröhrenschwäche ist eine zu geringe Unterstützung der Harnröhre durch die darunterliegende Beckenbodenmuskulatur.

Eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur kann die Harnröhre nicht in der richtigen Position halten, sodass jede Bewegung mit Druck auf die Blase (wie z.B. Niesen) dazu führen kann, dass der Verschluss der Harnröhre sich öffnet und Urin abgehen kann.

Ein weiterer Grund kann ein insuffizienter Harnröhrenschliessmuskel sein.

Eine Schwächung des Beckenbodens, von Bindegewebe und Muskulatur ist häufig Folge von:

  • Schwangerschaften und Geburten: Das zusätzliche Gewicht und der Druck in der Schwangerschaft und die Belastung während der Entbindung können die Beckenbodenmuskulatur schwächen.
  • Menopause bzw. Östrogenmangel: Ein Östrogenmangel nach der Menopause oder aus anderen Gründen kann dazu führen, dass die an der Blasenkontrolle beteiligten Muskeln schwächer werden.
  • Adipositas: Übergewicht kann zu ständigem Druck auf die Harnblase und die sie umgebenden Muskeln führen, wodurch diese geschwächt werden.
  • chronische Verstopfung (Obstipation)
  • chronischer Husten
  • schwere körperliche Arbeit

Belastungen wie z.B. Niesen oder Heben führen bei ungenügender Kontrolle über den Beckenboden zu ungewolltem Abgang von Urin.

Reizblase

13% der inkontinenten Patienten, das sind etwa 100'000 Menschen in der Schweiz, leiden unter dieser Form der Urininkontinenz, die gekennzeichnet ist durch einen überfallartigen, plötzlich auftretenden, zwingenden Drang, Urin lassen zu müssen. Dieser Drang kann nur mit Mühe unterdrückt werden und führt zu häufigen Toilettengängen tagsüber und in der Nacht. Bei einem Drittel der Patienten kommt es zusätzlich zu einem unfreiwilligen Urinverlust.Die ständige Sorge, nicht schnell genug eine Toilette finden zu können, begleitet Patienten mit einer Reizblase und bedeutet oftmals einen völligen Rückzug aus dem normalen Leben. Zudem klagen sie oft auch über Schlafstörungen.Gründe für eine Reizblase können sein:

  • eine chronische Entzündung der Blase und der Harnröhre
  • zu kleine Trinkmengen
  • zu frühe Blasenentleerung
  • Hormonmangel
  • körperliche und seelische Belastung
Häufig sind die genauen Ursachen jedoch nicht bekannt.