Carotisstenose

Unter einer Carotisstenose versteht man eine umschriebene Verengung der Halsschlagader, klassischerweise im Bereiche der Gabelung der inneren und äusseren Halsschlagader. Die Verengung kommt in den allermeisten Fällen durch arteriosklerotische Gefässeinengungen (sogenannte Plaquebildungen) zustande.

Im Bereich dieser Gefässwandveränderungen können sich zudem Blutgerinnsel bilden, die das Gefäss verschliessen oder in den Hirnkreislauf gelangen können. In beiden Fällen kann ein Schlaganfall die Folge sein.

Der Schlaganfall (Hirnschlag oder Apoplexie) ist der häufigste Grund dauerhafter Behinderung. Zudem ist die Apoplexie die 3. häufigste Todesursache in den westlichen Industrienationen. In der Schweiz erleiden ca. 12'000 - 15'000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall, ein Fünftel (ca. 2'500 Patienten) dieser Schlaganfälle sind durch Carotisstenosen bedingt. Bei älteren Patienten mit einem erhöhten Risikoprofil findet man in bis zu 10% der Fälle eine Carotisstenose. Hauptrisikofaktoren für die Entstehung der Arteriosklerose sind Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und eine genetische Veranlagung, also die bekannten Risikofaktoren der Arteriosklerose.

Männer sind ungefähr doppelt so häufig von einer Carotisstenose betroffen wie Frauen.

Dem Schlaganfall gehen in fast der Hälfte der Fälle keine Vorboten oder Warnsymptome wie kurzzeitige Halbseitenlähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen voraus. Der invalidisierende Schlaganfall ist oft das erste Symptom.

Deshalb ist es ratsam bei erhöhtem Risikoprofil eine Screeninguntersuchung mittels einer Gefässultraschalluntersuchung durchführen zu lassen, um eine Carotisstenose diagnostizieren oder ausschliessen zu können. Die Gefässultraschalluntersuchung erlaubt die Einschätzung des Stenosegrades (Einengungsgrad) der Halsschlagader, der für die Operationsindikation ein wichtiger Parameter darstellt.

Wenn eine Operation zur Debatte steht, wird in der Regel eine Computertomographie (allenfalls Magnetresonanzuntersuchung) durchgeführt, um andere Veränderungen an Hals- und Hirnarterien ausschliessen oder belegen zu können und um festzustellen, ob bereits Narben im Gehirn vorhanden sind.

Wann ist eine Operation indiziert?

Eine Carotisstenose soll dann operativ behandelt werden, wenn eine nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls droht. Je höher der Stenosegrad an der Halsschlagader, desto grösser ist das Schlaganfallsrisiko. Schlaganfälle werden aber sehr oft auch durch ins Gehirn verschleppte Gerinnsel verursacht, die sich im Bereiche der arteriosklerotisch veränderten Engstelle der Carotisgabel gebildet haben. Eine Operation ist dann angezeigt, wenn eine Einengung der Carotis von über 60% besteht bei vorhandenen oder aufgetretenen Symptomen (vorübergehende Lähmung oder Sehstörungen). Die Operation sollte innerhalb von 14 Tagen durchgeführt werden, da das Risiko eines erneuten Schlaganfalles in den folgenden Wochen deutlich erhöht ist.

Eine Operation, deren Ziel die Verhütung eines Schlaganfalls ist, soll aber auch dann ernsthaft in Erwägung gezogen werden, wenn bei fehlenden Symptomen ein Stenosegrad von über 70% besteht, da das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden in den nächsten 5 Jahren ca. 12 % beträgt.

Voraussetzung ist eine statistische Lebenserwartung von mehr 5 Jahren und dass die spitaleigenen Operationsresultate deutlich besser sind als die Resultate der konservativen Therapie mit gerinnungshemmenden Substanzen (Aspirin, Plavix u.ä.). Die Operationsresultate des Gefässzentrums Baden sind deutlich besser als die international geforderte Limite von unter 3% Schlaganfällen (0.8%).

Statistisch gesehen „profitieren“ Männer etwas mehr von der Operation, deshalb muss bei Frauen sehr vorsichtig abgewogen werden, ob eine Operation im asymptomatischen Stadium vorgeschlagen werden soll.

Behandlung von Carotisstenose

Bei der Behandlung von Carotisstenosen wird eine Operation interventionellen Massnahmen meistens vorgezogen.

Wir operieren in den allermeisten Fällen bei wachem Patienten in örtlicher Betäubung unter kontinuierlicher Betreuung der Anästhesie. So kann gut, einfach und schlüssig beurteilt werden, ob der Patient während der Ausklemmphase der Carotis eine vorübergehende Gefäss-Überbrückung (temporärer Shunt) benötigt. Bei narkotisierten Patienten muss immer ein temporärer Shunt eingelegt werden, was operationstechnisch etwas anspruchsvoller ist und die Komplikationsrate etwas erhöht. Am Schluss der Operation wird als Qualitätskontrolle eine Duplexuntersuchung durchgeführt. Nach der Operation wird der Patient während 24 Stunden im Aufwachraum engmaschig überwacht (Blutdruck, neurologische Veränderungen).

Die Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern muss lebenslang weitergeführt werden. Vor Spitalaustritt , meist nach 2 bis 4 Tagen, wird nochmals eine Duplexuntersuchung durchgeführt, die nach 3 und 12 Monaten wiederholt wird, um frühzeitige erneute Veränderungen oder zunehmende Engstellen der Gegenseite erkennen zu können.

Die Behandlung mit interventionellen, kathetertechnischen Massnahmen bleibt speziellen Fällen vorbehalten (Rezidivstenosen, voroperierter Hals, hohe Carotisgabel, stattgehabte Bestrahlung am Hals), da aufgrund von breit angelegten internationalen Studien eindeutig belegt werden konnte, dass die Operation den interventionellen Verfahren überlegen ist.

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