Dialysezugänge

Die Blutwäsche (Dialyse) erfordert regelmässige Entnahmen und Rückgaben grosser Blutmengen. Das gelingt nur mit Hilfe spezieller Gefässzugänge. Es bestehen dabei verschiedene Möglichkeiten: Während bei der Hämodialyse das Blut des Patienten über Filter gereinigt wird, werden bei der Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) die schädlichen Stoffe über eine Spüllösung im Bauchraum entfernt. Welches Verfahren für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist, wird von Fall zu Fall individuell abgeklärt.

Hämodialysezugänge

Körpereigene Gefässe

Damit eine Blutwäsche durchgeführt werden kann, muss ein hoher Blutfluss erzeugt werden. Vor mehr als 40 Jahren wurde die Technik eines "Kurzschlusses" zwischen einer körpereigenen Vene und einer Arterie entwickelt. Die Anlage einer solchen "Dialysefistel" mit körpereigenen Gefässen ist heute Standard.

Vor der Operation werden die Arterien und Venen an den Armen beurteilt und die Operation entsprechend geplant. Obwohl nach abgeschlossener Wundheilung keine Einschränkung hinsichtlich Beweglichkeit und Belastbarkeit zu erwarten sind, wird der Dialysezugang wenn möglich am nicht dominanten Arm angelegt. Typisch ist die Anlage am Vorderarm, Als Ausweichmöglichkeit besteht auch die Anlage einer Fistel im Ellenbogenbereich. Die Eingriffe können in Teilnarkose und gegebenenfalls auch in Lokalbetäubung durchgeführt werden.

Da ein Dialysezugang mit körpereigenen Venen eine Reifungszeit von ca. 6 bis 8 Wochen benötigt, sollte der Patient frühzeitig bei absehbarer Dialysepflichtigkeit zur Planung des Zugangs vorgestellt werden.

Schematische Darstellung von Dialysefisteln am Unter- und Oberarm. Dabei wird eine körpereigene Vene (blau) in eine Arterie (rot) eingenäht.

Kunststoffprothese

Der Einsatz von Kunststoffprothesen als "Dialyseshunt" zeigt sich bisher in Zusammenschau von Offenheitsraten und Infektionsanfälligkeit der Verwendung von körpereigenen Gefässen unterlegen und stellt in der Regel eine Alternativmöglichkeit bei ungeeigneten eigenen Gefässen dar.

Sollte kurzfristig eine Blutwäsche nötig werden, kann in lokaler Betäubung ein Dialysekatheter über eine Halsvene eingelegt werden. Der Katheter wird durch das Unterhautfettgewebe tunneliert und tritt unterhalb des Schlüsselbeins aus der Haut. Eine sofortige Dialyse ist möglich.

Obwohl in Einzelfällen eine Blutwäsche mit Kathetern über Jahre möglich ist, sind sie aufgrund erhöhter Infektionsanfälligkeit und Thromboserate nicht als Dauerlösung anzusehen. Seitens der Langzeitergebnisse hinsichtlich Offenheitsraten und Komplikationen sind die Dialysezugänge mit eigenen Körpergefässen auch hier überlegen.

Die Schematische Darstellung zeigt einenDialyseshunt mit einer Kunststoffschlinge am Unterarm. Dabei wird eine Kunststoffprothese mit einer körpereigenen Vene (blau) und Arterie (rot) vernäht und schlingenförmig durch das Unterhautfettgewebe geführt.

Risiken

Die Zugänge zur Blutwäsche sind im Laufe der Zeit hohen Belastungen durch häufige Punktionen und auch einem Fortschreiten der Grunderkrankung ausgesetzt. Dies kann zu Engstellen, Verschlüssen aber auch Erweiterungen von Gefässen führen, die gegebenenfalls korrigiert werden müssen. Selten kann es auch zu einer Mangeldurchblutung der Hand kommen, wenn zu viel Blut über den Zugang abfliesst. Hier kann ebenfalls eine Korrekturoperaton notwendig werden.

Peritonealdialyse

Eine Alternative zur Blutwäsche (Hämodialyse) stellt die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) dar. Diese wird meist im Sinne einer "continuierlichen-ambulanten-Peritonealdialyse" (CAPD) durchgeführt und kann vom Patienten ohne maschinelle Unterstützung durchgeführt werden. Dabei wird eine speziell zusammengesetzte Spülflüssigkeit in die Bauchhöhle eingebracht und dem Körper über den Austausch mit dem Bauchfell Flüssigkeit und Giftstoffe entzogen.

Um diese Form der Dialyse durchführen zu können, wird mit einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) ein Katheter in Vollnarkose durch die Bauchdecke in die Bauchhöhle eingelegt. Über diesen Katheter kann dann die Spülflüssigkeit dann ein- und abgelassen werden.

Voraussetzung für diese Form der Dialyse ist unter anderem, dass keine Verwachsungen durch grössere Voroperationen oder Entzündungen im Bauch vorliegen.

Wie eingangs erwähnt, wird zusammen mit dem Patienten und dem Hausarzt das geeignete Verfahren mit den Fachspezialisten für Nephrologie, Angiologie und Gefässchirurgie abgestimmt.

Abbildungen aus "Gefässchirurgie in der Praxis. Die Berner Perspektive.", M.K. Widmer, F. Dick, J. Schmidli (Hrsg.), mit freundlicher Genehmigung Verlag Hans Huber, Bern.