"Ich war eine Einarmige"

Der linke Arm war kaum mehr zu gebrauchen. Mathilde Lauber verspürte Schmerzen beim Arbeiten, Schlafen, Ankleiden. Und dies seit über zehn Jahren. Im Januar 2012 aber war Schluss, der Geduldsfaden gerissen: keine schmerzstillenden Spritzen mehr beim Hausarzt, sondern ein Untersuch bei PD Dr. med. Karim Eid am Kantonsspital Baden. Der Chefarzt und Leiter der Klinik für Orthopädie und Traumatologie diagnostizierte eine Arthrose des linken Schultergelenks. Therapie: Implantation einer Schulterprothese.

Mitten im April 2013. Der Nebel hängt tief über Bellikon. Das schlechte Wetter drückt auf die Stimmung. Könnte man meinen. Tut es aber nicht. Zumindest nicht auf die Stimmung von Mathilde Lauper. Die Frau strahlt. Aus gutem Grund. Sie ist schmerzfrei. Und dies seit nunmehr über einem Jahr.

Seit der Operation im März 2012 ist Mathilde Lauper schmerzfrei.

69 Jahre jung ist Mathilde Lauper, aktiv und voller Tatendrang. Eben erst aus Australien zurückgekehrt, berichtet sie von ihren Eindrücken und den langen Fahrten ins Outback. Vom Ayers Rock und den Städten und den Küsten. Sie erzählt von ihrem Geschäft, der Spiegelburg, das sie in Aarau im letzten Dezember leider schliessen musste. Und sie zeigt ihr Haus, ihren wunderschönen Garten und die liebevoll dekorierten Räume. Dabei wird beinahe vergessen, warum es beim Besuch in Bellikon eigentlich geht. Frau Lauper soll von ihrer Operation erzählen, von ihrer Schulter, die einst so schmerzte und warum sie so lange zugewartet hat, bis sie sich endlich zu einer Operation entschliessen konnte. „Ich sag Ihnen, warum wir bis jetzt noch nicht darüber gesprochen haben: Weil es für mich kein Thema mehr ist. Ich bin seit dem Tag meiner Operation, es war der 5. März 2012, schmerzfrei. Ich bewege meinen linken Arm wie früher. Ich kann wieder alles machen: jede Arbeit, gut schlafen und mich selber anziehen.“

Mathilde Lauper erzählt eindrücklich und präzise, wie es war vor einem Jahr, beim ersten Besuch im Kantonsspital: „Ich glaube, ich war noch nie zuvor in einem Spital. Was sollte ich auch dort?“ Sie berichtet vom freundlichen Empfang, von den kurzen Wegen und den raschen Entscheidungen. Aber so ein bisschen mulmig war ihr schon, ein wenig Angst war schon dabei, als feststand, nur eine Schulterprothese bringt Erleichterung? „Überhaupt nicht! Wieso auch?“ Nun, vielleicht wegen der möglichen Schmerzen nach der Operation? „Wie soll ich Ihnen das erklären? Ich bin eine erfahrene Frau. Ich kann mich auf mein gutes Gefühl verlassen. Wenn es stimmt, dann spüre ich das. Und so war es ja auch. Schon beim Aufwachen nach der Operation habe ich sofort gemerkt, dass etwas anders ist: Ich hatte seit langer, langer Zeit keine Schmerzen mehr in der Schulter. Es war wunderbar, ich bin gleich wieder eingeschlafen.“

Nach fünf Tagen wurde Mathilde Lauper entlassen. Sie nutzte die Wohnnähe zur Suva-Klinik in Bellikon für eine regelmässige Therapie und bewegte die Schulter im eigenen Pool. Sie wusste um den Kontakt und um den Austausch von Dr. Eid mit den Ärzten der Suva-Klinik. „Es gab mir Sicherheit, zu wissen, dass, obwohl ich nicht mehr im Spital war, Dr. Eid sich nach wie vor um mich gekümmert hat.“

Und heute? „Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt. Die Spiegelburg gibt es leider nicht mehr. Schade. Aber es kommt Neues, da bin ich mir ganz sicher. Und was auch immer kommt, ich kann es schmerzfrei angehen. Ich kann beide Arme gebrauchen. Ich bin keine Einarmige mehr. Und das ist schön, einfach nur schön.“ Sagt es und strahlt – dem nebligen Wetter zum Trotz – von ganzem Herzen.