Lipödem

Das Lipödem ist eine Erkrankung des Unterhautfettgewebes. Sie kommt in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle bei Frauen vor und beginnt meist nach der Pubertät, sprich nach Beginn der Produktion weiblicher Hormone.

Genaue Ursachen sind heute noch Gegenstand der Forschung. Es wird ein hormoneller Einfluss vermutet, da der Krankheitsbeginn in Zeiten der hormonellen Umstellung wie nach der Pubertät, nach Schwangerschaften und später im Klimakterium stattfindet.

Bei Männern besteht das Lipödem, wenn zB eine Leberkrankheit / hormonelle Störung vorliegt (z.B. Testosteronmangel) oder eine hormonelle Behandlung vorgenommen wird (z.B. beim Prostatakarzinom).

Gelegentlich besteht eine familiäre Häufung. Eltern und Geschwister von Betroffenen weisen in 30-60% der Fälle ähnliche Befunde auf.

Genaue Zahlen zur Häufigkeit sind nicht bekannt, es wird eine Inzidenz von ca. 7-9.7% vermutet. Oft ist zusätzlich eine Neigung zu Übergewicht vorhanden.

Erscheinungsbild

Bei den Betroffenen besteht eine Vermehrung des Unterhautfettgewebes vor allem an den Beinen, es kann aber auch an den Armen vorkommen. Da der Rumpf ausgespart ist, zeigt sich eine Disproportion zwischen Ober- und Unterkörper. Die Füsse sind ausgespart.

Neben der psychischen Belastung, die bestehen kann, kommt es je nach Ausprägung der Krankheit zu Einschränkungen im Alltag. So kann es beim Gehen infolge der Umfangsvermehrung zum Wundscheuern der Innenseite der Oberschenkel kommen. Bei sehr ausgeprägtem Befund kann das Gehen erschwert sein.

Beschwerden

Typisch für das Lipödem bereits im schwach ausgeprägten Stadium sind Spontanschmerzen der betroffenen Körperregion (meistens der Beine) und eine ausgeprägte Hämatomneigung (Neigung zu Blutergüssen) nach Bagatelltrauma.

Es treten typischerweise sehr schnell (nach leichten Stössen) und wiederholt Blutergüsse an den Beinen auf, da die kleinen Blutgefässe im Gewebe verletzlich werden.

Die psychische Belastung findet sich gehäuft bei Lipödem-PatientInnen. Der Krankheitsverlauf kann wohl durch eine Gewichtskontrolle beeinflusst werden, jedoch sind typischerweise beim Lipödem Diäten ineffektiv. Das Beinvolumen bleibt konstant, wenn auch am (nicht betroffenen) Rumpf der Umfang sinkt, sodass das Erscheinungsbild unverändert bleibt. Dies führt verständlicherweise zu Frustrationen, die in Essstörungen enden können.

Auch die permanenten Spotanschmerzen der Beine stellen zusätzlich eine psychische Belastung dar. Diese dumpfen, drückenden Beschwerden nehmen meistens im Laufe des Tages stark zu und werden durch langes Sitzen / Stehen intensiviert.

Stadien der Erkrankung

Es werden 3 Stadien unterschieden:

Stadium I: glatte Haut, Unterhautfettgewebe weich, verdickt, keine Knoten

Stadium II: feinknotige Hautstruktur, Unterhaut verdickt

Stadium III: grobknotige Haut, Fettwülste, Falten

Die drei Stadien eines Lipödems. (photocredit: beobachter.ch)

Die verschiedenen Typen eines Lipödems

Ja nach Lokalisation des Lipödems werden verschiedene Typen unterschieden.

  • Typ 1 Hüfte
  • Typ 2 Hüfte und Oberschenkel
  • Typ 3 Hüfte , Ober- und Unterschenkel
  • Typ 4 Arme
  • Typ 5 Unterschenkel

Es können unterschiedliche Körperregionen in unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein.

Der Verlauf ist nicht absehbar. Oft kommt es zu einer Vermehrung des Fettgewebes und auch der Schmerzen.

Es besteht ein Zusammenhang mit Gewichtszunahme / Übergewicht, das ein Lipödem verstärkt. Die Bewegungseinschränkung ist eine zusätzliche Belastung und fördert das Fortschreiten der Erkrankung. Für die Betroffenen sind ein stabiler Gewichtsverlauf und gemässigte körperliche Bewegung wichtig.

Komplizierend kann es sekundär zum Lymphödem mit verhindertem Abtransport der Lymphe aus dem betroffenen Körpergebiet (z.B. Bein) kommen, insbesondere, wenn über viele Jahre das Lipödem nicht behandelt wurde. Hier kann es im Verlauf zusätzlich zur Verhärtung der Haut im betroffenen Gebiet kommen. Im Verlauf ist auch hier die lokale Immunabwehr geschwächt und es besteht eine höhere Entzündungsgefahr (Erysipel).

Die 5 verschiedenen Typen eines Lipödems. (photocredit: adobestock.com)

Behandlung

Viele selbständige Behandlungsversuche mit vermehrter sportlicher Aktivität und Diäten bleiben erfolglos. Medikamentös bestehen keine Optionen: Entwässerungstabletten sind keine Behandlungsoption, da diese nur das Wasser, nicht die Fettzellen abtransportieren.

Konservative Behandlung

Bei starken Schmerzen / Berührungsempfindlichkeit kann zu Beginn einer Behandlung die Manuelle Lymphdrainage mit anschliessender Kompression helfen, die Druckempfindlichkeit im Gewebe zu reduzieren, sodass im Anschluss eine konsequente Kompression überhaupt möglich wird. Die Manuelle lymphdrainage ist jedoch nicht Teil der dauerhaften Behandlung vom Lipödem.

Das konsequente Tragen von korrekt abgemessenen Kompressionsstrümpfen ist neben der regelmässigen körperlichen Bewegung und der Stabilisierung vom Körpergewicht Grundpfeiler der konservativen Behandlung.

Medikamentöse Behandlung

Keine medikamentöse Behandlung ersetzt die zur korrekten Behandlung des Lip- und Lymphödems empfohlene Kompressionstherapie.

Operative Behandlung

Bei Beschwerdepersistenz unter konservativen Massnahmen kann ein operatives Verfahren diskutiert werden.

Ziel ist die Reduktion des Unterhautfettgewebes mittels Fettabsaugung. Heute werden zunehmend gewebeschonende Verfahren angewendet.

Auch nach einer operativen Therapie ist das Tragen der Kompressionsstrümpfe für die allermeisten Betroffenen zur Behandlung des Lipödems notwendig.