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Blinde Passagiere: Gallen­steine

23. Juli 2024

Gallensteine sind sehr diskret: Die meisten Betroffenen bemerken sie gar nicht. Denn längst nicht bei jedem verursachen Gallensteine Beschwerden. Dennoch gibt es Symptome, mit denen sie sich verraten. Woran Sie Gallensteine erkennen und wie Sie mit gesunder Ernährung vorbeugen.

Gallensteine sind verfestigte Bestandteile der Gallenflüssigkeit – meist Cholesterin. Sie entstehen, wenn sich die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit so verändert, dass einzelne Bestandteile Kristalle ausbilden können. Diese lagern sich zunächst als mikroskopische Festkörper in der Gallenblase ab. Später können sie verklumpen und regelrechte Steine bilden – von wenigen Millimetern bis zur Grösse eines Golfballs.

Bei der Entstehung von Gallensteinen spielt zwar auch die genetische Veranlagung eine Rolle, meist ist aber der eigene Lebensstil schuld an den unerwünschten Brocken. «Eine ballaststoffarme und cholesterinreiche Ernährung sowie Übergewicht und Bewegungsmangel sind die Hauptfaktoren», sagt Dominique Sülberg, leitende Ärztin im Departement Chirurgie des KSB. Denn überflüssige Kilos und Fett kurbeln die Cholesterinproduktion in der Leber an. Der Körper versucht, das überschüssige Cholesterin loszuwerden und über die Gallenflüssigkeit abzutransportieren. Flutet zu viel Cholesterin den Organismus, gerät das System aus der Balance. Der Cholesterinanteil in der Gallenflüssigkeit nimmt überhand und bildet Kristalle – die Vorstufe der Gallensteine.

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Dominique Sülberg behandelt Patienten mit Gallensteinen
Fehlende Symptome bei Gallensteinen

Gallensteine müssen keine Beschwerden verursachen. Die meisten Betroffenen spüren tatsächlich weder Schmerzen noch Einschränkungen. «Man nennt sie deshalb auch stumme Steine», sagt Sülberg und ergänzt: «Manchmal treten unspezifische Beschwerden auf, Blähungen etwa, Aufstossen, ein Völlegefühl oder ein diffuser Druck im Bauch», sagt Sülberg. «Das typische Symptom, mit dem Patienten zu uns kommen, sind aber heftige, krampfartige Koliken, häufig nach dem Essen.» Gefährlich wird es, wenn die Steine in den Gallengang wandern und ihn verstopfen. Der Rückstau des Gallensekrets kann Entzündungen in der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse verursachen. Bei Nichtbehandlung drohen Leberschäden, Blutvergiftung oder Gelbsucht.

Die 5F-Regel

Neben dem persönlichen Lebensstil und der Ernährung gibt es fünf unveränderliche Faktoren, die ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Gallensteine mit sich bringen. Die 5F-Regel fasst diese wie folgt zusammen:

Female (Frau)
Forty (über 40 Jahre alt)
Fertile (mit mehreren Kindern)
Fair (blond und hellhäutig)
Family (genetische Veranlagung)

Frauen über 40 mit mehreren Kindern, hellem Haar und einer entsprechenden Veranlagung bekommen demnach besonders häufig Gallensteine. Es wird vermutet, dass dabei das weibliche Sexualhormon Östrogen eine Rolle spielt. Grundsätzlich können sich die blinden Passagiere aber bei jedem einnisten.

Gesund und abwechslungsreich essen

Wenn sich Gallensteine gebildet haben, lösen sie sich auch durch gesundes Essen nicht auf. Beschwerden kann man aber mit einer ausgewogenen Ernährung durchaus vorbeugen. Eine eigentliche Diät ist dazu nicht notwendig, um schweres, fettiges Essen macht man dennoch besser einen Bogen. Zu viel Fett bewirkt, dass sich die Gallenblase stärker zusammenzieht, um möglichst viel Galle auszuschütten. Denn das ist ihr Job: die Fettverdauung. Durch diesen Vorgang kann eine Gallenkolik ausgelöst werden. Ganz auf Fett zu verzichten, ist bei Gallensteinen allerdings auch keine Lösung: Wird zu wenig Fett aufgenommen, wird der Gallensaft nicht gebraucht, bleibt länger in der Gallenblase und verdickt sich. Was wiederum die Bildung von Gallensteinen begünstigt.
Wichtig ist, ausgewogen und ballaststoffreich zu essen: dreimal täglich Obst oder Gemüse, zweimal wöchentlich Fisch oder helles Fleisch, mindestens dreimal vegetarisch und viel Vollkorn. Blähende Gemüsesorten wie Kohl, Hülsenfrüchte, Zwiebeln und Knoblauch sollte man hingegen vermeiden. Auch Kaffee, Alkohol und gekochte Eier vertragen viele schlecht.

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Blähende Gemüsesorten, Eier und Kaffee sollten bei Problemen mit Gallensteinen vermieden werden
Hausmittel

Bei einer akuten Kolik helfen krampflösende Medikamente wie Buscopan-Zäpfchen. Es gibt aber auch bewährte Hausmittel, die Schmerzen vorbeugen und lindern. Ein Wärmewickel auf dem rechten Oberbauch etwa oder frischer Pfefferminztee. Was sonst noch hilft:
 

Hausmittel

Der hohe Vitamin-C-Gehalt macht überschüssiges Cholesterin wasserlöslich und hilft bei dessen Abbau. Nehmen Sie während zweier Wochen zum Frühstück jeweils einen Teelöffel Zitronensaft mit einer Tasse warmem Wasser ein.

Koliken machen eine Operation nötig

Trotz richtiger Ernährung und natürlicher Schmerzlinderung bleiben häufig Fälle, bei denen der Chirurg ranmuss. Nach jeder Mahlzeit zieht sich das Gallenreservoir zusammen, um Galle auszuschütten und die Fettverdauung zu starten. Wenn die Steine den Ausgang verstopfen, führt das zur gefürchteten Gallenkolik: krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch, die in Rücken und Brustkorb ausstrahlen, dazu Übelkeit und Erbrechen – oft über mehrere Stunden. «Und wer einmal eine Gallenkolik hatte, wird weitere erleben», erklärt Dominique Sülberg. «Wenn dabei die Gallensteine in den Gallengang gepumpt werden und diesen verstopfen, kommt Gelbsucht hinzu. Und wenn sich ein Stein vor der Öffnung der Bauchspeicheldrüse in den Darm festsetzt, kann das sogar lebensgefährlich werden.» Wiederholte Gallenkoliken sind deshalb immer ein Grund für die operative Entfernung der Steine. Mitsamt der Gallenblase – damit sich darin nicht erneut blinde Passagiere einnisten können.

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