Steht bei Ihnen eine Herzschrittmacher-Operation an? Haben Sie den Eindruck, Ihr Herz schlage unregelmässig, oder verspüren Sie in der Herzgegend öfters Druck und Enge? Unsere Herzspezialisten gehen Ihren Beschwerden auf den Grund und begleiten Sie bei der geeigneten Therapie.
Jetzt Termin vereinbarenStellen Sie sich vor, Ihr Herzschlag setzt für einige Augenblicke aus. Ihnen wird schwindlig, Ihr Kreislauf bricht zusammen, Sie werden ohnmächtig. Geschähe das, wenn Sie gerade auf dem Velo oder am Steuer Ihres Autos sitzen, wäre das fatal. Solche gefährlichen Situationen lassen sich mit einem Herzschrittmacher vermeiden. Er hilft Menschen, deren Herz immer wieder kurz pausiert oder generell zu langsam schlägt, indem er dafür sorgt, dass es im Takt bleibt. Auch die Leistungsfähigkeit verbessert er; etwa, wenn die Herzfrequenz bei körperlicher Belastung nicht genügend ansteigt. Doch wann und für welche Menschen ist eine Herzschrittmacher-Operation notwendig?
Wann sich die Herzschrittmacher-Operation lohnt
Jüngere Menschen brauchen eher selten einen Herzschrittmacher; die meisten dieser Patientinnen und Patienten sind zwischen 65 und 80 Jahre alt. Er habe aber auch schon einem Hundertjährigen einen Schrittmacher implantiert, sagt Pascal Köpfli, Leitender Arzt Kardiologie am KSB. Solange sich jemand eines guten Allgemeinzustandes erfreut, hält der Kardiologe die Operation für sinnvoll. «Ein Schrittmacher hält die Leute auf den Beinen», so Köpfli. «Er verhindert, dass sie stürzen und zum Beispiel mit einem Knochenbruch oder sonstigen Verletzungen ins Spital müssen.»
So funktioniert ein Schrittmacher
Der Herzschrittmacher erkennt über Sensoren, wenn das Herz zu langsam oder gar nicht schlägt. Dann gibt er einen elektrischen Impuls ab – der Herzmuskel zieht sich zusammen, ein Herzschlag entsteht. So gibt das Gerät dem Herz den Takt vor. Die positive Folge: Der Kreislauf stabilisiert sich, Schwindel und Ohnmachten bleiben aus, unter Umständen kann sich auch die Leistungsfähigkeit verbessern. Ausserdem passt sich der kleine Taktgeber der Bewegung an. Steigen Sie beispielsweise den Berg hoch, registriert das Gerät, dass Sie stärker atmen oder sich intensiver bewegen. Dann steigert es die Frequenz der elektrischen Impulse und dadurch die Herzfrequenz.
Herzschrittmacher, Defibrillator oder ICD?
Defibrillatoren? Das sind doch die Geräte an öffentlichen Orten, mit denen selbst Laien Menschen wiederbeleben können. Ja, aber nicht nur. Es gibt auch implantierbare Defibrillatoren, kurz ICD. Sie schützen primär vor lebensbedrohlichen (Kammerflimmern) und damit vor dem plötzlichen Herztod. Dadurch verlängert ein ICD das Leben, verbessert aber in der Regel die Lebensqualität nicht. Beim Herzschrittmacher ist es umgekehrt: Er verbessert häufig die Lebensqualität, einen direkten lebensverlängernden Einfluss hat er jedoch nicht.
Eine Herzschrittmacher-Operation steht an: Ist das gefährlich?
Eine Herz-OP ängstige Patienten häufig, meint Pascal Köpfli. Das sei normal, auch wenn eine Herzschrittmacher-Implantation kein grosser Eingriff sei. «Wir operieren nicht am offenen Herzen», erklärt der Kardiologe. «Wir platzieren den Schrittmacher unter das Unterhautfettgewebe auf den Brustmuskel. Ins Herz hinein kommen lediglich Elektroden.» Dies sind zwei bis drei Millimeter dünne Schläuche mit einem winzigen «Zapfenzieher» an der Spitze. Die KSB-Ärzte führen sie über die Gefässe ins Herz und verankern sie im Herzmuskel, damit sie nicht verrutschen. Dabei orientiert sich Köpfli an einem Röntgenbild sowie an einem Elektrokardiogramm (EKG).
Das Herz schlägt während der OP normal. Eine Lokalanästhesie genügt, der Eingriff dauert etwa eine Stunde und ist Routine: Pascal Köpfli und seine Kollegen führen am KSB jährlich gegen 200 Herzschrittmacher- und ICD-Eingriffe durch.
So lange bleiben Sie nach der Herzschrittmacher-Operation im Krankenhaus
Gut die Hälfte aller Herzschrittmacher-Operationen sind ungeplant: Die Betroffenen kommen mit Symptomen wie Schwindel, Bewusstseinsverlust oder Herzrhythmusstörungen in die Notfallstation. Dort zeige sich dann oft, dass sie einen Schrittmacher brauchen. «Ist dies der Fall, führen wir die Implantation meistens noch gleichentags oder am nächsten Tag durch», sagt Köpfli. Gewöhnlich bleiben die Patienten anschliessend noch eine Nacht im Spital.
Was ist an Herzschrittmacher-Mythen dran? Pascal Köpfli gibt Antworten
Gewisse vor allem industriell verwendete Apparate, zum Beispiel Generatoren oder Schweissgeräte, können grössere elektromagnetische Felder generieren. Sie senden Signale aus, die der Schrittmacher als Herzschlag interpretiert. Der elektrische Impuls bleibt aus, obwohl das Herz einen bräuchte. In der Folge droht ein Kollaps. Im Alltag drohen praktisch keine Gefahren, solange man darauf achtet, dass Haushaltsgeräte einwandfrei funktionieren, und man einen Abstand zwischen Gerät und Schrittmacher von mindestens 30 Zentimetern einhält. Dies gilt auch für Smartphones, die man über einen Magnet lädt.
Die andere Hälfte der Implantationen sowie Gerätewechsel führt das KSB geplant und häufig ambulant durch: Die Patienten treten frühmorgens ein und verlassen das Spital am Nachmittag wieder.Ob geplant oder ungeplant: Nach der OP sollten sich die Patienten zwei Wochen lang schonen, bis die Wunde verheilt ist. Eine Woche lang dürfen sie zudem kein Auto lenken.
Sport mit einem Herzschrittmacher – geht das?
Was bedeutet die Implantation für mein Leben danach? Darf ich immer noch alles machen? Mit solchen Fragen ist Pascal Köpfli häufig konfrontiert. Seine Antwort: Grundsätzlich ja! Manchmal geht sogar mehr als zuvor: «Häufig fühlen sich die Leute sicherer und teilweise auch leistungsfähiger, je nachdem, was der Grund für die OP war.» Dass ein eher unsportlicher Patient danach plötzlich Marathons läuft, ist jedoch illusorisch. «Ein Herzschrittmacher verleiht Patienten keine Superkräfte», meint der Kardiologe. Selbst Menschen, die vorher keinen Sport getrieben haben, können jedoch mit einem Schrittmacher damit beginnen. «Dabei gelten die gleichen Regeln wie ohne Schrittmacher», sagt Köpfli, «vorsichtig beginnen und sich bei Unwohlsein an den Hausarzt wenden.»
Ist die Wunde verheilt, sind sportliche Aktivitäten möglich – mit Ausnahme von Sportarten, die den Oberkörper stark beanspruchen, zum Beispiel Tennis. Damit sollte man frühestens etwa einen Monat nach der OP beginnen. Von Kontaktsportarten rät Köpfli eher ab: «Das Gerät liegt unter der Haut. Wiederholte Schläge darauf oder extreme Bewegungen können in seltenen Fällen auch mal Probleme verursachen.»
Die eigentliche Achillesferse der kleinen Geräte sind jedoch die Elektroden. Mit jedem Herzschlag und jeder Bewegung werden sie mechanisch belastet. Schon bei normaler körperlicher Belastung schlägt das Herz rund 100’000 Mal pro Tag. Macht jemand etwa intensives Krafttraining für die Brustmuskulatur, nützen sich die Elektroden möglicherweise stärker ab. Sie lassen sich zwar ersetzen, was aber nicht immer ganz einfach ist. «Das Explantieren ist eine komplexe Operation, die mit einem Blutungsrisiko einhergeht», sagt Köpfli. Alternativ können alte, defekte Elektroden auch im Körper belassen werden, doch das bedeute mehr Fremdmaterial im Organismus. MRI-Untersuchungen zum Beispiel sind danach tabu. Bei einer grossen Mehrheit der Patienten funktionieren die Elektroden aber einwandfrei über Jahrzehnte hinweg, insbesondere wenn solch extreme Belastungen ausbleiben. Zudem sind im höheren Alter Sportarten wie Bodybuilding, Eishockey oder Speerwerfen gewöhnlich auch kein Thema mehr.
Kardiologie am KSB
Text: Julia Guran • Geprüft von: Dr. med. Pascal Köpfli, Leitender Arzt Kardiologie