«Vergleicht man die Geburtenzahlen bei grossen Pandemien des 20. und 21. Jahrhunderts, so kristallisiert sich ein Muster heraus: Mehrere Monate nach dem Ausbruch der Pandemie nehmen die Geburtenzahlen jeweils ab», erklärt Professor Leonhard Schäffer, Leiter der KSB-Geburtsabteilung. Sowohl bei der Spanischen Grippe (1918-1920) in Europa als auch bei Ebola- oder Zika-Epidemien in Afrika (2015) respektive Brasilien (2016) gingen die Geburtenzahlen um bis zu zwanzig Prozent zurück.*
«Etwa anderthalb bis zwei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie haben die Geburtenzahlen dann wieder überproportional zugenommen. Eine ähnliche Entwicklung manifestiert sich nun offenbar auch bei Corona – zumindest, wenn man die Geburtenentwicklung im KSB als Massstab nimmt», sagt Schäffer. Ein Blick auf die Geburtenzahlen der letzten drei Jahre im KSB untermauert diese These:
- 2019: 1677 Geburten
- 2020: 1641 Geburten
- 2021: 1841 Geburten
Aufgrund der Schwangerschaftssprechstunden kann man davon ausgehen, dass der Babyboom in den kommenden Monaten andauern wird. «Wir stellen fest, dass viele Paare ihre Familienplanung an die Situation angepasst haben», sagt Marianne Bauer, leitende Hebamme am KSB. Sie verdeutlicht das mit folgendem Beispiel: «Nahmen sich viele Paare früher oft vor, zuerst die grosse weite Welt zu bereisen, ehe sie die Familienplanung in Angriff nahmen, so setzen sie nun die Prioritäten anders: Baby first.»
Corona erschwert die Geburt
Wegen den Schutzmassnahmen, die es einzuhalten gilt, ist die Geburt zu Corona-Zeiten für das Spitalpersonal komplizierter und für die gebärenden Frauen anstrengender. Dazu kommt, dass viele werdende Mütter mit dem Corona-Virus infiziert sind. Rund zwei Dutzend Frauen, die akut an Corona erkrankt waren, haben im vergangenen Jahr im KSB ein Kind zur Welt gebracht.
Schäffer: «Für die meisten Covid-Patientinnen verlief die Geburt ohne nennenswerte Komplikationen. In einigen Fällen mussten die Frauen jedoch vor oder nach der Geburt auf der Intensivstation betreut werden. Erfreulich und nicht selbstverständlich ist, dass es im KSB keine coronabedingten Todesfälle von Müttern oder Babys gab.»
Besucherbeschränkung: Mütter schätzen Ruhe im Wochenbett
Wegen Corona sind im Wochenbett nur noch zwei Besucher pro Patientin erlaubt. Diese Massnahme kommt meist gut an: «Viele Mütter haben uns mitgeteilt, dass sie die Ruhe nach der Anstrengung rund um die Geburt sehr geschätzt haben. Sie hatten so ausreichend Zeit, um sich zu erholen, zu stillen und das Kind kennen zu lernen», erzählt Marianne Bauer.
Die hohe Weiterempfehlungsrate von 98 Prozent – erhoben durch das unabhängige Unternehmen Swiss QualiQuest – verdeutlicht, dass die Patientinnen mit der Behandlungsqualität der KSB-Geburtsabteilung sehr zufrieden sind.
Ausgezeichnete Hebammen
Ebenfalls sehr geschätzt wird das Angebot einer hebammengeleiteten Geburt, welches das KSB seit November 2018 anbietet. Dabei – der Name sagt es – ist bei der Geburt kein Arzt anwesend. Die Hebamme begleitet die Frau während der Schwangerschaft, unter und nach der Geburt und im Wochenbett eigenständig.
Bisher sind im KSB über hundert Babys durch eine hebammengeleitete Geburt zur Welt gekommen. Seit Dezember 2021 ist es auch amtlich, dass dabei die höchsten Qualitätsstandards eingehalten wurden: Die KSB-Hebammen haben bei der Erstzertifizierung durch den Schweizerischen Hebammenverband die maximale Punktezahl erreicht.
* Vgl. Léo Pomar, Agathe Contier, Jeffrey E. Harris, Guillaume Favre, Karin NielsenSaines, David Baud : Potential Consequences of Sars-Cov-2 Pandemic on Birth Rates and Subsequent Demographics. Invest Gynecol Res Women’s Health. 3(5). IGRWH. 000574.2020.
Die Geburtsabteilung des KSB freut sich über die erfolgreiche Zertifizierung.