Im Geschossbau ist es gängige Praxis, dass jedes Gewerk seine eigenen Befestigungen und Unterkonstruktionen zeichnet und montiert. Ob Heizung, Sanitär, Lüftung, Klima oder Elektro – die am Bau beteiligten Gebäudetechnik-Unternehmen arbeiten in der Regel jedes für sich. Etwa beim Verlegen von Rohren und Leitungen an den Stockwerksdecken. Diese isolierte Vorgehensweise führt aber zu ineffizienten Prozessen, die hohe Kosten verursachen. Sie sorgen für ein Bauobjekt, das mehr Löcher hat als ein Emmentaler Käse und für ein fast undurchschaubares Labyrinth aus Leitungen und Rohren. Im Neubau des KSB wurde deshalb nach einem gemeinschaftlichen Ansatz gesucht.
Die Hilti Schweiz AG hat in Zusammenarbeit mit dem KSB sowie den beteiligten Planern, Ingenieuren und ausführenden Unternehmen speziell für das neue Spital eine koordinierte, gewerkeübergreifende Befestigungstechnik entwickelt, mit der alle Firmen von Beginn an arbeiten konnten. Entstanden ist ein einzigartiges System, das künftig auch in anderen hochkomplexen Bauprojekten zum Tragen kommen könnte, wo ebenfalls hohe technische Anforderungen gerade im Hinblick auf Erdbebensicherheit und Brandschutz gefragt sind.
Grosses Einsparpotenzial in allen Bereichen
Doch wie sieht dieses innovative Befestigungskonzept konkret aus? Anstatt einzelner Konsolen, die jedes Gewerk an den Decken befestigt, wurde im Neubau des KSB eine Mehrfachkonsole entwickelt und montiert. Dadurch wurden am Ende etwa 60 Prozent weniger Befestigungspunkte (Bohrlöcher) sowie rund 50 Prozent weniger Schnitte und Artikel verwendet als bei vergleichbaren Neubauten. Aber nicht nur das: Durch die Vorfabrikation benötigten die Gebäudetechnik-Gewerke knapp 50 Prozent weniger Zeit für die Installation, da sie lediglich die Rohrleitungen in die vorbereiteten Schellen einsetzen mussten – ohne eigene Konsolen zu verbauen. Nebenbei wurden die Einsatzzeiten von Hebebühnen, Leitern oder Gerüsten und somit auch das Verletzungsrisiko für die Bauarbeiter verringert.
Auch in Sachen Nachhaltigkeit kann sich die Bilanz des neuen Konzepts sehen lassen: Weil durch die gemeinsame Lösung weniger Material und Arbeitszeit aufgebracht werden musste, konnten im Vergleich zu konventionellen Befestigungsmodellen fast 50 Prozent CO₂ eingespart werden.
«Wir erzielen für den Bauherrn KSB nicht nur eine technisch und wirtschaftlich ausgeklügelte Lösung, sondern auch die sicherste und somit nachhaltigste», sagt Marco Lüthi, Projektingenieur Spitalbau bei der Hilti Schweiz AG. Sicherheitsaspekte wie Erdbebensicherheit und Brandschutz standen bei der Planung ebenfalls im Blickpunkt, um die Funktionalität des Gebäudes im Ernstfall zu gewährleisten. Zur Erinnerung: Schweizer Spitäler werden stets nach BWK III (Bauwerksklasse 3, höchste Erdbebenertüchtigung) eingestuft, um die kritische Infrastruktur im Notfall aufrecht erhalten zu können.
«Wir sind stolz und erfreut, dass unser Neubau mit dieser Befestigungstechnik eine Vorreiterrolle in der Gebäudetechnik einnimmt», sagt KSB-CEO Adrian Schmitter: «Es ist zugleich auch ein Beleg dafür, dass in unserem Neubau Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und dass wir den Fokus stets auf praktische und effiziente Lösungen gerichtet haben.»
Die Inbetriebnahme des 580 Millionen Franken teuren Neubau des KSB ist im Herbst 2024 geplant.
Innovatives Befestigungssystem im Neubau des KSB: Die Hilti Schweiz AG hat für die HLKSE-Gewerke neue Halterungssysteme entwickelt.