Zurück zur Startseite
Zurück zur Startseite

Künstliche Intelligenz analysiert Hustengeräusche am KSB

19. Juli 2024

Wir kennen es alle: In einem Wartezimmer beim Arzt oder im Spital wird gehustet. Mal mehr, mal weniger. Daraus aber Rückschlüsse zu ziehen, ob ein erhöhtes Ansteckungspotenzial vorliegt oder eine Grippewelle im Anmarsch ist – unmöglich. Bislang jedenfalls. Nun hat Resmonics, eine Spin-off-Firma der ETH Zürich, eine Software entwickelt, die mithilfe künstlicher Intelligenz Hustengeräusche auswerten kann. Über die akustische Analyse der Umgebung gibt das Gerät dann ein visuelles Zeichen für das erhöhte Risiko von respiratorischen Erkrankungen. Die Sensoren leuchten als Warnung in einer anderen Farbe. Als erstes Spital in der Schweiz setzt das KSB diese Sensoren ein.

 


 

KSB-Infektiologen Benedikt Wiggli und Andrée Friedl den Sensor von Resmonics
Gut aufgestellt: Im Wartezimmer der Notfallpraxis begutachten die KSB-Infektiologen Benedikt Wiggli und Andrée Friedl den Sensor von Resmonics

«Wir Infektiologen sind immer an innovativen Techniken interessiert», sagt Andrée Friedl, Leitende Ärztin Infektiologie und Infektionsprävention am KSB: «Wir freuen uns auszuprobieren, ob wir das epidemische Auftreten respiratorischer Infektionen über die Analyse von Hustengeräuschen früher und zuverlässiger erfassen können als über das Abwassermonitoring oder den Nachweis von Viren bei Patienten.». Derzeit sind die Geräte, die aussehen wie Lautsprecher-Boxen, an sieben Orten im KSB platziert. Unter anderem in der Wartezone der Notfallpraxis, in einem Gang auf einer medizinischen Normalstation, im KSB Fitness, in einem Ärztebüro oder im Caffè Orizzonte.

Andrée Friedl Portrait

Wir Infektiologen sind immer an innovativen Techniken interessiert

Andrée Friedl

Leitende Ärztin Infektiologie

Das Ziel des Innovationsprojekts: Besserer Infektionsschutz für Patienten und Personal

 

In der ersten Studienphase bis Ende September werden die Geräte in einem reinen Analysemodus im KSB laufen. Das bedeutet: Die Sensoren arbeiten im passiven Modus. Sie sammeln Daten, geben aber kein aktives Feedback. Die zweite Phase des vom Health Innovation Hub Aargau initiierten Projekts am KSB beginnt im Herbst. Dann wird die Farbänderung des Sensors ein erhöhtes Infektionsrisiko darstellen. «Mit dieser Lösung möchten wir Patienten besser schützen und das Personal in Gesundheitseinrichtungen entlasten, indem der Infektionsschutz verbessert und krankheitsbedingte Ausfallzeiten verringert werden», sagt Resmonics-CEO Peter Tinschert.

 

Doch wie funktionieren die Geräte? Die verbauten Sensoren in den Geräten können die Luftqualität und die Atemsymptome messen. In kurzen Audiosegmenten sucht die KI dann nach akustischen Mustern. Ein Husten hat zum Beispiel eine sehr charakteristische Signatur durch das laute Ausstossgeräusch und den Vorteil, dass es ein klares Symptom für akute Atemwegsinfektionen wie Grippe oder Covic-19 ist. Genau diesen Husten erkennt die KI, die seit 2016 an der ETH Zürich entwickelt und an den Daten von Patienten mit akuten und chronischen Atemwegserkrankungen trainiert wurde. Daraus erstellt sie eine Risikoanalyse und warnt, in dem sie das Gerät in einer anderen Farbe leuchten lässt. Auch der Datenschutz ist dabei gewährleistet. Es werden keine Gespräche mitgeschnitten oder archiviert. Das Gerät wurde nur dafür entwickelt, Hustengeräusche zu erkennen. Andere Symptomgeräuscharten werden zurzeit noch nicht erfasst.

Gruppenbild
Andrée Friedl (Leiterin Infektiologie/v. li.), Matthias Groh (Resmonics-Mitbegründer), Peter Tinschert (Resmonics-CEO), Benedikt Wiggli (Leitender Arzt Infektiologie) und Marjan Kraak (Innovationsmanagerin des KSB Innovation Hubs) stellen den KI-Hustensensor im KSB vor.

Infektionswellen können bis zu zwei Wochen früher erkannt werden

«In den bisherigen Pilotstudien hat das direkte Feedback zu einem höheren Bewusstsein für Hygienemassnahmen sowie der besseren Durchführung von Infektionsschutzmassnahmen geführt», erklärt Resmonics-Mitbegründer Matthias Groh. Mehr noch: Durch die objektive Messung des Hustens in Gesundheitseinrichtungen konnten bevorstehende Infektionswellen bis zu zwei Wochen im Voraus erkannt werden. Auch im KSB sollen diese durch KI gewonnenen Informationen den Infektiologen helfen, die Präventionsmassnahmen im Spital zu verbessern. «Unser Ziel ist es, frühzeitig zu erfahren, ob eine hohe oder tiefe Gefährdung für respiratorische Infektionen besteht», sagt Andrée Friedl, Leiterin der KSB-Infektiologie: «Bei hohem Risiko könnte man dann etwa eine Maske anziehen.»

 

Für Resmonics hat die Innovationspartnerschaft mit dem KSB eine besondere Bedeutung, da dadurch erstmals Daten aus dem Spitalalltag in die Studien einfliessen. Auch den Umzug in den KSB-Neubau Ende Februar 2025 werden die Messgeräte mitmachen. Dann, nach zwei Jahren, soll das Produkt die Marktreife erlangt haben.

Haben Sie Fragen?

War diese Seite hilfreich?

Ja
Nein