Das Raynaud-Phänomen, benannt nach dem Erstbeschreiber, dem französischen Arzt M. Raynaud, ist gekennzeichnet durch eine anfallsartige auftretende Durchblutungsstörung in den Fingern gefolgt durch das Auftreten von weissen oder blauen Fingern. Es können aber auch die Zehen, das Ohrläppchen, die Nasenspitze oder selten einmal die Brustwarze betroffen sein. Anfallsartiges:
Symptome
Die Symptome – leichenblass werden einzelner Finger oder der ganzen Hand, gefolgt von einer tiefblauen und anschliessend roten Verfärbung - treten besonders bei Kälte oder emotionalem Stress auf. Assoziierte Symptome können Schmerzen, „Kuhnagel“ und ein Taubheitsgefühl sein. Mit Symptomen wird das Raynaud-Phänomen zu einem Raynaud-Syndrom. Die Ursache hierfür sind Verkrampfungen kleinerer Arterien. Ist die Attacke, die wenige Minuten bis mehrere Stunden andauern kann, vorbei (meist in wärmerer Umgebung), d.h die kleineren Arterien entspannen sich wieder, laufen die Finger (Zehen etc.) dunkelrot an, beginnen zu jucken, brennen, stechen oder pochen.
Normalerweise reguliert der menschliche Körper in kalter Umgebung seine zum Überleben wichtige Kerntemperatur durch ein Zusammenziehen der Blutgefässe um dem Wärmeverlust entgegenzuwirken, und in warmer Umgebung mit einer Erweiterung derselben um einem Hitzestau vorzubeugen. An dieser Regulation sind Nerven, Hormone, Blutplättchen sowie die Gefässinnenwand (=Endothel) beteiligt. Bei Personen mit Raynaud scheint diese normale Reaktion übermässig aufzutreten.
Krankheitsformen
Man unterscheidet zwischen einem primären und einem sekundären Raynaud-Syndrom. Die primäre Form ist viel häufiger und in ca. 80% für die Raynaud-Symptomatik verantwortlich. Sie ist eine rein funktionelle Störung der kleinen, die Akren (=Körperenden) versorgenden Gefässe ohne erkennbare Grunderkrankung. Charakteristisch ist ein beidseitiger Befall der Hände und/oder Füsse, der Daumen bzw. die grossen Zehen sind meist ausgespart. Die Krankheit tritt in der Regel vor dem 40. Lebensjahr auf und in ca. einem Viertel der Patienten besteht eine familiäre Belastung. Frauen sind davon weitaus häufiger betroffen als Männer.
Bei der sekundären Raynaud-Krankheit liegt häufig ein ungleicher Befall der Hände und/oder Füsse vor, was auf eine andere zugrundeliegende Erkrankung hinweist. Meist handelt es sich um eine Gefässentzündung im Rahmen einer Rheumaerkrankung, oder um eine Gefässverkalkung (Arteriosklerose). Beim Fortschreiten der Erkrankung kann es zu Wachstumsstörungen der Nägel sowie Absterben der Fingerkuppen (='Rattenbissphänomen') kommen. Die Langzeitprognose hängt von der Grunderkrankung ab.
Behandlung und Therapie
Da die Ursache des primären Raynaud-Phänomens nicht bekannt ist, kann der Arzt nur die Symptome lindern. Neben allgemeinen Massnahmen wird oft versucht, die Blutgefässe mit Hilfe von Medikamenten (Nitroglycerinsalben oder Tabletten) zu erweitern. Obwohl eine solche Behandlung häufig angewandt wird, ist sie problematisch, denn viele Raynaud-Patienten haben einen niedrigen Blutdruck, der durch die Gefässerweiterung noch weiter gesenkt wird. Ebenfalls gefässerweiternd wirkt Nitroglyzerinsalbe. Trägt man dieses Mittel auf die Finger auf, dehnen sich die darunter liegenden Arterien aus.
Bei einem sekundären Raynaud Phänomen richtet sich die Behandlung nach der Grundkrankheit. Schwere Fälle werden mit Bosentan (bei Sklerodermie), Phosphodiesterase (PDE)-5-Inhibitoren (Sklerodermie) oder gefässerweiternden Infusionen (Ilomedin i.v) behandelt.
Bei einem sehr weit fortgeschrittenen Raynaud-Syndrom bei refraktären Schmerzen wird manchmal eine lokale oder regionale Nervenblockade durchgeführt.