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Eine Sehnenscheiden­entzündung operieren? Nur im Ausnahmefall

31. Mai 2024

Sehnenscheidenentzündungen sind schmerzhaft und lästig. Oft heilen sie von selber, manchmal aber braucht es ärztliche Unterstützung. Die Handchirurgin Anja Gerstenberg klärt die drängendsten Fragen zur Erkrankung.

Tendovaginitis ist der medizinische Fachbegriff der berüchtigten Sehnenscheidenentzündung. Oft ist die Hand oder das Handgelenk betroffen – oder beide. Sehnenscheiden können sich aber auch an anderen Stellen im Körper entzünden, etwa am Arm oder Fuss. KSB-Handchirurgin Anja Gerstenberg klärt auf über die schmerzhafte Entzündung.

Was genau ist eine Sehnenscheidenentzündung?

Die Sehnen in unserem Körper sind von Hüllen umgeben, den Sehnenscheiden. Diese Hüllen schützen sie und enthalten eine Flüssigkeit, sodass die Sehnen mit möglichst wenig Reibung durch sie hindurchgleiten. An bestimmten Stellen werden die Sehnen manchmal stärker beansprucht als an anderen – zum Beispiel am Handgelenk. Starke Belastung reizt die Sehnenscheiden, dadurch können sie sich entzünden.

Welche Symptome löst eine Sehnenscheidenentzündung aus?

Eine Sehnenscheidenentzündung kann unterschiedlich ausgeprägte Symptome aufweisen. «Schmerzen aber gehören fast immer dazu, vor allem dann, wenn die betroffene Stelle bewegt oder belastet wird», sagt Anja Gerstenberg. Ein weiteres mögliches Symptom ist ein Knirschen im Sehnenverlauf, das man über der Sehne spürt. Ist die Sehnenscheidenentzündung sehr ausgeprägt, kann es zu Bewegungseinschränkungen und sogar zu Schwellungen und Rötungen des Gewebes darüber kommen.

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Helfen Quarkwickel gegen Sehnenscheidenentzündung? Erwiesen sei es nicht, sagt Handchirurgin Anja Gerstenberg, und rät: «Hören Sie auf Ihren Körper und finden Sie heraus, was Ihnen guttut.»
Was kann ich gegen eine Sehnenscheidenentzündung tun?

Als erste Massnahme sollten Sie die entzündete Stelle schonen und nicht belasten. Manchmal ist sogar eine Ruhigstellung in einer Schiene notwendig. Kühlen mit Coldpacks bringt ebenfalls oft Linderung. Der Arzt kann entzündungshemmende Medikamente verschreiben. Gerstenberg sagt: «Sinnvoll sind oft ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz, falls die Beschwerden auf die berufliche Tätigkeit zurückzuführen sind.»

Welche Hausmittel helfen gegen eine Sehnenscheidenentzündung?

Viele Patienten berichten, dass ihnen Quark- oder Essigsaure-Tonerde-Wickel Linderung verschaffen, da sie kühlen und Entzündungen hemmen. Allerdings ist ihre Wirkung gegen entzündete Sehnenscheiden wissenschaftlich nicht belegt. Hören Sie auf Ihren Körper und finden Sie heraus, was Ihnen guttut.

Nützt Tape gegen eine Sehnenscheidenentzündung?

Wer eine entzündete Sehnenscheide selbst tapen will, kann das tun. «Werden die Beschwerden durch das Tape weniger stark, ist das gut. Bleiben sie gleich, so schadet es immerhin nicht. Und wenn die Schmerzen stärker werden, ist es besser, das Kinesiotape wieder abzunehmen», sagt Anja Gerstenberg. Die Sehnenscheidenentzündung ist so individuell, dass Tape in Einzelfällen tatsächlich Linderung bringt, in anderen Fällen jedoch nichts bewirkt.

Gibt es Übungen, die bei einer Sehnenscheidenentzündung helfen?

Auch wenn im Netz zahlreiche Videos und Anleitungen zu Übungen gegen Sehnenscheidenentzündung kursieren: Aus medizinischer Sicht ist ihre Wirkung nicht belegt. Grundsätzlich ist Schonung angezeigt.

Wann muss ich mit einer Sehnenscheidenentzündung zum Arzt?

Wenn Sie nur leichte Schmerzen haben, können Sie erst einmal zuwarten und darauf hoffen, dass die Entzündung von alleine abklingt. Haben Sie starke Schmerzen, gehen Sie besser zum Arzt. Vor allem, wenn sie schon ein paar Tage bestehen. «Indem Sie den Arztbesuch hinausschieben, tun Sie sich keinen Gefallen», so Gerstenberg.

Wie behandeln Ärzte eine Sehnenscheidenentzündung?

Je nach Entstehung, Ausprägung und Dauer der Beschwerden versuchen die Ärzte zuerst, durch Schonung und Ruhigstellung eine Besserung zu erzielen. Manchmal kombiniert mit entzündungshemmenden Medikamenten, sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika. Oft beziehen sie die Ergotherapeuten mit ein. Sie unterstützen die Patienten zum Beispiel durch Kinesiotaping. Vor allem aber korrigieren sie mit den Patienten bestimmte Bewegungsmuster mittels entsprechender Übungen.

«Manchmal sind aber auch aggressivere Vorgehensweisen erforderlich, wie zum Beispiel die Injektion von Kortison oder selten auch eine Operation», sagt Anja Gerstenberg. Die Behandlung ist sehr individuell auf den betroffenen Patienten zugeschnitten.

Warum sind manche Menschen eher betroffen als andere?

Niemand ist vor der Tendovaginitis gefeit. Jeden gesunden Erwachsenen, aber auch Jugendliche und Kinder kann es treffen. Risikofaktoren sind übermässige Belastungen, repetitive Bewegungen im Alltag und Fehlhaltungen. «In meiner Erfahrung gibt es aber keine bestimmten Berufe oder Sportarten, die das Risiko auf Entzündungen der Sehnenscheiden merklich erhöhen», so Gerstenberg.

Handchirurgie am KSB

Vermuten Sie, an einer Sehnenscheidenentzündung zu leiden, und klingen die Schmerzen nicht ab? Wir klären die Ursachen und finden eine geeignete Behandlung.

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Text: Valentin Oberholzer • Geprüft von: med. pract. Anja Gerstenberg, Stv. Leitende Ärztin Handchirurgie

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