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Jetzt für die Sprechstunde anmelden«Eine ausgewogene Ernährung kann beim Lipödem zumindest dazu beitragen, dass sich das Problem nicht verschlimmert», sagt KSB-Ernährungsberaterin Denise Bachmann. «Ausserdem setzen wir auf die kohlenhydratreduzierte Ernährung, auch Keto-Diät genannt.» Und präzisiert: Diät bedeute im medizinischen Kontext eine gewisse Ernährungsweise.
Die KSB-Ernährungsberaterinnen entwerfen einen individuellen, kohlenhydratarmen Ernährungsplan (Low Carb), um das Gewicht langsam zu reduzieren und zu stabilisieren. «Aber das Ödem wird dadurch nicht geheilt», räumt Bachmann ein.
So funktioniert die ketogene Diät
Bei der ketogenen Ernährung nehmen Patienten in einer ersten Phase extrem wenig Kohlenhydrate zu sich. Dadurch gerät der Stoffwechsel in die sogenannte Ketose. Der Körper mobilisiert die Reserven aus dem Fettdepot. Die daraus entstehenden Ketone liefern dem Körper die nötige Energie.
Längerfristig essen Patientinnen dann täglich rund 125 Gramm Kohlenhydrate. Das ist zwar wenig, aber zählt immer noch als gesunde Ernährung. Da sich der Körper zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Ketose befindet, ist die kohlenhydratreduzierte Ernährung am KSB keine ketogene Diät im medizinischen Sinne. Eingeschränkt werden Getreideprodukte, Kartoffeln, Reis und Früchte. Auf den Teller kommen Lebensmittel wie Gemüse, Fleisch, Tofu, Fisch und Eier.
Wichtig ist ein stabiles Gewicht
«Zum Ketokonzept gibt es wenige wissenschaftliche Daten und keine Erfolgsgarantie. Am KSB haben wir damit aber durchaus gute Erfahrungen gemacht», sagt Denise Bachmann. Lipödem-Patientinnen konnten abnehmen, bewusster essen und mehr Sport treiben. All das führe auch zu einem besseren psychischen Befinden. Am wichtigsten ist es laut Thali, einen Jojo-Effekt zu verhindern.
Die Ernährungsberaterin empfiehlt gerade Frauen, bei denen es Lipödeme in der Familie gibt, ein gesundes, stabiles Gewicht anzustreben. Auch ein aktiver Lebensstil sei ratsam. Vor allem bei hormonellen Veränderungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause gelte es, aufzupassen und gegebenenfalls schnell zu reagieren.
Und beim Lymphödem? Laut Denise Bachmann kann auch hier eine kohlenhydratarme Ernährung helfen. «Es kann sein, dass einer Patientin ein bestimmter Ernährungsstil guttut. Die Ernährung ist etwas sehr Individuelles. Bei beiden Erkrankungen sprechen einige Patientinnen auf Ernährungsumstellungen an, andere aber nicht.»
Die Merkmale des Lipödems
Ein Lipödem ist eine krankhafte Vermehrung von Fettgewebe in der Unterhaut. Normalerweise tritt die Krankheit nur bei Frauen auf. Bei der Erkrankung schwellen jeweils beide Beine oder Arme an. Dabei bleiben Oberkörper, Hände, Füsse und Gesicht schlank. Dadurch kann man die Krankheit klar von Fettleibigkeit (Adipositas) unterscheiden.
Besteht eine Vorgeschichte in der Familie, neigen Frauen eher dazu, ein Lipödem zu entwickeln. «Starke Veränderungen des Hormonhaushalts, wie in der Pubertät, während der Schwangerschaft oder in der Menopause, wirken begünstigend für ein Lipödem», sagt Elvira Gloor, Oberärztin Angiologie am KSB. Auch eine rasche Gewichtszunahme oder ein Jojo-Effekt gälten als Risikofaktor.
Symptome bekämpfen beim Lipödem
Nach erfolgter Diagnose kann man in der Therapie bisher nur die Symptome angehen. «Wir wollen die Schmerzen behandeln und eine Stabilisation erreichen», so Gloor. Kompressionsstrümpfe und manuelle Lymphdrainagen gehören zur Behandlung eines Lipödems am KSB. Doch laut Gloor ist die Wirkung noch unklar. Immerhin sprächen einige Patientinnen darauf an, so die Gefässspezialistin.
Die letzte Massnahme bei einem Lipödem: die Liposuktion. Bei dieser operativen Fettabsaugung entfernt die Ärztin das überschüssige Fett und Wasser. Dadurch wird die Extremität wieder schlanker. «Ob Patientinnen nach einer Liposuktion aber wirklich weniger Beschwerden haben, ist umstritten», sagt Elvira Gloor. Die Liposuktion helfe nicht in jedem Fall, oder aber die Effekte seien nicht dauerhaft.
Lymphödem: «Wasser in den Beinen»
Auch vom Lymphödem sind eher Frauen betroffen. Allerdings schwellen hier die Beine unterschiedlich stark an. Das Lymphsystem, welches Flüssigkeit aus den Zellen von Abfallstoffen reinigt und wieder in den Kreislauf bringt, weist einen Fehler auf. Dieser kann angeboren sein (primäres Lymphödem) oder entstehen, wenn bei einer Operation oder Verletzung Lymphgefässe beschädigt wurden (sekundäres Lymphödem). Typischerweise tritt ein Lymphödem nach einer Tumorentfernung auf, wenn beim Eingriff auch Lymphknoten oder andere Lymphgefässe entfernt wurden.
Das Stemmersche Zeichen
Ein klares Zeichen für ein Lymphödem ist das Stemmersche Zeichen: Kann man die Haut über der zweiten oder dritten Zehe nicht kneifen und anheben, so ist das Zeichen positiv. Die Diagnose: Lymphödem.
Trägt das Lymphsystem die Lymphflüssigkeit nicht mehr richtig ab, sammelt sich diese in den Räumen zwischen den Zellen an. Weil die Lymphgefässe die Flüssigkeit nicht mehr nach oben pumpen können, schwellen der Fuss und das Bein an.
Die eiweissreiche Flüssigkeit im Gewebe ist ein optimaler Nährstoff für Bakterien und Pilze. «Deswegen müssen Betroffene besondere Acht auf Hautpflege geben, denn schon kleinste Schnitte oder Stiche können Entzündungen auslösen», sagt Gloor. Um die betroffene Extremität zu schonen, verzichten Ärzte gar auf Blutdruckmessungen oder Stiche für die Blutentnahme. Ausserdem sollten Patientinnen weder Armbänder noch Uhren tragen.
Behandlung des Lymphödems
Beim Lymphödem besteht die Behandlung vor allem aus Kompressionstherapie. Das bedeutet Strümpfe oder einen Verband, kombiniert mit regelmässigen manuellen Lymphdrainagen. «Das Fett mittels Liposuktion abzusaugen, kommt beim Lymphödem nicht infrage», sagt Elvira Gloor.
Angiologie am KSB
Text: Valentin Oberholzer • Geprüft von: Elvira Gloor, Oberärztin Angiologie, und Denise Bachmann, Ernährungsberaterin