Männer melden sich direkt für die Sprechstunde an unter maennergesundheit@ksb.ch oder 056 486 30 12. Beschreiben Sie kurz Ihre Symptome und Risikofaktoren und geben Sie uns Ihr Alter bekannt. So entscheiden wir, welcher der drei Ärzte Sie zuerst untersucht. Alternativ überweist Sie der Hausarzt an unsere Sprechstunde.
Zur Männersprechstunde«Viele Männer tragen sich selber nicht Sorge. Sie gehen erst auf Drängen ihrer Frau zum Arzt oder in eine Vorsorgeuntersuchung», sagt Manuela Birrer, Gefässspezialistin am KSB. Diese Erfahrung macht die Angiologin häufig in ihrer Sprechstunde. «Spreche ich die Männer dann auf konkrete Beschwerden an, erzählen sie aber bereitwillig von ihren Problemen.» Viele dieser Beschwerden, wie etwa die Erektionsstörung, haben unterschiedliche Ursachen. Dazu gehören Gefässverengungen, hormonelle oder andere physische und auch psychische Probleme. Um diese oft komplexen Gründe zu eruieren, entwickelte Manuela Birrer die Idee der Männersprechstunde. Das Angebot unter dem Leitsatz «Alles für den Mann» richtet sich an Männer ab Mitte 40. «Ziel ist es, dem Mann eine umfassende, disziplinenübergreifende Vorsorge und Behandlung zu bieten», erklärt sie.
Der starke Mann
Männer sterben im Schnitt sechs bis acht Jahre früher als Frauen. Mehr als 40 Prozent von ihnen erleiden einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine andere Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die Gründe dafür sind vielfältig, viele sind aber auf die Sozialisation zurückzuführen. «Männer werden wettbewerbs- und leistungsorientiert erzogen», sagt Manuela Birrer. «Für sie sind harte Arbeit und Erfolg zentral.» Die möglichen Folgen: Männer gehen mit ihrem Körper rücksichtsloser um als Frauen und übersehen oft Überlastungssignale. Zudem pflegen sie eine «Ersatzteil-Mentalität» – was nicht funktioniert, kann man einfach austauschen. Kommen dann noch Übergewicht, Alkohol, Nikotin oder mangelnde Bewegung dazu, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Erektionsstörung wegen verkalkter Arterie
Diese Risikofaktoren begünstigen die Entstehung einer Arteriosklerose. Dabei lagern sich Fette in den Arterien ab und führen zu einer Verengung derselben. Es fliesst deshalb weniger Blut durch diese Gefässe. Das führt zu Durchblutungsstörungen wie beispielsweise dem Raucherbein oder zu Erektionsproblemen. «Rund 40 Prozent der Erektionsstörungen sind auf vaskuläre Ursachen zurückzuführen», sagt Manuela Birrer. «Entdecken wir in der Abklärung eine verengte Arterie im Beckenbereich, können wir die Erektionsstörung in ausgewählten Fällen behandeln.»
Manuela Birrer betont, wie wichtig es ist, sich bei Erektionsstörungen auch angiologisch und kardiologisch abklären zu lassen. «Die erektile Dysfunktion gilt als Risikofaktor für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie geht diesen ein paar Jahre voraus», sagt sie. «Ist ein Gefäss von Arteriosklerose betroffen, sind es meist auch andere.» Im schlimmsten Fall bricht eine Plaque auf und führt zu einer Verstopfung der Arterie. Der Blutfluss wird unterbunden, der Mensch erleidet einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
Risikofaktoren analysieren
Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte – die Spezialgebiete von Michelle Egloff, Endokrinologie und Diabetologie, sind auch in der Männersprechstunde gefragt. «Die Auslöser dieser Krankheiten gründen oft im Lebensstil des Patienten», sagt sie. Stress, Alkohol und Nikotin, schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung, Übergewicht: All das sind Risikofaktoren für oben genannte Erkrankungen. «Daher analysieren wir in der Sprechstunde jeweils zuerst den Lebensstil des Mannes. Dabei identifizieren wir die Risikofaktoren», sagt Egloff. Mit den Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen der Männersprechstunde will sie diese Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln. Und im Idealfall sogar verhindern.
Auch Michelle Egloffs Fachgebiet beschäftigt sich mit Erektionsstörungen. «Stress oder Versagensängste, aber auch Nebenwirkungen von Medikamenten oder ein Mangel an Testosteron kommen als Auslöser für eine Erektionsstörung in Frage», sagt sie. Bei einem Mangel an Geschlechtshormonen spricht man von einem Hypogonadismus. Die fehlende oder verminderte Produktion von Hormonen kann Ursachen im Gehirn oder im Hoden selbst haben. Sie kann auch von anderen Erkrankungen oder Medikamenten ausgelöst werden. «Ziel ist es, die Ursache zu finden und zu behandeln», so Michelle Egloff. «Eine künstliche Zufuhr von Testosteron kommt bei einer Erektionsstörung erst als zweite Option in Frage.»
Vorsorge bei Prostata zentral
Zum Team der Männersprechstunde gehört auch der Urologe Philipp Maletzki. Obwohl es in seiner Sprechstunde um mehr als Erektionsstörungen und Prostataprobleme geht, gilt der Prostata ein spezielles Augenmerk. Denn rund 80 Prozent aller Männer ab 60 Jahren haben Prostatabeschwerden. Das Spektrum reicht von einer gutartigen Vergrösserung der Prostata – die zu Beschwerden beim Wasserlassen führen kann – bis zu Prostatakrebs. «Das Heimtückische am Prostatakrebs ist, dass er im noch heilbaren Anfangsstadium keine bis wenige Beschwerden verursacht», sagt Philipp Maletzki. «Deshalb ist die Vorsorgeuntersuchung so wichtig.»
Muss die Prostata bestrahlt oder ganz entfernt werden, treten häufig auch Erektionsstörungen als ungewollter Nebeneffekt auf. «Sind andere physische oder psychische Ursachen ausgeschlossen, prüfen wir zunächst mögliche medikamentöse Therapien mit Tabletten oder Spritzen. Alternativ dazu oder ergänzend besprechen wir auch Hilfsmittel wie zum Beispiel den Einsatz eines Penisrings oder einer Vakuumpumpe. In eher seltenen Fällen kann auch mal eine Penisprothese als Therapiemöglichkeit in Frage kommen», sagt Daniel Disteldorf.
Die Männersprechstunde am KSB
Text: Isabelle Frühwirt • Geprüft von: Manuela Birrer, Leitende Ärztin Angiologie