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Malen und kleben: Kunsttherapie in der Palliative Care

26. Juni 2024

Bei der Kunsttherapie in der Palliative Care am KSB geht es darum, Abwechslung in den Alltag schwerkranker Patienten zu bringen. Kunsttherapeutin Jasmina Filati Kinkela erklärt, wie Kunst und Kreativität auch diesen Patienten Freude und Kraft bringen können.

Kunsttherapeutin Jasmina Filati Kinkela bewegt sich in ihrem Berufsalltag zwischen Schicksal und Happyend. Sie arbeitet als Teamleiterin Care Management am KSB. Zusätzlich betreibt sie ein Kino. Auf der einen Seite lockt die oftmals heile Filmwelt. Auf der anderen Seite befasst sich Filati Kinkela mit schwerstkranken Patienten. Menschen, die auf der Station 112 liegen. Menschen in der Hauptrolle ihres ganz persönlichen, echten Films – der sich dem Ende zuneigt. Denn in der Palliative Care geht es nicht mehr darum, die Ursachen einer Erkrankung zu bekämpfen, sondern die Schmerzen und andere Symptome in den Griff zu bekommen. Es geht darum, den letzten Teil des menschlichen Daseins so angenehm wie möglich zu gestalten.

Wenn schwerkranke Patienten kreativ sind

Jasmina Filati Kinkela zeigt kreative Werke aus der Kunsttherapie auf der Palliativstation.

Erklärvideo
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Der Einstieg ins Seelenleben

«Das Leben ist nicht nur leicht oder schwer, es gehören auch andere Dinge dazu», sagt Jasmina Filati Kinkela. «Aber es ist schön, wenn ich den Alltag der Patienten mit Kunst etwas erhellen kann.» Und genau das ist ihre Aufgabe. Die Patienten der Palliativstation werden bereits beim Eintritt gefragt, ob sie einen Besuch der Musiktherapeutin oder der Kunsttherapeutin möchten. Malen und zeichnen allerdings sei bei vielen mit unangenehmen Erinnerungen während der Schulzeit verbunden. Filati Kinkela: «Das ist schade, denn Kreativität tut gut – egal, ob man gesund oder krank ist.» Die Kunsttherapeutin findet im Gespräch heraus, welche Farben, Formen oder Motive das Gegenüber erfreuen. «Den Einstieg mache ich mit Postkarten, aus denen die Patienten eine auswählen und behalten dürfen. Das können Tierbilder sein, Naturfotos oder gemalte Sujets, alles querbeet.» Damit ist das Eis oft gebrochen. «Diese Bilder sind der Einstieg ins Seelenleben, in das, was die Menschen in diesem Moment beschäftigt. Darüber diskutieren wir gemeinsam.»

Ein bisschen Trost auf der Palliativ Care Station

In der Kunsttherapie am KSB geht es darum, dass die Patienten ihren beschwerlichen Alltag kurz verlassen können. «Mein Ziel ist es, den Menschen Zeit zu schenken, abseits von Behandlung und Diagnose. Es geht darum, zu gestalten, kreativ zu sein», sagt Jasmina Filati Kinkela. Wobei es auch Patienten gibt, die nicht mehr in der Lage sind, einen Farbstift zu führen oder gar Sujets auszuschneiden. «Ich helfe ihnen dabei und zeichne oder male auf Anweisung. Auch so entsteht etwas Persönliches, das Freude bereitet und dadurch vielleicht ein bisschen Kraft gibt.» Das Resultat dürfe die Patienten durchaus noch weiter beschäftigen, aber keinesfalls belasten. «Es ist kein explizit therapeutischer Ansatz, den ich verfolge. Wichtig ist, einen positiven Effekt zu erzeugen. Es geht darum, etwas Bedeutungsvolles zu schaffen, das die Menschen sehen und in den Händen halten können.»

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Gemeinsam mit Ihren Patienten erstellt Kunsttherapeutin Jasmina Filati Kinkela einmalige Kunstwerke

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Ein Patient entschied sich für ein Bild eines Berner Rosenapfelbaumes.

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Klare Vorstellungen der Patientin verhalfen diesem Schmetterling zu strahlender Farbkraft.

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Eine Collage des persönlichen Garten Edens der Patientin.

Die Kraft der Farben und Formen

Während der Kunsttherapiestunde gibt’s auch traurige Momente. Weinende Patienten, andere, deren Zustand sich von Woche zu Woche stark verschlechtert. «Ein Bild oder eine Collage ist meistens ein Ausdruck des aktuellen seelischen oder körperlichen Zustands», erzählt Jasmina Filati Kinkela. Farben und Symbolik spielen dabei eine grosse Rolle. «Gemeinsam mit einer schwerkranken Frau habe ich einen Schmetterling gemalt. Sie hatte klare Vorstellungen und hat sich für die Farben Blau, Gelb und Gold entschieden.» Farben, die für Begriffe wie Unendlichkeit, Licht und Wärme stehen. «Die Frau war sehr glücklich mit dem Bild. Sie konnte ein letztes Mal eine eigene Idee umsetzen. Zwei Tage später starb sie.» Szenen, die eben nicht dem klassischen Happyend eines Hollywoodfilms entsprechen, dafür aber umso echter sind: «Es ist eine spezielle Art von Zufriedenheit, welche die Patienten dann verspüren. Jemandem am Ende seines Lebens einen solchen Moment zu ermöglichen, erfüllt mich persönlich sehr.»

Die Palliative Care am KSB

Von der medizinischen Betreuung über die Seelsorge, Ernährungsberatung, Logopädie bis zur Musik- und Kunsttherapie: Die Palliative Care am KSB bietet ein breites Spektrum an Angeboten, um schwerkranken Patienten mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Erfahren Sie mehr über Palliative Care am KSB. Wer sich zusätzlich für Unterstützungsangebote im Bereich Palliative Care interessiert, findet dazu diverse Informationen bei palliative.ch, der Schweizerischen Gesellschaft für Palliative Medizin, Pflege und Begleitung.

Palliative Care

Text: Luk von Bergen • Geprüft von: Jasmina Filati Kinkela, Kunsttherapeutin

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