Der Fachbereich Rheumatologie umfasst neben Morbus Bechterew auch entzündliche Krankheiten wie Gicht und Arthritis. Aber auch degenerative Erkankungen wie Arthrose und Bandscheibenschäden gehören dazu. Sind Sie betroffen? Unsere Expertinnen und Experten helfen Ihnen gerne, die passende Therapie zu finden.
Jetzt Termin vereinbarenMenschen haben wohl schon immer unter Rückenschmerzen gelitten. Egal, ob sie Feuerholz in ihre Höhle schleppten, eine schwere Beute schulterten oder auf dem Feld Getreide anbauten: Muskeln und Wirbel mussten und müssen grossen Belastungen standhalten. Rückenerkrankungen treten denn auch keineswegs nur beim Menschen der Neuzeit auf: Schon Pharao Ramses der Grosse und weitere Mitglieder der königlichen Familie litten unter einer DISH (diffuse idiopathische skelettale Hyperostose) – einer schmerzhaften Rückenkrankheit, die die Beweglichkeit einschränkt. Erkrankungen des Rückens sind denn auch nicht immer auf Fehlhaltungen oder Überbelastung zurückzuführen.
Was ist Morbus Bechterew?
Mit dem medizinischen Fortschritt lassen sich Schmerzen im Rücken immer besser untersuchen und mögliche Erkrankungen aufdecken. Vor bald hundert Jahren, 1927, beschrieb der russische Neurologe Wladimir Bechterew erstmals die später nach ihm benannte Krankheit. Dennoch wird Morbus Bechterew auch heute noch oft nicht erkannt: Von den schätzungsweise 70 000 Betroffenen in der Schweiz haben nur 10 000 die korrekte Diagnose erhalten.
Morbus Bechterew ist eine Erkrankung des Immunsystems, die unter anderem zu chronischen Entzündungen der Wirbelsäule, Gelenke, Sehnen, Weichteile und Augen führen kann. Der Körper reagiert mit Knochenneubildungen, wodurch die Wirbelsäule über die Jahre versteift. Der medizinisch korrekte Ausdruck ist heute Spondylitis ankylosans, was so viel heisst wie versteifende Wirbelsäulenentzündung.
Immunsystem und Vererbung können Gründe sein
Die Ursachen für die Spondylitis ankylosans sind nicht klar. Es wird angenommen, dass die Erkrankung durch eine Fehlfunktion im Immunsystems verursacht ist – deshalb zählt sie zu den Autoimmunkrankheiten. Weil manchmal mehrere Familienmitglieder davon betroffen sind, wird ein genetischer Einfluss vermutet. Ein Hinweis dafür liefert das Protein HLA-B27. Bei einem Teil der Betroffenen lässt sich dieses nachweisen. Es ist allerdings nur ein Puzzlestein bei der teilweise komplexen Diagnosestellung.
Behandlung mit Bewegung und Medikamenten
Morbus Bechterew ist bis heute nicht heilbar. Aber die Krankheit lässt sich therapieren. Je früher die Behandlung beginnt, desto eher lassen sich die Symptome lindern und verzögern und umso grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass Patientinnen und Patienten einen Teil ihrer Beweglichkeit erhalten. Die besten Resultate erzielt eine Kombination aus Bewegungs-, physikalischer, medikamentöser und bei Bedarf augenärztlicher Therapie.
Speziell für Bechterew-Betroffene entwickelte Gymnastikübungen sind Teil der Bewegungstherapie. Andere Bewegungsformen wie Walking, Wandern, Velofahren und Schwimmen können dazu kombiniert werden. Gegen die Schmerzen und Entzündungen werden Medikamente verschrieben. Die erste Wahl sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Diese Arzneimittel enthalten kein Cortison und dämmen Entzündungen ein. Wenn eine Behandlung mit dieser Medikamentengruppe keine Besserung bringt, werden sogenannte Basistherapeutika eingesetzt. Es gibt unter den Basistherapeutika verschiedene Gruppen von Wirkstoffen. Die Suche nach der richtigen medikamentösen Behandlung kann sich schwierig gestalten und erfordert oft Geduld; es gibt keine Tests, die aufzeigen, welche Person welches Medikament braucht. Weil einige Betroffene im Verlauf der Erkrankung eine Entzündung der Regenbogenhaut erleiden können, ist auch eine augenärztliche Kontrolle sinnvoll.
Rheumatologie am KSB
Text: Tamara Tiefenauer • Geprüft von: Andreas Thueler, Chef Rehabilitation & Rheumatologie