Das Kantonsspital Baden verfügt über modernste technische Geräte zur Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs. Zur Qualitätssicherung werden alle betroffenen Patienten an einer interdisziplinären Expertenrunde (dem sogenannten Tumorboard) besprochen. Das Prostatakrebszentrum des KSB ist von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Dieses Zertifikat garantiert höchste Qualitätsstandards in der Diagnostik und Therapie von Patienten mit Prostatakrebs.
Zum ProstatakrebszentrumPeter Mosbacher hatte Glück im Unglück: Eingeliefert als Notfall wegen eines Zusammenbruchs, entdeckten die Ärzte am Kantonsspital Baden nicht nur die Ursachen für den Kollaps, sondern auch einen Prostatakrebs. Wenn das Sprichwort «Glück im Unglück» zutrifft, dann bestimmt bei Peter Mosbacher: «Mein Zusammenbruch hatte zwar nichts mit dem Krebs zu tun. Aber in der Rückschau war er ein positiver Einschnitt – sonst hätte man den Tumor wohl zu spät entdeckt.»
Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern. Jedes Jahr registrieren Ärzte rund 6000 Neuerkrankungen. Das heisst: Jeder dritte Krebs beim Mann geht auf das Konto der Prostata. Die sogenannte Vorsteherdrüse ist gerade mal so gross wie eine Kastanie. Sie produziert ein Sekret, das die Beweglichkeit der Spermien anregt und einen Teil der Samenflüssigkeit ausmacht. Wohl auch deshalb sind Beschwerden der Prostata für viele Männer gleichbedeutend mit einem Abbau ihrer Männlichkeit. Die Konsequenz: Das Thema wird noch immer tabuisiert, man(n) spricht nicht darüber.
Diese Furcht mochte vor einigen Jahren noch ihre Berechtigung gehabt haben. Je nach Grösse und Aggressivität des Tumors kamen Behandlungen zum Einsatz, die den betroffenen Mann impotent oder inkontinent zurücklassen konnten.
Aktive Überwachung statt Eingriff
Deshalb verfolgt das Kantonsspital Baden eine zurückhaltende Strategie gegenüber der Operation. Im Jahr 1999 hat das KSB als eines der ersten Spitäler Europas die sogenannte «Active Surveillance» eingeführt. Diese kontrollierte Beobachtung mit regelmässigen Nachkontrollen wird Patienten mit einem wenig aggressiven Prostatakrebs empfohlen, wie er bei Peter Mosbacher entdeckt wurde.
«Die modernen Biopsiemethoden, kombiniert mit hochauflösenden bildgebenden Verfahren wie der Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT und MRI), machen es möglich, dass wir den Krebsherd sehr genau ermitteln und beobachten können», sagt Lukas Hefermehl, Chefarzt Urologie am Kantonsspital Baden. Im Fall von Peter Mosbacher entschied man sich nach der Untersuchung, vorerst abzuwarten, da der Krebs nur wenig aggressiv war und langsam wuchs und keine Beschwerden verursachte. Mit regelmässigen klinischen Kontrollen und Messungen der PSA-Werte, des prostataspezifischen Antigens, beobachteten die Ärzte den Tumor, um bei einer Veränderung schnell eingreifen zu können. Dabei ist aber die Disziplin der Patienten gefragt: Die Termine zur Nachkontrolle sind zwingend einzuhalten. Nur so erkennt man Veränderungen rechtzeitig.
Eine solche Veränderung erkannten Peter Mosbachers Ärzte 2016 – fünf Jahre nachdem der Krebs erstmals entdeckt worden war: Der Tumor war gewachsen, jetzt musste man handeln. «Ich hatte drei Möglichkeiten: Totalentfernung der Prostata, Strahlentherapie oder das schonende HIFU-Verfahren, das mit Ultraschall den Krebs millimetergenau zerstört und dabei die Prostata erhält. Da musste ich nicht lange überlegen», sagt Mosbacher.
Mit Ultraschall den Krebs «zerkochen»
Die Operation mit Hochintensivem Fokussiertem Ultraschall (HIFU) bündelt Ultraschallwellen. Das Verfahren ist vergleichbar mit der Bündelung von Sonnenstrahlen durch ein Brennglas. Am Punkt, an dem die gebündelten Wellen auf das Gewebe treffen, entstehen Temperaturen zwischen 85 und 90 °C. Das mag der Krebs überhaupt nicht – die Strahlen «zerkochen» und «verbrennen» ihn regelrecht.
Die Zerstörung von Krebsgeschwüren durch Hitze (Hyperthermie) ist nichts Neues. Neu ist die Genauigkeit, mit der gearbeitet wird. «Wir entfernen nur effektiv erkranktes Gewebe mit einer Sicherheitszone. Die Trennung ist messerscharf: Was gesund ist, bleibt erhalten – genauso wie die Funktion des Organs», erklärt Lukas Hefermehl. Die Chirurgen führen die OP mit einem roboterunterstützten System aus, das im Zusammenspiel mit den Bildunterlagen aus der Gewebeprobe millimetergenaues Arbeiten ermöglicht.
Schonender Eingriff
Die Genauigkeit der Geräte hat neben dem sauberen Entfernen des beschädigten Gewebes weitere Vorteile: Der Eingriff ist im Vergleich zu anderen OP-Techniken sehr kurz, genauso wie die Narkosezeiten. In der Regel verlässt der Mann nach zwei bis drei Tagen das Spital praktisch beschwerdefrei. Einzig mit dem Wasserlassen kann es leichte Probleme geben, weil die Prostata nach dem Eingriff vorübergehend anschwillt und so den Abfluss des Urins behindert. Deshalb legt der Arzt einen Harnröhrenkatheter, der aber in den meisten Fällen nach etwa einer Woche entfernt wird. Rehamassnahmen sind nach einem HIFU-Eingriff nicht nötig.
«Die regelmässigen Untersuchungen zeigen bisher gute Resultate, ich bin sehr zuversichtlich», sagt Peter Mosbacher. Und auch Lukas Hefermehl macht deutlich: «Kontrollen sind wichtig, nur so können wir feststellen, ob der Krebs allenfalls an gleicher oder anderer Stelle zurückkommt», sagt der KSB-Chefarzt.
Zertifiziertes Zentrum
Text: Gaston Haas • Geprüft von: Lukas Hefermehl, Chefarzt Urologie