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Schilddrüsen­krebs: Die Prognose ist gut, die Behandlung wird immer besser

5. Juni 2024

Schilddrüsenkrebs ist meist heilbar. Neben der guten Prognose ist auch die Behandlung angenehmer geworden – dies dank Fortschritten in allen Phasen, von der Diagnostik über die Chirurgie bis zur Radiojod-Therapie. So können Patienten etwa bis kurz vor der Therapie arbeiten.

Zugegeben, gute Nachrichten sind beim Thema Krebs selten. Beim Schilddrüsenkrebs jedoch gibt es sie. Zum einen sind die Überlebenschancen sehr hoch. Denn von den jährlich 790 Erkrankten überleben 90 bis 95 Prozent. Dies gilt zumindest für das differenzierte Karzinom, die häufigste von insgesamt fünf Schilddrüsenkrebs-Arten. Zum anderen sind die Behandlungsmethoden in den letzten Jahren besser und für den Patienten angenehmer geworden. Dies betrifft alle Behandlungsphasen: die Diagnostik, die chirurgische Entfernung der krebsbefallenen Schilddrüse und die Nachsorge.

Anzeichen von Schilddrüsenkrebs: Bessere Diagnose dank Ultraschall

Endokrinologin Michelle Egloff begleitet die Patienten in allen Phasen: «Ich nehme mir Zeit für jeden einzelnen und versuche, die Dinge so zu erklären, dass er sie versteht», sagt sie. «Das macht die Behandlungsqualität aus, und deswegen bin ich Ärztin geworden.»

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«Ich nehme mir Zeit für jeden einzelnen Patienten und versuche, die Dinge so zu erklären, dass er sie versteht»

Michelle Egloff

Leitende Ärztin Diabetologie/Endokrinologie

Egloffs Kerngebiet ist jedoch die Diagnostik, insbesondere von Knoten in der Schilddrüse. Meistens sind sie gutartig. Sie können aber auch auf einen beginnenden Krebs hinweisen. Um dies herauszufinden, macht Michelle Egloff zunächst einen Ultraschall der Schilddrüse. Dieser ist in den letzten Jahren besser geworden, sodass ein geübter Arzt schon viel erkennen kann. Bei der Untersuchung erkennt Egloff Form, Grösse und Eigenschaften der Knoten. Wenn ein Knoten verdächtig aussieht, macht die Endokrinologin eine Punktion: «Wir betäuben die Stelle örtlich, entnehmen mit einer feinen Nadel Zellmaterial und untersuchen dieses unter dem Mikroskop.» Die Zytopathologen des KSB teilen die Zellen danach in Risikokategorien ein.

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Gute oder böse Knoten? Per Ultraschall stellt die Endokrinologin fest, ob Knoten in der Schilddrüse auffällig sind.
Schilddrüsenkrebs entfernen, ohne den Stimmbandnerv zu schädigen

Wenn ein hohes Risiko für Schilddrüsenkrebs besteht, dann entfernen Chirurgen die Schilddrüse oder Teile davon, manchmal auch die Lymphknoten. Während der Operation überwachen sie den Stimmbandnerv laufend, sodass Patienten nicht um ihre Stimme bangen müssen. Auch dies ist ein Fortschritt in der Behandlung von Schilddrüsenkrebs. Zudem blutet die Wunde dank besserer Instrumente weniger.

Radiojod-Therapie gegen Schilddrüsenkrebs: Das passiert im Körper

Selbst wenn die Schilddrüse entfernt ist, können dennoch Schilddrüsenzellen im Körper zurückbleiben. Auch bösartige. Um sie zu eliminieren, unterziehen sich etwa zwei Drittel der Schilddrüsenkrebs-Patienten einer Radiojod-Therapie: Schilddrüsen sind die einzigen Zellen des Körpers, die Jod aufnehmen. Damit produzieren sie Hormone, die unseren Stoffwechsel regulieren. Diesen Umstand machen sich Ärzte bei der Therapie zunutze. Die Krebspatienten nehmen radioaktives Jod ein. Die Schilddrüsenzellen «fressen» es und zerstören sich damit selbst. Denn das Jod verstrahlt sie von innen. Alle anderen Körperzellen bleiben davon unberührt.

Die Schilddrüsenzellen hungrig machen

Die Radiojod-Therapie ist sehr effizient, hatte jedoch bis vor einigen Jahren einen Haken: Die Patienten mussten davor während sechs Wochen auf Schilddrüsenhormon-Tabletten verzichten. Das sei sehr unangenehm, erklärt Michelle Egloff: «Den Patienten geht es nicht gut. Sie fühlen sich ausgelaugt und können nicht arbeiten.»

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Die Behandlung von Schilddrüsenkrebs ist oft ein Zusammenspiel mehrerer Methoden.

Warum tat man das den Leuten an? Um ihren TSH-Spiegel im Blut maximal zu erhöhen. Dieser ist essenziell, damit mögliche verbleibende Schilddrüsenzellen «hungrig» werden und möglichst viel radioaktives Jod aufnehmen. TSH – Thyreoidea-stimulierendes Hormon – wird in der Hirnanhangdrüse produziert und regelt die Hormonmenge, welche die Schilddrüse produziert. Wenn sie entfernt wird, fehlen dem Körper die Schilddrüsenhormone. Die Hirnanhangdrüse «merkt» dies und versucht, die Produktion anzukurbeln, indem sie mehr TSH ausschüttet. Diesen Mechanismus nutzen Mediziner bei der Krebsbehandlung.

Angenehmere Behandlung dank künstlichen Hormonen

Heute gibt es zum Hormonentzug eine Alternative. TSH wird künstlich hergestellt und heisst in der Fachsprache «rhTSH: rekombinantes humanes Thyreoidea-stimulierendes Hormon». Der Patient braucht den hohen TSH-Spiegel nicht mehr selbst aufzubauen. Er darf bis zwei Tage vor der Radiojod-Therapie Schilddrüsenhormone nehmen. Anschliessend spritzt ihm der Arzt zwei Dosen rhTSH. «Das hat entscheidende Vorteile», sagt Michelle Egloff, «gerade für junge Patienten.» Denn sie können bis kurz vor Therapiebeginn arbeiten, ohne unter den Nebenwirkungen des Hormonmangels zu leiden.

Schilddrüsenkrebs: Hohe Lebenserwartung trotz Metastasen

Die Summe dieser kleinen Fortschritte hat die Behandlung von Schilddrüsenkrebs verbessert. Dennoch erliegen immer noch fünf bis zehn Prozent ihrem Schilddrüsenkrebs. Warum ist das so? Michelle Egloff nennt die Gründe:

  • Der Krebs hat bereits Metastasen gebildet, die schwer zu operieren sind.
  • Der Krebs befällt eine andere Art von Schilddrüsenzellen, die medullären Zellen. Diese sind für die Radiojod-Therapie nicht empfänglich.
  • Der Krebs wächst extrem schnell. Diese Form, das anaplastische Karzinom, ist jedoch äusserst selten.

Mit Ausnahme des anaplastischen Karzinoms ist jedoch auch hier die Lebenserwartung recht gut. «Da der Krebs langsam wächst, leben manche Patienten mit Metastasen bis zehn Jahre oder länger», sagt Michelle Egloff.

Die Ursachen von Schilddrüsenkrebs

Im Zusammenhang mit Krebs spielt Jodmangel eine untergeordnete Rolle. Jodmangel zieht gutartige Kröpfe nach sich. Auch Kleinwuchs und Minderintelligenz waren früher wegen Jodmangels häufig, auch hierzulande. Die Schweiz ist in der Bekämpfung von Jodmangel jedoch ein Pionierland. Seit rund 100 Jahren wird unser Kochsalz mit Jod angereichert. Dadurch kommt Jodmangel kaum mehr vor.

Diabetologie/Endokrinologie am KSB

Spüren Sie Knoten im Bereich der Schilddrüse? Haben Sie Mühe mit Schlucken oder ein Druckgefühl am Hals? Lassen Sie Ihre Beschwerden in der Schilddrüsen-Sprechstunde abklären.

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Text: Julia Guran • Geprüft von: Dr. med. Michelle Egloff, Leitende Ärztin Diabetologie/Endokrinologie

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