Die Memory Clinic am KSB besteht aus einem interdisziplinären Team von Spezialisten des KSB und der Psychiatrischen Dienste Aargau, die eine umfassende Demenzabklärung vornehmen. Liegt eine entsprechende Diagnose vor, werden Patienten behandelt, beraten und begleitet. In der Memory Clinic Baden geht es auch darum, den Angehörigen von demenzkranken Menschen Wege aufzuzeigen, wie sie mit dem Patienten und der Krankheit umgehen können.
Zur Memory Clinic«Ich beginne nun die Reise, die mich zum Sonnenuntergang meines Lebens führt», sagte einst Ronald Reagan. Der ehemalige US-Präsident informierte Mitte 1990er-Jahre die Öffentlichkeit in einem Brief darüber, an der bekanntesten aller Demenzformen erkrankt zu sein: an Alzheimer. Reagan war damals 83 Jahre alt. Zehn Jahre später starb er an den Folgen einer Lungenentzündung.
Alzheimer mit dem romantischen Bild eines Sonnenuntergangs zu vergleichen, schmeichelt dieser unheilbaren Krankheit. Denn sie ist vor allem eines: heimtückisch. Aber auch wenn Reagan den geistigen Zerfall eines Menschen etwas gar poetisch beschreibt – der Vergleich mit dem Sonnenuntergang soll auch Mut machen. Denn solange die Sonne nicht untergegangen ist, scheint sie noch. Und selbst wenn die Destination klar ist, besteht die Chance, die Reise dorthin positiv zu gestalten. Mit dem obersten Ziel, die Selbständigkeit und die Lebensqualität von Alzheimerpatienten und ihren Angehörigen möglichst lange aufrechtzuerhalten.
Symptome schwächen, Fähigkeiten stärken
Bei einer Demenzerkrankung wie Alzheimer handelt es sich um eine chronisch fortschreitende Gehirnerkrankung. Dabei sterben Nervenzellen im Gehirn unwiderruflich ab. Die Folgen davon sind der stetige Abbau des Erinnerungsvermögens, Konzentrationsschwächen, Orientierungs- und Sprachstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und vermindertes Urteilsvermögen. Es reicht bis hin zur Unfähigkeit, einfachste Alltagstätigkeiten selbständig zu bewältigen. «Alzheimer hat einen Vorlauf von zehn bis fünfzehn Jahren. Wenn wir die Krankheit erkennen, ist ein Teil der Hirnzellen bereits abgestorben», sagt Rafael Meyer, Leiter der Memory Clinic Baden am Kantonsspital Baden im Interview. Es gibt zwar Antidementiva, Medikamente, die den Zerfall der Gehirnregionen punktuell verlangsamen – heilen hingegen können sie ihn nicht. Meyer: «Daher geht es in der Memory Clinic darum, gewisse Symptome abzuschwächen und sich auf die noch vorhandenen Stärken eines Patienten zu fokussieren.»
Diese Alzheimertherapien tun gut
Körper und Geist zu fordern und zu fördern, ist in der Alzheimertherapie entscheidend. Je nach Patient und Stadium gibt es Therapieformen, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Eine Psychotherapie beispielsweise kann gegen depressive Verstimmungen oder Angstzustände wirken. Zudem trainiert der Patient beim Berichten über sein eigenes Leben sein Erinnerungsvermögen. Durch ein gezieltes Gedächtnistraining werden Aufmerksamkeit, Konzentration, Sprache und das logische Denken gefördert. Die Physio- und Ergotherapien dienen der Körperwahrnehmung und der Beweglichkeit. Auch Alltagstätigkeiten wie Körperpflege, An- und Ausziehen werden dadurch geübt und gefestigt. In verschiedenen Kunst- und Musiktherapien geht es darum, die eigenen Gefühle nonverbal auszudrücken und so zu verarbeiten. Bilder und Melodien gelangen ins Gedächtnis zurück, was das Selbstbewusstsein von Patienten stärkt. Die Pet-Therapie setzt auf den Umgang mit Tieren, was Demenzbetroffene als sinnvolle und intime Aufgabe wahrnehmen. Ähnliches gilt für die Gartentherapie, bei der sich Patienten in der Natur betätigen und auch entspannen können.
Worauf Sie im Umgang mit demenzkranken Menschen achten sollten
Eine behutsame, empathische Ansprache ist wichtig. Denn die Erkrankung beginnt häufig schleichend, beispielsweise mit Wortfindungsstörungen, kleinen Mühen in der Alltagsbewältigung oder vergessenen Namen. Betroffene können dies häufig nicht richtig einordnen, sind irritiert oder gar verängstigt. Sie merken, dass etwas nicht stimmt. Sprechen Sie die betroffene Person sachte darauf an, fragen Sie, ob es etwas gibt, das sie bedrückt. In einem weiteren Schritt schildern Sie Ihre eigenen Eindrücke. Wichtig: Tun Sie es nie vorwurfsvoll. Schlagen Sie eine Kontrolle beim Hausarzt vor, ohne dabei Druck auszuüben. Wichtig: Vergesslichkeit und Kognitionsstörungen haben nicht zwingend etwas mit einer beginnenden Demenz zu tun. Sie können auch Teil des normalen Alterungsprozesses sein.
Demenz: Eine Herausforderung für alle Beteiligten
Text: Luk von Bergen • Geprüft von: Rafael Meyer, Leiter Memory Clinic