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Jetzt kontaktierenDen Kinderwunsch hatte sie vor drei Jahren eigentlich an den Nagel gehängt. «Ich war Single und blies an meinem 40. Geburtstag etwas wehmütig die Kerzen auf der Geburtstagstorte aus», erzählt Anna Richter*. Die meisten ihrer Freundinnen hatten Kinder, von denen viele bereits im Schulalter waren. «Auch für mich war eigentlich immer klar, dass ich einmal gern Kinder haben möchte.» Doch nach dem langen Studium wollte Anna zuerst beruflich Fuss fassen. Und als sie mit 34 dann bereit war für Nachwuchs, ging ihre Beziehung in die Brüche. «Ich lernte danach einfach keinen Mann kennen, mit dem es gepasst hätte.»
Schnell schwanger – entgegen der Statistik
Mit 41 machte es dann doch «peng». Sie verliebte sich in einen 43-jährigen neuen Arbeitskollegen und wurde prompt schwanger. Ungeplant, aber die Freude war riesig. «Ich habe nicht damit gerechnet, dass es noch klappen würde, zumal so schnell.»
Anna hatte Glück. Denn ab dem 35. Lebensjahr sinken die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft kontinuierlich. «Während bei Frauen, die Anfang 20 sind und ungeschützten Geschlechtsverkehr haben, etwa 80 Prozent innerhalb eines Jahres schwanger werden, ist dies nur noch bei 10 Prozent der 40-Jährigen der Fall», sagt Dr. Leonhard Schäffer, Chefarzt Geburtshilfe am KSB. «Ab 45 trifft eine Schwangerschaft statistisch nur noch bei zwei bis drei Prozent der Frauen innerhalb eines Jahres ein.»
«Als ich das Herzchen schlagen sah, kamen mir die Tränen»
In der achten Schwangerschaftswoche suchte Anna erstmals ihre Gynäkologin auf. «Als ich bei der Ultraschall-Untersuchung das Herzchen schlagen sah, kamen mir die Tränen», erzählt sie. Zur nächsten Kontrolle nahm die Vertriebsleiterin ihren Partner mit. Voller Erwartung schaute das Paar auf den Bildschirm, während die Gynäkologin mit dem Ultraschallgerät über Annas Bauch glitt. Dann der Schock: Sie konnten auf dem Bildschirm keinen Fötus erkennen. Die Ärztin konnte die Diagnose Fehlgeburt leider nur bestätigen. Vorzeichen hatte Anna allerdings keine gespürt. «Ich hatte keine Blutungen und war mir so sicher, dass alles gut ist. Mit solch einem stillen Abgang meines ungeborenen Kindes hatte ich nicht gerechnet. Das hat mir extrem zugesetzt, und ich habe einige Zeit gebraucht, die Fehlgeburt zu verarbeiten.»
Häufigere Fehlgeburten bei älteren Schwangeren
Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft kommen häufiger vor, als man meint. Gerade auch weil die meisten werdenden Eltern erst nach der zwölften Woche die Schwangerschaft bekanntgeben, erfahren Freunde und Bekannte der Schwangeren oft nichts von den Abgängen. «Etwa 15 Prozent aller medizinisch bestätigten Schwangerschaften enden leider in einer Fehlgeburt», sagt Leonhard Schäffer. Bei den älteren Schwangeren erhöht sich das Risiko für einen Abort «Eine 40-Jährige hat ein etwa doppelt so hohes Abortrisiko wie eine 20-Jährige. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko noch weiter an», so Schäffer. Aufgrund der bei älteren Schwangeren häufiger auftretenden chromosomalen Abweichungen ist nicht nur ihre Fehlgeburtsrate höher, sondern auch das Risiko, ein Kind mit einer Chromosomenanomalie zu bekommen. So liegt z.B. bei 20-jährigen Frauen die Rate für Trisomie 21 bei etwa 1 : 1500, mit 35 bei 1 : 360, mit 40 Jahren bei 1 : 100 und mit 44 Jahren bei 1 : 37.
Auch entbinden ältere Schwangere ihr Kind häufiger per Kaiserschnitt als der Durchschnitt aller Mütter (47 Prozent der Ü-40-Mütter gegenüber etwa 30 Prozent insgesamt). Einer der Gründe hierfür könnte die bei älteren Frauen häufiger auftretende Beckenendlage des Babys sein, bei der das Kind «verkehrt herum», also mit dem Kopf nach oben, im Bauch der Mutter liegt. Zudem tendieren Erstgebärende über 40 eher dazu, eine geplante Entbindung durchzuführen.
Schwanger über 40: Enge Begleitung nötig
Mitte der 1970er-Jahre bekamen Frauen in der Schweiz mit Mitte 20 im Schnitt ihr erstes Kind, 2017 lag das Durchschnittsalter bei etwa 31 Jahren. Dabei muss es nicht von Nachteil sein, spät Mami zu werden: Eine US-Studie konnte aufzeigen, dass eine Frau, die nach dem 40. Lebensjahr noch einmal schwanger wird, zu 44 Prozent seltener an Gebärmutterhalskrebs erkrankt als eine Frau, die ihr letztes Kind mit 25 bekam. Ältere Frauen sind zudem meist emotional reifer und dadurch eher bereit, ihren Lebensstil entsprechend umzustellen.
«Zwar werden bereits Frauen ab Ende 30 als Risikoschwangere bezeichnet. Doch dies liegt unter anderem daran, dass mit zunehmendem Alter chronische Erkrankungen wie Adipositas oder Herz-Kreislauf-Beschwerden häufiger werden», so Dr. Leonhard Schäffer. Und solche Krankheiten beeinflussen natürlich den Verlauf von Schwangerschaft und Geburt. So entwickeln nur 8,7 Prozent der Frauen Anfang 30 einen Schwangerschaftsdiabetes im Vergleich zu fast 20 Prozent der über 40-Jährigen. «Doch mit moderner Geburtshilfe und engmaschiger Schwangerschaftsbegleitung sind die altersbedingten Risiken heute gut kontrollierbar.»
Enge Betreuung am KSB
Nach ihrer Fehlgeburt setzte Anna alles daran, erneut schwanger zu werden. Nach gut einem Jahr hielt die mittlerweile 42-Jährige schliesslich den Teststreifen mit einem positiven Ergebnis in der Hand. Doch so richtig freuen konnte sie sich erst, als sie das erste Trimester ohne Fehlgeburt überstanden hatte. In der 13. Woche teilte sie schliesslich die frohe Botschaft auch ihren Eltern mit. «Sie haben es nicht mehr für möglich gehalten, dass sie noch Grosseltern werden dürfen, und haben sich riesig auf ihr Enkelkind gefreut», erzählt Anna. Engmaschig wurde sie von Beginn an von ihrer Gynäkologin und den Geburtshelfern am KSB betreut. Und so durfte sie nach einer unkompliziert verlaufenden Schwangerschaft und spontanen Entbindung im Sommer überglücklich ihren kleinen Levy* in die Arme schliessen.
* Namen geändert
Geburtshilfe am KSB
aktualisiert • Text: Vivien Wassermann • Geprüft von: Leonhard Schäffer, Chefarzt Geburtshilfe