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Aus dem KSB-Notfall: Geschichten, die das Leben schreibt

25. August 2025

Unverhofft kommt oft! Im Notfallzentrum des KSB bestätigt sich diese Binsenweisheit Tag für Tag und Nacht für Nacht. Ob Herzinfarkt, Unterkühlung oder Schussverletzung: Das Notfall-Team gibt alles, damit die Dramen des Alltags ein Happy End nehmen.

Unverhofft kommt oft! Im Notfallzentrum des KSB bestätigt sich diese Binsenweisheit Tag für Tag und Nacht für Nacht. Ob Herzinfarkt, Unterkühlung oder Schussverletzung: Das Notfall-Team gibt alles, damit die Dramen des Alltags ein Happy End nehmen.

Notfall

Wer im Notfall warten muss, kann durchatmen. Denn das bedeutet, dass keine akute Lebensgefahr besteht. Direkt bei der Anmeldung werden alle Patienten triagiert, um die Dringlichkeit der Behandlung zu bestimmen. Speziell geschultes Pflegepersonal bewertet den Schweregrad von Erkrankungen und Verletzungen anhand des fünfstufigen Emergency Severity Index (ESI).

Wer also ein Arztzeugnis benötigt oder sich den Knöchel verstaucht hat, wird in die Notfallpraxis weitergeleitet. Je nach Patientenaufkommen muss man sich dort in der Wartezone in Geduld üben. Denn die Priorität im Notfallzentrum liegt bei den dringlichen Fällen – und von denen gibt es viele. Wir stellen sieben (anonymisierte) Patientengeschichten, basierend auf den Ärzteberichten des KSB, vor: 

FALL 01 / Einstufung: ESI 1

8.31 Uhr
Koronare Gefässerkrankung
Geschlecht: W / Alter: 75 Jahre

Schmerzen in der linken Brust und tiefer Blutdruck! Die in Wohlenschwil wohnhafte Rentnerin hat per Notruf 144 den Rettungsdienst alarmiert. Nach einem EKG vor Ort meldete dieser dem Notfallzentrum: «Verdacht auf kardiogenen Schock bei STEMI». Das ist eine besonders schwere Form des Herzinfarkts, bei der eine Herzkranzarterie plötzlich und vollständig verschlossen ist. Dadurch wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt; es droht ein Versagen der Pump-Funktion. Vier Minuten nach ihrem Eintreffen im KSB wurde die Patientin direkt ins Koronarlabor gebracht. «Die notfallmässige Koronarangiographie verlief komplikationslos», heisst es im Austrittsbericht. Nach vier Tagen konnte die Frau «in gutem Allgemeinzustand nach Hause entlassen werden».

FALL 02 / Einstufung: ESI 2

GEHEIM
Multiple Schussverletzungen
Geschlecht: M / Alter: GEHEIM

Bei einer Schussabgabe in einem Lebensmittelladen «wurde ein Angestellter an beiden Beinen verletzt und musste in Spitalpflege verbracht werden», schrieb die Aargauer Kantonspolizei in ihrer Medienmitteilung. Im Notfall stellten die Ärzte «multiple Schusswunden der unteren Extremitäten mit jeweiliger Ein- und Austrittswunde mit ansonsten unauffälligem Bodycheck und kardiopulmonalen Status» fest. Der Patient habe über «stärkste Schmerzen des Oberschenkels» geklagt. Die Motorik und Sensibilität der Füsse waren intakt. Das Röntgen und anschliessende CT mit Angiographie führten zum Befund: «dislozierte Femurschaftfraktur ohne Gefässverletzung». Konsequenz: Notfallmässige Operation. Der Patient verbrachte zwei Wochen im KSB; seine Akte bleibt unter Verschluss, da die Staatsanwaltschaft ermittelt.

FALL 03 / Einstufung: ESI 2

7.15 Uhr
Lebensbedrohliche Infektion
Geschlecht: M / Alter: 60 Jahre

Der Mann, dessen Verlegungsbericht auf die Intensivstation acht A4-Seiten umfasste, wurde mit der Ambulanz in den Notfall gebracht. «Die Ehefrau fand ihn im Bett vigilanzgemindert und mit Schaum vor dem Mund auf, nachdem er 20 Minuten unbeobachtet war.» Im Bericht des Notfallarztes ist die Rede von «einem GCS (Glasgow-Coma-Scale) von 12 ohne fokal-neurologische Defizite». Das bedeutet: Der Mann war schläfrig und ansprechbar, aber verwirrt. Er zeigte keine Lähmungen oder andere auffällige neurologische Symptome. Die aufwändigen Abklärungen (Labor, CT etc.) ergaben, dass er an einer lebensbedrohlichen Infektion (Sepsis) sowie einem stark erhöhten Blutzuckerwert (Hyperglykämie) litt. Nach zwei Tagen auf der Intensivstation verbesserte sich sein Gesundheitszustand soweit, dass er auf die Bettenstation verlegt werden konnte.

FALL 04 / Einstufung: ESI 3

3.48 Uhr
Fussbruch
Geschlecht: M / Alter: 57 Jahre

Wie kommt man zu einer Diagnose, die folgende Punkte umfasst? Erstens: Proximale Metatarsale I/II-Fraktur mit Luxation Metatarsale I rechts. Zweitens: Calcaneusfraktur links. Drittens: Osteoporose. Antwort: Der Mann war in der Nacht durch ein Geräusch aus dem Schlaf geweckt worden. Einbrecher! Um diesen dingfest zu machen, sprang er vom Balkon auf den Eindringling herunter. Dabei landete er «auf dem Einbrecher und den Füssen», wie er berichtete. Womit wir bei der erwähnten Diagnose wären: Ein Bruch an den ersten beiden Mittelfussknochen nahe dem Fusswurzelbereich, wobei einer der Knochen aus dem Gelenk geraten war. Mit einer Operation wurden Knochen und Gelenke wieder richtig ausgerichtet.

FALL 05 / Einstufung: ESI 3

14.25 Uhr
Malaria
Geschlecht: W / Alter: 25 Jahre

Eine Frau aus dem Fricktal hatte mehrere Wochen im Kongo verbracht. Drei Tage vor ihrer Heimreise bekam sie grünlichen Durchfall, der jedoch nicht blutig war. Essen konnte sie problemlos, allerdings litt sie bisweilen unter Bauchschmerzen. Zurück in der Schweiz, machten ihr Husten und Fieber zu schaffen. Dazu kamen Kopfschmerzen und Nachtschweiss. Als sie sich auf Anraten ihres Hausarztes beim Notfall meldete, stand fest: Malaria! Durch eine medikamentöse Behandlung – insbesondere Riamet und Paracetamol – verbesserte sich ihr Gesundheitszustand rasch.

FALL 06 / Einstufung: ESI 2

11.25 Uhr
Medikamentenvergiftung
Geschlecht: W / Alter: 18 Jahre

Die Mutter gab an, dass ihre Tochter «Tabletten à 1 Gramm Paracetamol wie Smarties geschluckt hat». Folge: akutes Nieren- und Leberversagen! Die Ärzte retteten ihr Leben mit einer N-Acetylcystein-Infusion (NAC) in die Vene. NAC schützt die Leber, wirkt antioxidativ und wird daher bei Vergiftungen – etwa durch Pilze oder Chemikalien – eingesetzt. Suizidabsichten bestritt die Patientin. Sie gab aber zu Protokoll, wegen ihrer Bauchschmerzen aufgrund ihrer Endometriose häufig Schmerzmittel einzunehmen, da sie die Schmerzen sonst nicht aushalten würde.

FALL 07 / Einstufung: ESI 2

7.45 Uhr
Unterkühlung
Geschlecht: W / Alter: 85 Jahre

Eine Körpertemperatur von bloss 30 Grad Celsius wies die 85-jährige Frau auf, als der Rettungsdienst sie mit Blaulicht in den Notfall brachte. Generell gilt: Ab etwa 30 Grad Celsius wird es extrem gefährlich, und bei Temperaturen unter 28 Grad Celsius ist mit einem Herzkreislaufstillstand zu rechnen. Die Frau erzählte, dass sie in ihrer Wohnung gestürzt sei und dass sie nicht mehr aufstehen konnte – dies bei geöffnetem Fenster an einem kalten Januarmorgen. Ihre Tochter alarmierte schliesslich den Rettungsdienst. «Die Patientin wurde intravasal und mittels Wärmedecken aufgewärmt. Das drohende Nierenversagen wurde mit Na-Bikarbonat behandelt, während die Hyperkaliämie (hoher Kaliumspiegel im Blut) mittels Calciumgluconat und Insulin geshiftet wurde», hält der Notfallbericht fest. Zur weiteren Stabilisierung wurde die Patientin anschliessend für drei Tage auf die Intensivstation verlegt.

Hier wird Ihnen geholfen

Patienten mit leichten Beschwerden oder Verletzungen können jederzeit über den Notfall ins KSB eintreten. Dort werden sie in die Notfallpraxis triagiert, und die Behandlung erfolgt nach Reihenfolge des Eintritts. Es ist mit Wartezeiten zu rechnen. Für medizinische Anliegen, die nicht sofort behandelt werden müssen, besteht die Möglichkeit, online einen Termin in der Notfallpraxis zu buchen. 
Infos unter: Notfall Kantonsspital Baden


Text: Simon David

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