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Brustkrebs bei Männern: Selten, aber häufig lange unentdeckt

17. Dezember 2024

An Brustkrebs erkranken hauptsächlich Frauen – aber eben nicht nur. Rund ein Prozent aller Brustkrebsfälle in der Schweiz wird Männern zugeordnet. Das Problem: Bei ihnen wird der Krebs oft erst sehr spät erkannt – teils mit fatalen Folgen. Prof. Cornelia Leo, Leiterin des Brustzentrums am KSB, beantwortet die neun häufigsten Fragen zum Thema «Brustkrebs bei Männern».

Was sind die Hauptursachen für Brustkrebs bei Männern?

Männer haben ein sehr niedriges Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Das Lebenszeitrisiko liegt bei unter einem Prozent. Allerdings sind die genauen Ursachen noch nicht bekannt. Es gibt jedoch Genveränderungen, die mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einhergehen und die man auch als Mann von Mutter oder Vater erben kann. Wenn ein Mann beispielsweise eine Veränderung im Gen BRCA1 oder BRCA2 geerbt hat, steigt sein Risiko für Brustkrebs.

Wie viele Männer sind betroffen?

In der Schweiz erkranken jährlich etwa 50 Männer an Brustkrebs.

Was sind die typischen Symptome bei Männern?

Eine Schwellung beziehungsweise ein tastbarer Knoten hinter der Brustwarze. Es können aber auch Veränderungen der Brustwarze vorkommen – wie eine Einziehung der Brustwarze oder eine Sekretabsonderung. Auch Hautveränderungen (Rötungen, Hautvergröberung, Einziehungen) können vorhanden sein.

Brustkrebs bei Männern

Wie verläuft die Diagnose bei dieser Krankheit?

Zur Abklärung gehören ein Brustultraschall und eine Mammographie. Wenn sich der Verdacht auf Brustkrebs erhärtet, wird eine Gewebeprobe unter Ultraschallsicht entnommen. Dies erfolgt ambulant unter örtlicher Betäubung.

Gibt es einen Unterschied in der Behandlung von Brustkrebs bei Frauen und Männern?

Er wird bei Männern ganz ähnlich behandelt. Die Therapie beginnt in der Regel mit einer Operation. Hinzu kommen medikamentöse Behandlungen, die je nach Brustkrebsart unterschiedlich sein können. Fast immer ist männlicher Brustkrebs hormonabhängig, sodass eine Antihormontherapie notwendig ist. Ausserdem kann eine Chemotherapie erforderlich sein. Manchmal ist eine Strahlentherapie notwendig.

Die Prognose für brustkrebserkrankte Männer ist schlechter als bei Frauen. Woran liegt das?

Brustkrebs wird bei Männern häufig erst in einem späteren Stadium festgestellt, wenn der Tumor schon gross ist, ein Lymphknotenbefall oder gar eine Streuung vorliegt. Dann ist die Behandlung schwieriger und die Heilungsraten sind niedriger. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Männer bei Auffälligkeiten im Bereich der Brust ihren Arzt aufsuchen und dies abklären lassen. Denn wenn der Brustkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird, sind die Heilungsaussichten hoch.

Cornelio Leo

«Brustkrebs wird bei Männern häufig erst in einem späteren Stadium festgestellt»

Prof. Cornelia Leo

Leiterin KSB-Brustzentrum

Was kann Mann vorsorglich tun?

Da die Ursachen für männlichen Brustkrebs bedauerlicherweise nicht klar sind, gibt es keine spezifische Möglichkeit, die Erkrankung zu verhindern. Es gibt jedoch einige Lifestyle-Faktoren, mit denen Männer generell ihr Krebsrisiko senken können. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, körperliche Aktivität und moderater Alkoholkonsum. Was den Brustkrebs betrifft, so ist die beste Strategie die Früherkennung und die rasche Behandlung.

Worauf sollte geachtet werden?

Bei Männern mit Brustkrebs sollte eine genetische Beratung erfolgen, da eine Genmutation vorliegen könnte. Mutationen in BRCA1 oder BRCA2 erhöhen auch das Risiko für andere Krebsarten, wie zum Beispiel Prostatakrebs. Mit dem Wissen um eine Genmutation können bestimmte Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden. Ausserdem können Familienangehörige ebenfalls beraten und getestet werden, da sie die Mutation geerbt haben könnten, sodass bestimmte Vorsorgemaßnahmen empfohlen werden können.

Wie sah die Vorgehensweise bei Ihrem letzten männlichen Brustkrebspatienten aus?

Der Patient wurde von seinem Hausarzt überwiesen, weil er seit einigen Wochen einen schmerzlosen Tumor in der linken Brust ertastet hatte und die Brustwarze etwas eingezogen war. Der Tumor war bei der ärztlichen Untersuchung knapp zwei Zentimeter gross. Es folgten eine Mammographie und ein Ultraschall, die den Verdacht auf Brustkrebs erhärteten. Daraufhin wurde eine Biopsie unter Ultraschallsicht vorgenommen. Es fand sich ein hormonempfindlicher Brustkrebs. Als Nächstes wurde die Operation geplant, wobei das gesamte Brustgewebe und der sogenannte Wächterlymphknoten aus der Achselhöhle entfernt wurden. Dieser war zum Glück unauffällig. Eine Strahlentherapie und eine Chemotherapie waren nicht nötig, da der Tumor früh erkannt wurde. Weil der Brustkrebs hormonempfindlich ist, muss jedoch eine Antihormontherapie über fünf Jahre mit einer Tablette täglich erfolgen. Männern mit Brustkrebs wird ohnehin eine genetische Beratung und Testung empfohlen, da häufig ein Gendefekt in BRCA1 oder BRCA2 vorliegt. Bei unserem Patienten zeigte sich keine Genveränderung. Die Prognose sieht zudem sehr gut aus, da der Tumor früh erkannt wurde und kein Befall der Lymphknoten vorlag.


Text: Simon David • Geprüft von: Prof. Cornelia Leo, Leiterin KSB-Brustzentrum

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