Haben Sie häufig Darmprobleme, und fragen Sie sich, ob Sie ernsthaft krank sind? Haben Sie bereits eine Diagnose wie Colitis ulcerosa, sind aber nicht glücklich mit der Behandlung? Die Gastroenterologen des KSB nehmen sich Zeit für Ihr Anliegen und klären Beschwerden sorgfältig ab.
Jetzt Termin vereinbarenHeftiger Durchfall, der einfach nicht aufhören will – das kennen wir alle. Vielleicht ist es bloss eine Magen-Darm-Grippe, die unsere Darmflora aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Womöglich steckt aber auch mehr dahinter, etwa eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) wie Colitis ulcerosa.
Colitis ulcerosa: Das sind die Symptome
Dabei ist der Dickdarm oder mindestens dessen Ende chronisch entzündet. Zu den möglichen Folgen gehören heftige Durchfälle, manchmal mit Blut und Schleim vermengt, sowie krampfartige Bauchschmerzen. Auch Schwäche und Gewichtsverlust können auftreten. Die Beschwerden beginnen bei einigen schleichend, bei anderen brechen sie plötzlich aus. Bei Langzeitpatienten dehnt sich die Entzündung manchmal auf andere Regionen aus, zum Beispiel auf Augen und Gelenke.
Ist es Colitis ulcerosa, ein Reizdarm oder eine Zöliakie?
Haben wir Sie erschreckt? Atmen Sie auf: Nicht jede Verdauungsstörung deutet auf eine chronische Krankheit hin. So leidet in der Schweiz lediglich eine von 2000 Personen an einer CED. Etwas mehr als die Hälfte davon hat Colitis ulcerosa. Ob Beschwerden ernst sind oder nicht, lässt sich mit einer einfachen Faustregel bestimmen, sagt Matthias Froh, Gastroenterologe am KSB: «Durchfall, der weniger als zwei Wochen dauert, muss man gewöhnlich nicht ärztlich abklären.»
Zum Arzt sollten Sie jedoch, wenn Folgendes auf Sie zutrifft:
- Ihre Beschwerden plagen Sie schon über zwei Wochen.
- Sie müssen ungewöhnlich häufig auf die Toilette, auch nachts.
- Ihr Stuhl ist sehr flüssig.
Vielleicht finden Sie bei dieser Gelegenheit heraus, dass Sie gewisse Nahrungsmittel nicht vertragen, etwa Getreide oder Milchprodukte. Oder dass Sie an einem Reizdarmsyndrom leiden. Oft zeigt sich aber, dass alles in bester Ordnung ist. Diese Gewissheit verschafft manchmal bereits Linderung: «Wenn die Leute wissen, dass es nichts Schlimmes ist, beruhigt das auch den Darm», weiss Matthias Froh aus Erfahrung.
Die Behandlung bei Colitis ulcerosa ist sehr individuell
Und wenn es doch etwas Schlimmes ist, eben zum Beispiel Colitis ulcerosa? Dann stehen den Ärzten eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung, um die Symptome der chronischen Krankheit zu beseitigen. Welches Medikament sich empfiehlt, hängt vom Schweregrad der Entzündung ab und vom Befallsmuster: Bei einigen Patienten ist nur der Mastdarm befallen, bei anderen der linksseitige Darm. Wieder andere leiden unter einer Entzündung des ganzen Dickdarms.
Üblicherweise beginnt die Behandlung mit schwachen anti-entzündlichen Medikamenten. Halten die Beschwerden an, wechseln Ärzte zu stärkeren Medikamenten. Das sind die möglichen Behandlungsstufen:
- Stufe l: Anti-entzündliche Medikamente wie Diclofenac in Form von Einläufen oder Zäpfchen. Sie wirken lokal, ohne Umweg über die Blutbahn, und bieten so das beste Verhältnis zwischen Dosis und Wirkung.
- Stufe ll: Steroide, besser bekannt unter dem Namen Kortison. Sie wirken ebenfalls anti-entzündlich. Wegen der Nebenwirkungen ist keine Langzeitbehandlung möglich.
- Stufe lll: Immunsuppressiva. Bei Colitis-ulcerosa-Patienten ist das Immunsystem entgleist: Es reagiert auf Bakterien und andere Stoffe mit einer Entzündung. Immunsuppressiva unterdrücken das Immunsystem und damit auch die Entzündung.
- Stufe lV: Biologika. Dies sind biotechnologisch hergestellte Präparate aus genetisch veränderten Zellen. Sie beeinflussen ebenfalls das körpereigene Immunsystem und hemmen so die Entzündung.
Gewöhnlich findet sich für alle Colitis-ulcerosa-Patienten ein Medikament, das ihnen einen beschwerdefreien Alltag mit guter Lebensqualität ermöglicht: Sie sind voll arbeitsfähig, und ihre Lebenserwartung entspricht derjenigen gesunder Menschen. Unterstützend wirkt eine Ernährungsberatung. Mit gezielter Ernährung können CED-Patienten einen Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen kompensieren.
Im Notfall muss der Darm raus
Leider gibt es auch Fälle, in denen keine der oben beschriebenen Therapiemethoden hilft. In diesem Fall besteht die Option, den Dickdarm oder Teile davon zu entfernen. Soll man diesen Schritt wirklich wagen? «Das hängt vom individuellen Leidensdruck ab», sagt Matthias Froh. «Manche leben mit 15 Stuhlgängen pro Tag.» Doch es gibt auch harte Kriterien für eine Darmentfernung. In sehr schweren Fällen von Colitis ulcerosa ist der Darm derart entzündet, dass er zu platzen droht. «Das ist dann ein Notfall», erklärt der Gastroenterologe. Der komplette Dickdarm muss raus. Danach erhält der Patient einen künstlichen Darmausgang. Betroffene seien nach Jahren körperlich-seelischen Leidens bald wieder fit, sagt Froh. Und ärgern sich mitunter, dass sie diesen Schritt nicht früher getan haben.
Gastroenterologie am KSB
Text: Julia Guran • Geprüft von: Dr. med. Matthias Froh, Chefarzt Gastroenterologie