Die Suchtprävention Aargau berät, informiert, sensibilisiert und begleitet Schlüsselpersonen im Zusammenhang mit Präventionsfragen. Die Arbeit der Suchtprävention ist ressourcenorientiert und der Mensch steht stets im Zentrum. Sie ist im ganzen Kanton Aargau mit Angeboten für die Lebensphasen frühe Kindheit, Schul- und Ausbildungszeit und Erwachsenenalter unterwegs. Mehr Infos unter: Angebot – Suchtprävention Aargau (suchtpraevention-aargau.ch)
Papa-Kurse am KSBHerr Rohr, Papa-Kurse – das klingt, als würden Männer das Pressen für die Geburt üben.
(lächelt) Das ist ein wichtiges, aber kein vorrangiges Thema bei uns. Dafür gibt es die Geburtsvorbereitungskurse, an denen die werdenden Väter gerne mit ihren Partnerinnen teilnehmen können. Bei den Papa-Kursen geht es um etwas anderes. An zwei Terminen versuchen wir, die Männer damit vertraut zu machen, dass der Übergang zur Vaterschaft eines der wichtigsten Lebensereignisse ist und daher sehr viel Neues mit sich bringt. Grundsätzlich soll es ein Austausch unter Männern werden, bei dem alles thematisiert und besprochen werden kann. Väter können dann viele Fragen selbst beantworten, die sie sich stellen.
Warum wird der Papa-Kurs von der Suchtprävention Aargau angeboten?
Die Geburt des eigenen Kindes ist wunderschön, kann aber auch für einige Väter ein kritisches Lebensereignis sein. Das tönt sehr hart, ist aber darauf gemünzt, dass die Veränderung und die damit einhergehenden Herausforderungen gross sind. Für viele stellt die Vaterschaft eine potenzielle Belastung dar, die sie anfangs gar nicht richtig einschätzen können, sondern nur unterschwellig merken. Studien zeigen, dass gerade bei Vätern in dieser Lebensphase der Konsum von Alkohol oder anderen berauschenden Substanzen bedenklich höher ist. Das Suchtpotenzial ist jedenfalls grösser als sonst. Wir wollen aber, dass es Mama und Papa gutgeht und versuchen zu unterstützen und zu stärken. Denn wenn das familiäre Umfeld für Kinder stimmt, ist auch ihre Entwicklung besser. An diesem Punkt wollen wir mit unseren Papa-Kursen ansetzen.
Väter erleben also auch eine Art Baby-Blues.
Zweifellos können junge Väter nach der Geburt ihres Kindes in eine seelische Krise rutschen. Die psychische Belastung vor allem in der ersten Zeit kann gross sein. Dies ist ein Thema, das sowohl bei Müttern als auch bei Vätern sehr wichtig ist und mehr Aufmerksamkeit braucht.
Wie müssen wir uns den Kurs konkret vorstellen?
Wir empfehlen den Männern, an mindestens zwei Terminen teilzunehmen. An einem vor der Geburt und an einem nach der Geburt ihres Kindes. Im ersten Termin lasse ich die Teilnehmer unter anderem immer einen Brief an sich selbst schreiben, den ich ihnen dann beim zweiten Termin, also nach der Geburt, wieder aushändige. Es findet so gesehen eine Selbstreflektion statt. Daneben lebt der Kurs von ganz viel Austausch.
Tim Rohr
Tim Rohr arbeitet seit 2021 bei der Suchtprävention Aargau. Gemeinsam mit seiner Frau, Tochter und Hund wohnt der Psychologe in Aarau. In seiner Freizeit verbringt der 30-Jährige gerne viel Zeit mit seiner Familie und Freunden oder steht liebend gerne hinterm Herd. Kochen ist genauso seine Leidenschaft wie der Drang «immer irgendetwas zu reparieren».
Und was schreiben die werdenden Papas in den Briefen ans eigene Ich?
Ich habe noch nie einen gelesen. Sie erzählen aber, dass es häufig um die eigenen Erwartungen, die des Umfelds geht und darum, ob sie diesen gerecht werden. Einige schreiben von den Aufgaben, die künftig auf sie zukommen oder wie sich die Situation in der Partnerschaft verändert. Manche skizzieren, wie sie sich das Papa-Dasein vorstellen und was mit ihren Bedürfnissen sein wird. Mitunter schreiben die werdenden Väter ganze DIN-A4-Seiten an das eigene Ich. Wenn sie dann die Briefe zurückerhalten, können sie überprüfen, ob die Umstellung so war, wie sie sich das vorgestellt hatten. Oft passt dies ganz gut. Als Kursleiter versuche ich entsprechend auf die Teilnehmer einzugehen und sie zu unterstützen. Wir versuchen, offene Fragen zu klären und uns auszutauschen. Ideal wäre es, wenn es zu einem regelmässigen Austausch der einzelnen Gruppen käme. Jedoch ist es mit der neuen Rolle und der neuen Verantwortung nicht immer einfach, noch einen Abendkurs zu besuchen.
Die Kurse sind demnach nicht ausgebucht.
Leider nicht. Unser Ziel ist es jedoch, dass sieben bis zwölf Väter einen Kurs besuchen. Dann kann der Austausch unter den Männern sehr gut funktionieren. Doch es ist schwierig, werdende Väter zu erreichen. Die Zurückhaltung ist zu spüren und viele wissen gar nicht, dass es solch ein Angebot für werdende Papas überhaupt gibt. Aber als Vater von einer zweijährigen Tochter und werdender Vater von einem Sohn weiss ich, wie wichtig das ist, was wir bei den Papa-Kursen machen. Schliesslich ist die Kernbotschaft klar: Die Geburt eines Kindes ist eine positive und auch herausfordernde Veränderung im Leben eines Vaters und auf diese kann man(n) sich vorbereiten.
Alle Wissenswerte zu den Papa-Kursen
Wie läuft die Anmeldung?
Für einen interessanten Austausch in unserer Männerrunde empfehlen wir Ihnen, sich für zwei Termine zu entscheiden. Einen vor der Geburt und einen nach der Geburt Ihres Kindes. Kursorte sind die Kantonsspitäler Baden und Aarau. Die Anmeldung erfolgt hier: Papakurs – Suchtprävention Aargau (suchtpraevention-aargau.ch) Dies ist ein kostenloses Angebot der Suchtprävention Aargau in Zusammenarbeit mit der Mütter- und Väterberatung Kanton Aargau im Auftrag des Kantons.
Suchtprävention Aargau
Simon David • Geprüft von: Tim Rohr, Psychologe bei der Suchtprävention Aargau