Das KSB-Bauchzentrum verfügt über eine zentrale Anlaufstelle, sowohl für zuweisende Ärzte als auch für Patienten. Diese ist unter Telefon 056 486 30 06 oder per E-Mail bauch@ksb.ch erreichbar.
Zum BauchzentrumMein tägliches Ritual …
… absolviere ich jeden Morgen gegen 6.30 Uhr. In meinem Büro analysiere ich bei einem Kaffee in aller Ruhe die Daten und Werte meiner Patienten. Das ist wichtig, damit ich weiss, was während der Nacht passiert ist.
Mein Tagesablauf …
… ist immer anders. Mal stehen administrative Arbeiten auf dem Plan, mal Meetings, dann wieder Operationen und Sprechstunden. Der Mittwoch und der Donnerstag sind meine Lieblingstage, da diese für Operationen reserviert sind. Am Morgen analysiere ich jeweils die Röntgenbilder der Patienten und gehe die Eingriffe innerlich durch – wie ein Skifahrer, der sich vor dem Start auf das Rennen vorbereitet. Häufig verlaufen die Operationen so, wie man sich das vorgestellt hat. Ich beende einen Eingriff erst dann, wenn ich mit dem Resultat zu hundert Prozent zufrieden bin. Das kann natürlich auch mal länger als geplant dauern, schliesslich muss sich immer auf Komplikationen gefasst machen. Gegen Ende des Tages stehen meist noch Sitzungen oder bürokratische Angelegenheiten an. Bevor ich schliesslich nach Hause gehe, schaue ich bei allen Patienten vorbei, die ich operiert habe. Das ist für mich keine Pflichtübung, sondern eine Selbstverständlichkeit. Das Wohlbefinden der Patienten steht an erster Stelle. Klingt nach Klischee, entspricht aber der Wahrheit.
Prof. Dr. med. Antonio Nocito (47)
Ist in Aarau geboren, im Fricktal aufgewachsen und hat in Basel und Paris Medizin studiert. Er bildete sich am KSB und am Universitätsspital Zürich (USZ) zum Chirurgen mit besonderer Expertise in der minimal-invasiven Chirurgie aus. Für seine Forschungsarbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet. Seit 2014 ist er Direktor des Departements Chirurgie am KSB, seit 2015 Mitglied der Geschäftsleitung und seit Beginn dieses Jahres Leiter des neu geschaffenen interdisziplinären Bauchzentrums. Nocito ist verheiratet, hat zwei Töchter und wohnt in Zürich.
Unter Adrenalin stehe ich, wenn …
… ich den Operationssaal betrete – jedes Mal. Natürlich variiert der Adrenalinspiegel je nach Komplexität des Eingriffs, aber Fakt ist: Als Chirurg dringt man in einen Menschen ein, wobei man seinem Körper zwangsläufig Verletzungen zufügt. Das bringt eine grosse Verantwortung und entsprechend auch Druck mit sich, denn ich will immer sorgfältig arbeiten und am Schluss zufrieden sein mit dem Ergebnis. Schliesslich soll der Eingriff den Gesundheitszustand des Patienten verbessern.
Frustriert bin ich, wenn …
… ich während einer Operation feststellen muss, dass ich meinem Patienten nicht helfen kann. Glücklicherweise passiert das dank der sehr guten Bildgebungsverfahren nur noch selten. Aber es kann vorkommen, dass beispielsweise bei einem Tumor-Patienten bereits mehr Ableger vorhanden sind als man dachte. Dann bleibt einem als Chirurg nur noch die Kapitulation, was extrem frustrierend ist.
Besonders in Erinnerung blieb mir …
… nicht ein einzelner Patient, sondern viele. Vor allem dann, wenn sie einen schweren Krankheitsverlauf hatten. Wenn ein solcher Patient später zu einer Nachkontrolle zu mir in die Sprechstunde kommt, muss ich jeweils tief durchatmen. Ich bin dann meist einfach erleichtert zu sehen, wie weit wir gekommen sind.
Mein Lieblingsorgan …
… ist die Bauchspeicheldrüse. Ich finde es faszinierend, was sie alles leistet und wie unterschiedlich sie je nach Person beschaffen ist. Entsprechend spannend sind Operationen der Bauchspeicheldrüse. Beispielsweise bei Pankreaskrebs: Der Tumor befindet sich meist im Zentrum des Oberbauchs, daher muss man an wichtigen Strukturen vorbei operieren, um ihn zu erreichen und entfernen zu können. Es ist ein langer und oft herausfordernder Eingriff.
An der Viszeralchirurgie fasziniert mich …
… die Vielfältigkeit. Wir beschäftigen uns in der Bauchchirurgie mit mehr Organen als die meisten anderen Fachgebiete. Das bedeutet auch, dass wir sehr lernwillig und neugierig sein müssen – das entspricht mir sehr. Daher würde ich mich auch immer wieder fürs Medizinstudium entscheiden.
Den nächsten Durchbruch in der Viszeralchirurgie …
… werden wir wohl nicht im technischen Bereich sehen, sondern in der multimodalen Therapie. Ich bin überzeugt, dass die Kombination von onkologischer Therapie, Strahlentherapie und Chirurgie dazu führen wird, dass wir Krebserkrankungen in den Bauchorganen in den nächsten zehn Jahren noch besser werden behandeln können. Daneben werden Digitalisierung und Virtual Reality in der Operationsvorbereitung eine noch wichtigere Rolle spielen. Es wird aber nicht so weit kommen, dass ich dank roboterassistierten Systemen und Virtual Reality von Baden aus einen Patienten am anderen Ende der Welt operiere. Technisch wäre das vielleicht möglich. Aber sollte während oder nach der Operation etwas Unvorhergesehenes passieren, muss ich vor Ort sein und das OP-Team kennen, um eingreifen zu können.
Als Chefarzt verzichte ich auf …
… Freizeit und Zeit mit der Familie. Meine Arbeit erlaubt es schlichtweg nicht, dass ich an jedem Elternabend meiner beiden Töchter teilnehme oder mich in einem Verein engagiere. Für meinen Job benötige ich eine Partnerin, die mich unterstützt und die versteht, dass ich ein Freak bin, der schon fast süchtig nach seiner Arbeit ist. Zum Glück habe ich diese Frau schon vor Jahrzehnten gefunden… (lacht).
Das KSB-Bauchzentrum ist …
… für ein Kantonsspital eine Neuheit. Uns war es wichtig, die Trennung zwischen der Viszeralchirurgie und der Gastroenterologie aufzuheben. Dadurch arbeiten wir enger und effizienter zusammen, damit der Patient die bestmögliche individuelle Behandlung erhält. Das bedeutet beispielsweise, dass wir am Morgen schon gemeinsam am Rapport sind. So sind wir effizienter und verfügen über interdisziplinäre, konstante Behandlungsansätze. Zudem erlaubt uns die wirtschaftliche Stabilität des KSB, dass wir auf dem neusten Stand der Technik arbeiten können. Dank der überschaubaren Grösse des KSB Bauchzentrums können wir rasch auf Veränderungen reagieren, Prozesse anpassen und die kurzen Kommunikationswege nutzen.
Ein Vorurteil über Chirurgen, das ich nicht mehr hören kann, ist, …
… dass wir auf Teufel komm raus nur operieren wollen. Das ist schlicht falsch, wir betrachten einen Patienten und seine Behandlung ganzheitlich. Was hingegen schon etwas Wahres hat: Chirurgen verfügen über ein gesundes Selbstbewusstsein. Das ist aber auch nötig: Wir dürfen vor einer Operation nicht zweifeln oder zaudern. Da kann man wiederum den Vergleich mit dem Skifahrer heranziehen: Wer am Start Zweifel hat, wird das Rennen nicht erfolgreich beenden.
Wenn ich nicht Chirurg geworden wäre, …
… dann wäre ich vielleicht Gastronom. Profifussballer, Architekt, Betriebswirtschaftler – das waren auch mal mehr oder weniger vage Ideen und Wünsche. Aber als Gastronom käme ich wohl meinem Traum am nächsten: die beste Pizza ausserhalb Italiens zu produzieren. Den Ehrgeiz dazu hätte ich jedenfalls.