Leiden Sie an Verdauungsproblemen? Die Experten des KSB-Darmzentrums helfen Ihnen gerne weiter.
Zum DarmzentrumDenken, bewegen, atmen oder verdauen – das alles passiert scheinbar von ganz alleine. Aber nur scheinbar. Denn für alle diese Prozesse sind unzählige Nervenverbindungen notwendig, vom Gehirn in den Körper und andersrum. Würde das Gehirn alles selbst steuern, wäre es sehr schnell überlastet. Deshalb setzt das Nervensystem auf Arbeitsteilung. Zunächst unterteilt es sich in einen zentralen und einen peripheren Bereich. Das zentrale Nervensystem umfasst das Gehirn und das Rückenmark. Es gilt als die Schaltzentrale des Körpers, es koordiniert und reguliert sämtliche Abläufe. Alexander Tarnutzer, Leitender Arzt Neurologie, erklärt: «Damit verbindet das Gehirn das Innere eines Individuums mit der äusseren Umgebung und ermöglicht dem Menschen, auf Veränderungen zu reagieren. Das heisst: Wir nehmen mit unseren Sinnen die Umwelt wahr und können auf Reize reagieren.»
Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven ausserhalb von Gehirn und Rückenmark. Es unterteilt sich weiter ins somatische und ins vegetative Nervensystem. Den somatischen Teil kann man willentlich beeinflussen. So liefert dieser dem Gehirn beispielsweise Informationen zu Muskeln und Gelenken und steuert damit die Bewegung. Im Gegensatz dazu hat man über das vegetative keine Kontrolle. Dieses teilt sich in drei weitere Teile auf: das sympathische, das parasympathische und das enterische Nervensystem. Die ersten beiden regulieren bei An- und Entspannung beispielsweise die Atmung und den Herzschlag, Letzteres verbindet die Verdauung und somit den Darm mit dem Gehirn.
Bauchhirn erkennt Nahrung
Das enterische Nervensystem (ENS), auch Bauchhirn genannt, erstreckt sich über die gesamte Innenwand des Magen-Darm-Trakts – von der Speiseröhre bis zum After. Es besteht aus verschiedenen Nervenzellen: Die sensorischen nehmen Reize wahr, Interneurone vermitteln zwischen den Nervenzellen und entscheiden, ob Reflexe aktiviert oder gehemmt werden sollen. Und die Motoneuronen führen schliesslich die Befehle aus. Tarnutzer erklärt: «Mit den Nervenzellen erfasst das ENS beispielsweise, welche und wie viele Darmbakterien sich gerade im Verdauungstrakt tummeln, wie der Nahrungsbrei zusammengesetzt ist und welche Nährstoffe der Körper aufnehmen beziehungsweise er weiter Richtung Enddarm transportieren soll.»
Die Darm-Hirn-Achse
Diese Informationen behält das ENS aber nicht für sich, sondern leitet sie über eine gemeinsame Sprache ans Gehirn weiter. «Anders als das Gehirn im Kopf erbringt jenes im Bauch aber keine kognitiven Leistungen, sondern verarbeitet nur Nervenimpulse», sagt Tarnutzer. Und so kommunizieren Darm und Gehirn:
Diese Standleitung zwischen Bauch und Kopf spürt man täglich, beispielsweise bei Stress. Dieser Zustand benötigt viel Energie, die bei anderen Prozessen wie der Verdauung eingespart werden. Heisshungerattacken, Appetitlosigkeit, Verstopfung oder Durchfall sind die Folgen. Aber auch in unserer Sprache hat die Darm-Hirn-Achse einen festen Platz – wie die folgenden Sprichwörter zeigen.
Krankheiten zeigen sich zuerst im Darm
Wenn es rauscht und knackt in der Telefonleitung, versteht man am anderen Ende kaum etwas. Zu solchen Störungen kommt es auch zwischen Darm und Hirn. Bei Übergewichtigen kann beispielsweise das Ausschütten der Sättigungshormone gestört sein. Oder das Gehirn versteht das Signal «satt» nicht. Eine Diät hilft dann oft nicht weiter. Auch bei einem überempfindlichen Darm, dem sogenannten Reizdarmsyndrom, vermutet man unter anderem eine Störung der Darm-Hirn-Achse als mögliche Ursache.
Viele Krankheiten, die sich vermeintlich im Kopf abspielen, lassen sich im Darm nachweisen. So führt eine verminderte Produktion des Hormons Serotonin zu Schlafproblemen, Angstzuständen und Depressionen. Allerdings steht die Forschung derzeit noch bei der Huhn-Ei-Frage: War die Depression zuerst oder der Mangel des Hormons? Bei Parkinson konnte man eine Verbindung zu Nervenschädigungen im Darm feststellen. Und auch bei Multipler Sklerose (MS) scheint der Darm seine Finger mit im Spiel zu haben. Alle diese Erkenntnisse sind aber noch zu vage, stammen aus Tierstudien oder sind wissenschaftlich noch zu wenig untersucht, als dass man sie für eine Therapie verwenden könnte.