Wenn eine Krankheit das Leben aus dem Takt bringt und medizinische Therapien keine Aussicht auf Heilung mehr versprechen, braucht es etwas anderes: Nähe, Verständnis, Entlastung und Raum für das, was noch wichtig ist. Genau hier setzt die zertifizierte Abteilung für spezialisierte Palliative Care am KSB an. Ihre Angebote reichen weit über die klassische Medizin hinaus – und bringen Licht in Situationen, die sonst von Sorgen und Beschwerden geprägt sind.
Spezialisierte Fachpersonen
Im Zentrum steht ein interprofessionelles Team aus spezialisierten Fachpersonen: Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen, Physiotherapeuten, Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberatern, Seelsorgende sowie Expertinnen und Experten aus dem Care Management, der Psychoonkologie, der Ergotherapie sowie der Logopädie. Sie alle begleiten Menschen individuell, orientiert an ihren Bedürfnissen. Oft ist die Zeit, die sie mit den Patientinnen und Patienten verbringen, genauso heilsam wie die Behandlung selbst.
Symptomspezifische Therapien
Ein zentrales Angebot ist die gezielte Linderung von Symptomen. Hier setzt das KSB etwa auf die Schmerzpumpe, mit der sich die Patienten individuell abgestimmte Medikamente selbst geben können, oder auf Massnahmen zur Verbesserung der Atmung – wie Coping-Strategien bei Atemnot, Unruhe oder Angst. Die Physiotherapie unterstützt ausserdem dabei, die Selbständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Sei es beim Aufstehen, Sitzen oder Gehen.
Care Management
Mindestens zwei Drittel der Patientinnen und Patienten treten nach der Behandlung in einem stabilisierten oder gebesserten Zustand aus – entweder nach Hause oder in eine Institution. Das Care Management organisiert und berät die Betroffenen umfassend zum Austritt und sorgt dafür, dass dieser reibungslos verläuft. Dazu gehört auch der enge Austausch mit externen Netzwerkpartnern, um eine bestmögliche Weiterversorgung sicherzustellen.
Fussreflexmassage
Ein besonderes Angebot ist die Fussreflexmassage. Sie nimmt auf der Palliativstation Margrit Gumann vor, eine komplementärmedizinisch geschulte Fachkraft. Die Massage dient nicht der Aktivierung, sondern der Entspannung – also zur Förderung des Wohlbefindens, zur Linderung von Schmerzen, zur Unterstützung bei Ödemen oder einfach als kleine Auszeit. «Viele erleben das als wohltuenden Moment der Ruhe», erklärt Andrea Schneider, Klinische Fachspezialistin auf der Palliativstation im KSB.
Ernährungsberatung
Auch in palliativen Situationen spielt Ernährung eine wichtige Rolle. Die Beratung richtet sich nicht nach Normwerten, sondern nach individuellen Möglichkeiten: Was schmeckt noch? Was tut gut? Gibt es Tipps, um trotz Appetitlosigkeit Kraft zu schöpfen? Oder geht es darum, künstliche Ernährung bewusst zu vermeiden? Die Fachpersonen beraten mit Augenmass und Feingefühl.
Seelsorge
Die Seelsorge am KSB ist offen für alle – unabhängig von Konfession oder religiöser Überzeugung. Sie bietet Raum für existenzielle Fragen, für Gespräche jenseits der medizinischen Sprache. «Unsere Seelsorgenden kommen nicht mit Bibel und Gesangbuch», betont Meng Monfregola, Ärztliche Leiterin der Palliative Care im KSB. Es muss auch nicht um Gott oder irgendwelche Religionen gehen. «Die Seelsorgenden sind einfach da, hören zu, begleiten.» Das schafft Vertrauen – besonders bei Fragen wie: Warum gerade ich? Was gibt meinem Leben jetzt noch Sinn?
Kleine Abendmusik
In regelmässigen Abständen lädt die Palliativstation zu kleinen, halbstündigen Konzerten ein. Musikerinnen und Musiker – teils ehrenamtlich, teils professionell – spielen auf der Terrasse oder in Aufenthaltsräumen. Aus gutem Grund: Musik berührt, weckt Erinnerungen, beruhigt oder belebt. «Ein Patient, der lange schweigsam war, begann plötzlich zu singen», erinnert sich Meng Monfregola an einen typischen Moment im KSB. «Auf einmal war da echte Lebensfreude.»
Trauertreff
Auch nach dem Tod eines Angehörigen bleibt oft viel unausgesprochen. Der von der IDEM organisierte Trauertreff findet alle zwei Monate statt. In kleiner Runde sprechen Menschen, die Ähnliches erlebt haben, über Verlust, Trauer und den Weg zurück ins Leben. «Es ist ein geschützter Rahmen – und ein wertvoller Ort für alle, die sonst keine Sprache für ihren Schmerz finden», sagt Andrea Schneider.
Text: Simon David