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«Ein grosses Aneurysma müssen wir operieren»

29. Mai 2024

Ob im Bauchraum, in den Beinen oder gar im Gehirn: Ein Aneurysma ist eine Gefässerweiterung, die meist ohne Symptome einhergeht. Das Bauchaorten-Aneurysma-Screening am KSB erkennt mögliche Gefahren frühzeitig. Gefässchirurg Stephan Engelberger erklärt, wie es funktioniert.

Wenn man einen Ballon mit Wasser füllt, platzt er irgendwann. Auch wenn der Blutkreislauf in einem Körper keine ballonartige Sackgasse ist, passt der Vergleich. Denn ähnlich wie bei einem sich immer stärker ausdehnenden Ballon verhält es sich bei einem Aneurysma. «Es handelt sich dabei um eine Gefässerweiterung der Aorta, der Hauptschlagader. Um eine Art Aussackung, in der sich Blut ansammelt», sagt Stephan Engelberger, Gefässchirurg am KSB. «Bleibt diese Fehlbildung beispielsweise im Kopf oder im Bauch unentdeckt, kann sie tödlich enden oder schlimme Schäden anrichten.» Das Heimtückische an den Aussackungen: Sie verlaufen meist ohne erkennbare Symptome. «Es gibt schon Patienten, die über Bauchschmerzen klagen oder in seltenen Fällen Durchblutungsstörungen haben. Aber wenn Schmerzen auftreten, ist es meist schon fünf vor zwölf.»

Relevante Todesursache bei Senioren

Aneurysmen im Bauchraum, also im Bereich der Nieren oder des Bauchnabels, betreffen vor allem Menschen im Seniorenalter. «Sie gehören zu einer relevanten Todesursache bei Männern über 65 Jahre», sagt Engelberger. «Frauen ähnlichen Alters sind weniger gefährdet.» Hoher Blutdruck oder jahrelanges Rauchen sind Risikofaktoren für altersbedingte Gefässerweiterungen.

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Je nach Grösse des Aneurysmas behandelt Stephan Engelberger, Leitender Arzt Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie, die Aussackung mit Medikamenten oder mit einer Operation.

Aber es gibt auch junge Patienten, bei denen die Aussackungen auftreten – auch im Gehirn. Gemäss Statistiken sind etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Wie bei fast jeder Erkrankung gilt auch hier: «Wer sich ausgewogen ernährt, ausreichend bewegt und nicht raucht, senkt das Risiko für ein Aneurysma. Es gibt aber auch Dinge, die man nicht beeinflussen kann, beispielsweise die genetische Veranlagung.»

KSB bietet Screening für Aneurysma an der Bauchaorta

Ob eine derart gefährliche Gefässerweiterung entdeckt wird oder nicht, sollte nicht dem Zufall überlassen werden. Das KSB bietet deshalb ein Bauchaorten-Aneurysma-Screening an. Engelberger: «Das ist eine unkomplizierte Ultraschalluntersuchung. Sie ist vergleichbar mit einem Schwangerschaftscheck.» Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in der Schweiz aber noch kein nationales Programm. Eines, das eine flächendeckende und systematische Untersuchung für Risikogruppen vorsieht. «Meines Erachtens bräuchte es das unbedingt. Denn ein Aneurysma tritt oft ohne bemerkenswerte Symptome auf.» Engelberger und sein Team entdecken die Gefässerweiterungen in den meisten Fällen also rein zufällig bei Routineuntersuchungen.

Stephan Engelberger Portrait

«Meines Erachtens bräuchte es unbedingt ein Screening. Denn ein Aneurysma tritt oft ohne bemerkenswerte Symptome auf.»

Stephan Engelberger
OP oder medikamentöse Behandlung

Wie gefährlich ein Aneurysma tatsächlich ist, hängt von dessen Grösse ab. «Bei einem Durchmesser ab fünfeinhalb Zentimetern gilt die Erweiterung als bedrohlich. In solchen Fällen ziehen wir eine Operation in Betracht», sagt der Gefässchirurg. Der Eingriff kann in gewissen Fällen auch minimalinvasiv erfolgen. Dabei behandeln die Chirurgen die betroffene Stelle im Bauchraum vorzugsweise durch die Leiste. Ist die Gefässerweiterung noch klein, überwachen sie die Ärzte regelmässig oder behandeln sie medikamentös. «So dämmen wir das Risiko des Platzens ein.» Menschen im Seniorenalter rät Stephan Engelberger, sich mit dem Hausarzt über Aneurysmen zu unterhalten. «Ihr Arzt verweist sie dann möglicherweise zum Screening zu uns ins KSB. Nur so erreichen wir die Menschen, die möglicherweise gefährdet sind. Und nicht nur jene Patienten, die wir im Alltag bei uns behandeln.»

Vorsorgeuntersuchung am KSB

Das Bauchaorten-Aneurysma-Screening richtet sich an alle Männer ab 65 Jahren und an Frauen ab 65 Jahren, die an Herz- oder Gefässproblemen leiden. Ebenfalls gefährdet sind Menschen ab 50 mit Aneurysma-Fällen in der Familie.

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Text: Luk von Bergen • Fotos: Markus Lamprecht • Geprüft von: Stephan Engelberger, Leitender Arzt Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie

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