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«Ein Karzinom millimetergenau zu treffen, ist Kunst»

5. Juni 2024

Kirsten Steinauer und ihr Team bestrahlen mit dem Linearbeschleuniger Tumore im Körper, um sie zu zerstören. Damit die Strahlentherapie nur dort wirkt, wo sie soll, verwendet die Radioonkologin exakte Bestrahlungspläne.

Mit höchster Aufmerksamkeit betrachtet Kirsten Steinauer die pink eingefärbte, krebsbefallene Prostata. Sie erscheint in Grösse eines Fussballs vor ihr auf dem grossen Wandbildschirm. Auch Niere und Darm, die in der Umgebung liegen und gesund sind, werden auf der stark vergrösserten Computertomographie (CT) sichtbar. Sie sind grün und blau eingefärbt. Steinauer zeigt auf den Bildschirm: «Die pinke Farbcodierung bedeutet, dass an diesem Ort bestrahlt werden muss. Grün und blau markierte Stellen soll der Bestrahler schonen.»

Kirsten Steinauer, Radioonkologin am KSB

Kirsten Steinauer kommt ursprünglich aus der Nähe der deutschen Nordseeinsel Sylt. Seit 20 Jahren wohnt sie in der Schweiz. Die 55-Jährige ist mit einem Arzt verheiratet, zusammen haben sie vier Kinder. Obwohl sie im Flachland aufgewachsen ist («Unser Hausberg hatte eine Erhöhung von 40 Metern»), scheut sie keine Steigung. Die begeisterte Radlerin hat schon fast alle Schweizer Alpenpässe bezwungen.

Die Computertomographie dient als Basis für die Medizinphysiker, sodass diese die optimale Strahlendosis berechnen können: so viel wie nötig, um den Tumor zu zerstören. Und so wenig wie möglich, um das umliegende Gewebe zu schonen. Das Resultat der Berechnung speisen die Spezialisten ins Bestrahlungsgerät ein – auch Linearbeschleuniger genannt. Nun «weiss» der Beschleuniger, an welchem Ort wie viel Strahlung nötig ist. Genauigkeit ist in Steinauers Disziplin das A und O. «Ein Karzinom millimetergenau zu treffen, das ist Kunst», sagt die Radioonkologin.

Strahlentherapie per Linearbeschleuniger

Das Zeichnen der Pläne ist Schritt zwei einer Krebsbehandlung mit Hilfe von Strahlung. Ihm geht jeweils ein Gespräch mit dem Patienten voraus. Dabei erklärt Steinauer das Ziel und den Ablauf der Bestrahlung. Ausserdem klärt sie über allfällige Nebenwirkungen auf. Bei dieser Gelegenheit hat Kirsten Steinauer auch das Computertomogramm erstellt.

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Mit grösster Sorgfalt bereitet Kirsten Steinauer die Strahlentherapie vor. Schliesslich soll gesundes Gewebe geschont werden.

Nach dem CT-Scan muss sich der Patient gedulden: Während zweier Wochen erstellen Kirsten Steinauer und ihr Team den Bestrahlungsplan in detailgenauer Fleissarbeit. Regelmässige Besprechungen und Kontrollen mit Fachleuten aus dem Team stellen sicher, dass das KSB für jeden Patienten die optimale Bestrahlung plant. Minimale Bestrahlung bei grösstmöglicher Wirkung ist das Ziel: «Andere Ärzte verschreiben Medikamente, ich verschreibe Strahlendosen.»

Ist der Plan fertig, beginnt die eigentliche Strahlentherapie. Und die funktioniert folgendermassen: Der tonnenschwere Linearbeschleuniger schickt kurzwellige Strahlen in die Krebszellen, um sie zu zerstören. Es gibt drei Arten, wie die Krebszellen auf die Bestrahlung reagieren: Sie zerfallen, hören auf, sich zu teilen, oder «begehen Selbstmord». «Dies ist meiner Erfahrung nach die eleganteste Lösung. Dabei verändern wir die Zelle so, dass sie sich selbst zerstört und vom Körper abgebaut wird», sagt Kirsten Steinauer. Im Gegensatz zur Chemotherapie, die im ganzen Körper wirkt, greift die Strahlentherapie nur lokal Krebszellen an.

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Fortschrittliche Technik im Einsatz: der Linearbeschleuniger am KSB.
Nicht die gesamte Strahlendosis aufs Mal

Während bis zu sieben Wochen werden die Patienten fünf Mal pro Woche für rund zwanzig Minuten im Linearbeschleuniger bestrahlt. Zwischen den Bestrahlungsterminen erholen sich die gesunden Zellen im Körper. Patienten spüren nichts von der Behandlung. Auch Nebenwirkungen gibt es praktisch keine, ausser möglicherweise etwas gerötete Haut. Die meisten können während der Strahlentherapie arbeiten und Sport machen. Das Verfahren und die Ausrüstung des KSB gehören zu den fortschrittlichsten Methoden weltweit, um mittels Strahlen Krebs zu bekämpfen.

Linearbeschleuniger im Grünen

Kirsten Steinauers genaue Bestrahlungspläne haben schon vielen Patienten im Kampf gegen Krebs geholfen. Sie werden in angenehmer Atmosphäre bei Tageslicht und mit Sicht auf ein grün bewachsenes Atrium bestrahlt. Steinauer ist es wichtig, dass die Patienten sich wohl fühlen. «Am KSB pflegen wir einen wertschätzenden Umgang im Team und mit den Patienten. Es gibt kein schöneres Gefühl, als die Lebensqualität von Menschen spürbar zu verbessern», sagt die Ärztin.

Radioonkologie am KSB

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Zur Radioonkologie

Text: Valentin Oberholzer • Geprüft von: Kirsten Steinauer, Leitende Ärztin Radio-Onkologie

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