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Ernährung bei Endometriose – das sagt die Expertin

24. März 2025

Starke Schmerzen, Blähungen, Verdauungsprobleme – der sogenannte Endobelly – belastet viele Frauen. Neben ergänzenden Therapieoptionen kann auch die Ernährung eine positive Wirkung auf die Beschwerden und das Wohlbefinden haben. Dr. Andrea Dobosi, Gynäkologin im Endometriosezentrum des KSB, erklärt, inwiefern die richtige Ernährung zur Beschwerdelinderung beitragen kann.

Frau Dobosi, welchen Einfluss hat die Ernährung auf Endometriose-Symptome?

Sie spielt auf jeden Fall eine Rolle. Es werden immer mehr Arbeiten zum Thema «Ernährung und Endometriose» publiziert. Jedoch gibt es derzeit nur eine begrenzte Evidenz. Dennoch wissen wir schon länger, dass eine gezielte Ernährungsumstellung die Intensität und Dauer der Schmerzen sowie den Bedarf an Schmerzmitteln verringern kann.

Was ist sonst schon bekannt?

Endometriose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, daher können antientzündliche Nahrungsmittel zur Reduktion der Beschwerden beitragen. Eine gezielte Ernährung kann also einerseits Entzündungen im Körper hemmen, andererseits auch den Hormonhaushalt positiv beeinflussen – insbesondere die Botenstoffe, die Schmerzen und Entzündungen steuern, sowie den Östrogenspiegel. Zudem hat die Ernährung einen erheblichen Einfluss auf die Darmflora, die häufig unter der durch Endometriose verursachten Entzündung leidet. Ein Zusammenhang eines hohen Insulinspiegels und Endometriose ist mittlerweile ebenfalls bekannt. Eine Hyperinsulinämie kann die Freisetzung von Östrogen fördern, was wiederum das Wachstum der Endometriosezellen begünstigt. Nicht nur die Ernährung, sondern auch Bewegung und Sport verbessern die Insulinsensitivität, was zur Linderung der Beschwerden beitragen kann.

Andrea Dobosi

«Eine gezielte Ernährungsumstellung kann Schmerzen und Beschwerden lindern.»

Dr. Andrea Dobosi

Gynäkologin im Endometriosezentrum

Welche Nahrungsmittel empfehlen Sie, um Endometriose-Symptome zu lindern?

Eine antientzündliche Ernährung kann helfen, die Beschwerden bei Endometriose zu lindern, indem sie Entzündungen reduziert, den Hormonhaushalt unterstützt und die Darmgesundheit fördert. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken. Sie kommen vor allem in fettreichem Fisch wie Lachs sowie in Leinsamen, Chiasamen und Walnüssen vor. Auch Antioxidantien spielen eine zentrale Rolle, da sie oxidativen Stress vermindern. Ideal sind Beeren, dunkle Schokolade, grüner Tee und Ingwer. Zusätzlich sind Ballaststoffe essenziell, da sie eine gesunde Darmflora fördern. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und Leinsamen gelten hierfür als besonders wertvolle Lebensmittel. Auch pflanzliche Proteine sollten bevorzugt werden, da sie eine gesündere Alternative zu tierischen Proteinen darstellen und weniger gesättigte Fettsäuren enthalten.

Das bedeutet aber auch, dass es Lebensmittel gibt, die entzündliche Prozesse im Körper begünstigen und daher vermieden werden sollten.

Das stimmt. Dazu gehören Zucker, Weissmehlprodukte, frittierte Speisen, Transfette und stark verarbeitete Lebensmittel. Auch Alkohol, übermässiger Kaffeekonsum und rotes Fleisch können Entzündungen fördern. 

Der Burger mit Pommes ist also tabu?

Tabu ist übertrieben, aber eine ausgewogene Ernährung sollte die Grundlage bilden.

Zucker, Weissmehl und frittierte Speisen können Entzündungen im Körper fördern.

Dr. Andrea Dobosi

Gynäkologin im Endometriosezentrum

Kann eine Diät helfen, Endometriose-Beschwerden zu reduzieren?

Eine bestimmte, für alle gleichermassen wirksame Diät kann nicht pauschal empfohlen werden. In Zusammenarbeit mit der Ernährungsberatung werden die individuellen Essgewohnheiten angeschaut, analysiert und eine symptomorientierte Beratung durchgeführt. Bei der detaillierten Erhebung der Krankengeschichte müssen Lebensmittelintoleranzen, Allergien oder Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes erkannt werden. Patientinnen mit Endometriose sind deutlich häufiger von Lebensmittelintoleranzen und vom Reizdarmsyndrom (IBS) betroffen. 

Falls es darauf Hinweise gibt, veranlassen wir eine Abklärung in der Gastroenterologie oder im Bauchzentrum des KSB. Häufig wird die Low-FODMAP-Diät mit Endometriose im Zusammenhang erwähnt. Diese wurde für Patientinnen mit Reizdarmsyndrom entwickelt. Sie zielt darauf ab, den Konsum von kurzkettigen Kohlenhydraten zu reduzieren, die häufig zu Blähungen und Verdauungsbeschwerden führen. Solche FODMAPs sind in Lebensmitteln wie Weizen, Milchprodukten, Zwiebeln, Kohl, Brokkoli sowie bestimmten Früchten wie Äpfeln und Birnen enthalten. Durch die Reduzierung dieser schwer verdaulichen Kohlenhydrate kann die Low-FODMAP-Diät den Darm entlasten und positiv beeinflussen. 

Welche Rolle spielt das KSB bei der Begleitung und Beratung in Sachen Ernährung?

Bei der Erstkonsultation werden neben medikamentösen oder operativen Therapieoptionen auch ergänzende Massnahmen wie Ernährung, Mikronährstoffe und Phytotherapie ausführlich besprochen. Wir arbeiten eng mit den Ernährungsberaterinnen zusammen. Besteht der Verdacht auf Lebensmittelallergien, Intoleranzen, Reizdarmsyndrom oder andere Darmerkrankungen, haben wir die Möglichkeit, eine weiterführende Abklärung durch unsere Kolleginnen und Kollegen der Gastroenterologie oder im Bauchzentrum einzuleiten. So stellen wir sicher, dass jede Patientin eine individuell angepasste und umfassende Betreuung erhält.

Das Thema «Ernährung» wird im Endometriosezentrum demnach nicht stiefmütterlich behandelt.

Es war schon immer Bestandteil der Therapie und wird von Beginn an thematisiert – sowohl vom Ärzteteam als auch von unseren Endonurses und der Ernährungsberatung.


Text: Simon David • Geprüft von: Dr. Andrea Dobosi, Gynäkologin im Endometriosezentrum

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