Muskelkater ist nicht gut oder sogar schädlich
Maja Milani: Das stimmt so nicht. Muskelkater ist die Antwort auf ein gesundes Training und notwendig für das Wachstum der Muskeln. Wir wollen den Muskelkater sogar, denn er zeigt uns, dass unser Training effektiv war. Nach einem intensiven Training brennen die Muskeln deshalb in der Regel zwei bis drei Tage lang. Sie fühlen sich steif an und es ist auch eine kurzfristige, leichte Bewegungseinschränkung zu merken. Leichte Schmerzen dürfen nach dem Training auftreten, sollten jedoch innerhalb von 24 Stunden abklingen. Unser Tipp: Ein leichtes Stoffwechseltraining verbessert die Durchblutung der Muskulatur und hilft, den Muskelkater zu lindern. Etwa durch lockeres Fahrradfahren, Spazieren oder Schwimmen.
Stretching als Teil des Trainings verhindert Verletzungen
Nicole Kolb: Nein. Stretching oder Dehnen kann zwar durchaus ein Bestandteil des Trainings sein, insbesondere wenn die Beweglichkeitsverbesserung im Vordergrund steht. Stretching steigert aber weder die Leistungsfähigkeit noch stellt es eine Verletzungsprophylaxe dar oder hilft gegen Muskelkater. Das Dehnen am Anfang des Trainings versetzt die Muskulatur eher in einen Entspannungsmodus und bereitet sie dadurch nicht gut auf die bevorstehende Belastung vor. Wesentlich wichtiger ist das Aufwärmen vor sportlichen Aktivitäten.

Training macht die Gelenke kaputt
Maja Milani: Genau das Gegenteil ist der Fall. Denn durch die Bewegung und ein gutes Krafttraining wird zum Beispiel der Gelenkknorpel ernährt und die Gelenkflüssigkeit gebildet. Man kann sich den Knorpel wie einen Schwamm vorstellen. Ohne Training oder Bewegung wird er ganz hart. Mit gezieltem Training wird dieser jedoch wieder mit Flüssigkeit gefüllt und kann somit seine Funktion des Dämpfers gut vollbringen. Vor allem bei Arthrose ist das Krafttraining ungemein wichtig. Das liegt an dem bereits erwähnten Effekt. Aber auch die Stärkung der umhüllenden Muskulatur schützt die Gelenke und ermöglicht eine schmerzfreiere Bewegung im Alltag.
Anstrengung schädigt das Herz
Nicole Kolb: Das ist – gelinde gesagt – völliger Quatsch! Unser Herz-Kreislaufsystem benötigt für die optimale Funktion regelmässige Bewegung. Ein gezieltes Training „putzt“ unsere Arterien und verhindert dadurch, dass Ablagerungen entstehen. Es ist sehr wichtig, das Herz-Kreislaufsystem in einer moderaten bis intensiven Dosierung zu fordern. Auf diese Weise kann unter anderem die Belastbarkeit des Herzens verbessert werden, wodurch sich die allgemeine Leistungsfähigkeit deutlich steigert. Durch das Training werden zudem die häufigsten Nebendiagnosen wie Diabetes mellitus, „schlechtes“ Cholesterin (LDL) oder hoher Blutdruck positiv beeinflusst. Bewegung tut also gut – gerade dem Herzen.
Nur durch intensives Bauchmuskeltraining gibt ’s das Sixpack
Maja Milani: Das stimmt nur bedingt. Sicherlich ist ein gezieltes Krafttraining der Bauchregion nötig, damit mehr Muskelmasse aufgebaut werden kann, doch der Fettabbau entsteht nicht lokal. Um den Speck loszuwerden, braucht es einerseits ein Ausdauertraining, um den Fettstoffwechsel anzuregen. Andererseits sorgt gezieltes Krafttraining für mehr Muskelmasse, das wiederum den Grundumsatz erhöht. So kann gewissermassen auch in Ruhe mehr verbrannt werden. Dazu kommt, dass die Ernährung einen wesentlichen Punkt darstellt. Alles was reingeht, muss auch verarbeitet werden. Aus diesen Gründen kommt es auf dem Weg zu einem Sixpack auf das Zusammenspiel von Ernährung und Training an.
Die Leiterinnen des KSB Fitness: Die Physiotherapeutinnen Maja Milani und Nicole