Nur vier Spitäler weltweit nutzen das neueste CT-Gerät von Siemens Healthineers - unter anderem das KSB. Gemeinsam mit dem Hersteller entwickelt das Spital das Gerät weiter.
Rahel Kubik, Sie kamen 2002 ans KSB. Wie hat sich die Radiologie seither verändert?
Die Digitalisierung hat auch bei uns viel bewegt. Als ich hier anfing, nutzten wir noch Alternatoren, eine Art Leuchtkasten, um die Röntgenfilme zu betrachten. Und es gab gerade mal ein Magnetresonanztomographie-Gerät (MRI) am KSB. Damals war das eine neue Technologie. Heute betreuen wir sechs MRI-Geräte und mehrere Computertomographie-Geräte (CT), unter anderem das neueste von Siemens. Röntgenfilme gibt es nicht mehr, wir arbeiten nur noch digital. Die Bilder bewegen sich und sind bunt geworden. Mit unserem Gerätepark erbringen wir auch für andere Spitäler radiologische Dienstleistungen. Das zeigt, welchen Stellenwert die Radiologie heute fürs Gesundheitswesen hat.
Rahel Kubik, Spezialistin für Computertomographie
Rahel Kubik kam 2002 ans KSB. Die Chefärztin Radiologie hat den gleichnamigen Bereich mit aufgebaut. Sie leitet heute das Departement Medizinische Dienste, zu dem auch die Nuklearmedizin gehört. Rahel Kubiks Schwerpunkt ist Female Imaging, also die Darstellung der weiblichen Brust und des Beckens. Sie ist ausserdem Professorin an der Universität Zürich und Mitglied der Geschäftsleitung des KSB.
Welchen denn?
Die Radiologie wird besser. Sie wird vor allen Dingen schonender und personalisierter. Bildgebende Verfahren wie CT und MRI sind heute Standard. Spitäler, die eine Notfallstation betreiben, müssen eine Computertomographie haben. Und solche, die Schlaganfälle versorgen, ein MRI-Gerät. Für die Patienten ist das essenziell, denn «time is brain». Dank CT und MRI können wir sehr schnell diagnostizieren. Und je schneller wir sind, desto mehr Hirngewebe retten wir. Und vermeiden so hoffentlich auch, dass Menschen auf den Rollstuhl angewiesen sind.
Wo wendet das KSB Computertomographie an?
Heute setzen wir die CT auch in der Kinderradiologie ein, zum Beispiel, wenn ein Kind vom Hochbett gefallen ist und man eine Hirnverletzung ausschliessen will. Auch bei der Prothesenplanung und der Frakturdiagnostik kommt das Gerät zum Einsatz. Wir sehen heute mit Hilfe der sogenannten Dual- Energy-Technik in farbigen Bildern, ob ein Knochen frisch gebrochen ist. Das ist bei älteren Patienten sonst nicht einfach festzustellen, wenn sie durch Arthrose veränderte Knochen haben. Unser Leiter Computertomographie, Tilo Niemann, ist mit seiner Expertise und seinen Forschungsarbeiten hier ganz vorne mit dabei. Davon profitieren wir als Spital sehr.
Wie hat sich die CT-Technologie entwickelt?
Sie ist massiv schneller geworden. Als die Computertomographie in den Neunzigern aufkam, machte man erst ein Bild. Dann wurde der Tisch gefahren, um den Patienten neu zu positionieren. Dann machte man ein zweites Bild und so weiter. Für einen Schädel dauerte das eine halbe Stunde. Heute geht das wenige Sekunden für den ganzen Körper.
Dann ist die Bildqualität viel besser geworden. Früher machte die CT für gewisse Diagnosen keinen Sinn, weil man zum Beispiel die Gefässe nicht in guter Qualität darstellen konnte. Heute ist das Gerät in der Lage, aus den Daten sekundenschnell ein 3-D-Modell zu berechnen. Ausserdem ist die Strahlenbelastung stark gesunken.
Siemens Healthineers CT-Gerät
Das Einsatzgebiet der CT ist also breiter geworden.
Ja. Wir Radiologen gehen immer mit dem mit, was unsere klinischen Kollegen machen. Zum Beispiel gibt es in der Onkologie heute mehr Therapiemöglichkeiten. Dadurch ist es besonders wichtig, vor Therapiebeginn die Ausgangslage zu analysieren: wo die Ableger sind, wie ausgedehnt ein Tumor ist, ob und wie er auf eine Therapie anspricht. Mit den bildgebenden Verfahren helfen wir, diese Fragen zu beantworten.
Wie verändert das die Art, wie Ärzte Diagnosen stellen?
Die Computertomographie ersetzt invasive Verfahren. Bei einer Lungenembolie zum Beispiel machte man früher eine Angiographie. Man ging mit dem Katheter bis ins Herz, zu den Pulmonalarterien. Diese Diagnose stellen wir heute per Computertomographie. Das ist für den Patienten wesentlich schonender.
Das KSB ist eines von vier Spitälern weltweit, die das neueste Computertomographie-Gerät von Siemens Healthineers besitzen. Was ist daran so besonders?
Das Gerät ist ausgerüstet mit künstlicher Intelligenz. Sie hilft uns zum Beispiel, den Patienten so zu platzieren, dass die Strahlenbelastung möglichst gering ist. Ausserdem berechnet sie den besten Weg für eine Punktion. Früher konnte man die Nadel nur gerade einführen. Aber im Leben ist «gerade» nicht immer der beste Weg. Wir punktieren oft schräg, und der Computer berechnet die Winkel automatisch. Künftig soll er auch Blutungen automatisch erkennen und bezeichnen.
Ausserdem kann das Gerät bei sehr tiefer Strahlenbelastung unglaublich schnell Bilddaten sammeln und daraus ein 3-D-Modell konstruieren, in hoher Auflösung. Es zeigt uns ganz feine Strukturen. Das gibt uns mehr Sicherheit bei der Diagnosestellung. Davon profitierten beispielsweise unsere Covid-19-Patienten. So konnten wir sehr früh Veränderungen in den Lungen erkennen. Dies half bei der Prognose und der Behandlung.
Könnte ich das Gerät auch bedienen?
Sie dürften nicht, aber das Gerät ist wesentlich intuitiver als seine Vorgänger. Der Radiologe kann ausserdem während eines Eingriffs das Gerät über eine Art iPad selbst bedienen, ohne die Hilfe einer Radiologieassistentin (MTRA).
Die MTRA hat also bald ausgedient. Wann sind die Radiologen dran?
Die Autos werden viel früher selbst fahren, als dass die MTRA und Radiologen verschwinden. (Lacht.)
Was macht Sie da so sicher?
Ihre Kompetenzen verändern sich, aber Radiologen werden wichtig bleiben. Sie arbeiten eng mit Notfallmedizinern, inneren Medizinern und Chirurgen zusammen und beantworten deren Fragen: Mit welchem bildgebenden Verfahren kommen wir ans Ziel? Welches Kontrastmittel ist das beste? Wie gewährleisten wir die Sicherheit des Patienten? Zudem bewirtschaften die Radiologen einen riesigen Gerätepark. Aktuell scheint sich der Radiologe zu einer Schnittstelle zwischen künstlicher Intelligenz, 3-D-Bildgebung und dem Kliniker zu entwickeln.
Was, wenn sich die Ärzte zu stark auf die Technologie verlassen?
Die Technologie ist Mittel zum Zweck. Der Arzt muss prüfen, ob die Resultate plausibel sind und zum Patienten passen. Und dann schauen, welche Massnahmen er ergreift. Welches das beste Verfahren ist und wie sich der Patient betreut fühlt, ist immer noch Sache des Arztes. In kaum einem anderen Gebiet ist die menschliche Kompetenz so wichtig wie in der Medizin.
Radiologie am KSB
Diagnosen, Schmerztherapie oder minimalinvasive Eingriffe – die Radiologie am KSB ist bestens ausgerüstet und beschäftigt hochkompetente Spezialisten. Informieren Sie sich jetzt über unser Angebot.
Zum Institut für RadiologieText: Julia Guran • Geprüft von: Prof. Dr. med. Rahel Kubik, Chefärztin Radiologie