Eingriffe an der Schulter sind das Spezialgebiet des Orthopädie-Chefarztes Prof. Karim Eid. Erfahren Sie mehr über die Leistungsangebote in diesem Bereich.
Zu den LeistungsangebotenVon der Unfallchirurgie zur Orthopädie – seit rund 30 Jahren steht Prof. Karim Eid, Orthopädie-Chefarzt KSB, im Operationssaal. Mittlerweile hat er rund 6000 Eingriffe und Operationen hinter sich. In dieser Zeit hat sich der Schulterspezialist nicht nur einen grossen Erfahrungsschatz angeeignet, sondern auch einige spannende Geschichten erlebt. Heute blickt Karim Eid zurück auf die Ereignisse und Fälle, die ihn geprägt haben.
Meine «treuste» Kundin
Karim Eid: An eine Patientin erinnere ich mich besonders gut. Nicht, weil ihre Verletzung so aussergewöhnlich war, sondern weil ich sie innerhalb der letzten zehn Jahre viermal an meinen drei Arbeitsorten behandelte. Beim ersten Mal wurde sie nach einem Autounfall mit diversen Knochenbrüchen eingeliefert: Das Becken und der Oberschenkel waren gebrochen, dazu kam eine böse offene Verletzung des Schultergelenks. Die Operation dauerte fast 12 Stunden und verlief erfolgreich. Einige Jahre später behandelte ich sie an der Uniklinik Balgrist, danach noch zweimal im Kantonsspital Baden – jeweils wegen Verletzungen, die sie sich nach Reitunfällen zugezogen hatte. Glücklicherweise musste sie sich seither nicht mehr unter mein Messer legen.
Meine erste Operation
Karim Eid: Die erste Operation, die ein Assistenzarzt selbst leitet, ist immer ein unkomplizierter Eingriff. Das war bei mir nicht anders – eine Knöcheloperation. Aufregend war für mich weniger die Operation selbst, sondern der innere Konflikt: Ich wusste, dass ich diesen Eingriff durchführen musste, um zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Neben mir stand der Oberarzt, der diese Operation schon oft ausgeführt hatte und sie somit besser und schneller beherrschte. Wäre es also nicht besser für den Patienten, wenn er ihn operieren würde? Mit diesem Zwiespalt muss man umgehen können, denn Selbstzweifel helfen dem Patienten auch nicht. Zudem wäre der Oberarzt ja zur Stelle gewesen, wenn ich seine Hilfe benötigt hätte. Die Patientensicherheit war also jederzeit gewährleistet.
Mein wichtigstes Instrument
Karim Eid: Das Skalpell. Wichtiger als das Instrument an sich ist natürlich der Umgang damit. Hier nur ein Stichwort: Spannung. Ein Chirurg muss lernen, Spannung im Gewebe zu entwickeln. Nur so gleitet das Skalpell mühelos durch das Gewebe und ermöglicht präzise Eingriffe. Das bringe ich auch meinen Assistenzärzten bei. Ausserhalb des Operationssaals ist der Bleistift mein wichtigstes Instrument. Oft mache ich mir nach einem schwierigen Eingriff Notizen, um herauszufinden, was ich noch besser machen könnte.
Mein Moment der grössten Nervosität
Karim Eid: Schwierige Operationen bringen mich weniger aus der Ruhe als ein grosser Auftritt vor Publikum. Bei der Emeritierung meines damaligen Chefs an der Uniklinik Balgrist musste ich eine Rede halten. Es war nicht einfach, eine Person zu würdigen, die mich stark geprägt hatte. Erschwerend kam hinzu, dass mein Vorredner Bundesrat Johann Schneider-Ammann war, der die Anwesenden bestens unterhalten hatte. Dennoch habe ich die Rede überstanden – und sie hat auch meinem ehemaligen Chef und Mentor gefallen.
Mein ungelöster Fall
Karim Eid: Als ich noch in der Unfallchirurgie des Universitätsspitals Zürich arbeitete, wurde nachts ein Taxifahrer aus Sri Lanka mit 17 Messerstichen im Oberkörper eingeliefert. Er musste bereits reanimiert werden und hatte extrem schlechte Werte. Es war klar, dass wir sofort die Wunde an seinem Herzen nähen mussten. Doch bis ein Herzchirurg vor Ort gewesen wäre, hätte es 30 Minuten gedauert. So viel Zeit hatte der Mann nicht. Also übernahm ich. Während der Operation sah ich, dass er Zitronengras in seinem Herzbeutel hatte. Wie kam das dahin? Sein Magen war von den vielen Messerstichen so stark verletzt, dass der Inhalt bis zu seinem Herzen gelangt war. Dennoch überlebte er und konnte wenige Monate später wieder nach Hause. Ich fragte ihn, wie es zu diesen Verletzungen gekommen sei, doch er schwieg beharrlich. Es hiess, dass er eine Familienfehde oder Ähnliches geheim halten wollte. Bis heute weiss ich nicht, was passiert war.
Mein kuriosester Patient
Karim Eid: Als ich am Universitätsspital Zürich gerade frisch Oberarzt geworden war, wurde ein Patient in den Schockraum eingeliefert, der sich in selbstmörderischer Absicht vor ein Tram «geworfen» hatte. Seine schweren Bauchverletzungen waren lebensgefährlich, aber wir konnten ihn in einer Notoperation retten. In mehreren nachfolgenden Operationen versorgten wir auch die Verletzungen an Armen und Beinen, sodass er ausser vielen Narben keine bleibenden Schäden davontrug. Während dieser Zeit beliessen wir ihn aber im künstlichen Koma. Einen Monat später, genau am Weihnachtstag, liessen wir ihn aufwachen. Ich war sehr stolz und erzählte ihm von den Verletzungen, die wir allesamt gut versorgt hatten, und dass er deswegen überlebt hatte. Er warf mir einen vernichtenden Blick zu und sagte: «Scher dich zum Teufel!» – «Frohe Weihnachten», dachte ich mir …
Der Schulterspezialist
Text: Isabelle Frühwirt • Geprüft von: Karim Eid, Chefarzt Orthopädie