
Die zwei frechen Tintenfische Otto und Ottina hatten wieder richtig Hunger. Alles, was sie finden konnten, haben sie abends noch verschlungen: Pflaster, Bleistifte, Legomännchen, ja sogar eine Wäscheklammer und eine Schere wanderten in ihre Speisekammer, also in ihre jeweils acht Arme. «Unsere beiden Stars fressen einfach alles, was glitzert, klimpert oder klemmt», sagt Pia Studer, Berufsbildnerin Pflege, und lacht. Gemeinsam mit Bettina Schober, Stationsleiterin der Neonatologie und Koordinatorin der Führungen für Kinder und Jugendliche im KSB, kümmert sie sich nicht nur um Otto und Ottina, sondern auch um die Spitalführungen für Kinder und Jugendliche im KSB. Aber zunächst noch einmal zurück zu unseren beiden orangefarbenen Tintenfischen. Denn natürlich bleibt die Fresserei nicht ohne Folgen: Der Bauch tut ziemlich fest weh, und beim nächtlichen Gang zur Toilette – platsch! – kommt noch eine fiese Beule am Kopf dazu!
Was nun? Natürlich ab ins Spital und dort in die Pädiatrie. Doch keine Sorge, Otto und Ottina sind nicht allein. Rund 20 bis 25 Mal im Jahr besuchen Kindergruppen das KSB, um mit den Tintenfischfreunden den Spitalalltag zu erleben. Vom Kindergarten bis zur Oberstufe sind alle willkommen. Hauptsache, mindestens vier Jahre alt und richtig neugierig!

Tintenfische landen auf dem Untersuchungstisch
Punkt 9 Uhr trudelt die Kindergruppe in der Eingangshalle des neuen Hauptgebäudes ein. Im ersten Stock wartet schon ein Konferenzzimmer mit vielen Stühlen – und natürlich Otto und Ottina in ihrem Gutschli (das ist ein rollendes Wägelchen). Erst mal Jacken ausziehen, dann beginnt die Geschichte.
Im Gutschli steckt alles, was es für eine echte Spitalmission braucht: weisse Knetmasse (die Wundercreme «Emla»), Spritzen, Infusionsbesteck, Gipsmaterial und eine Schere. «Das Tolle ist: Die Kinder dürfen alles anfassen, ausprobieren und sogar untersuchen», erzählt Bettina Schober. «Sie erleben das Spital nicht nur, sie begreifen es – im wahrsten Sinne des Wortes.»
Also los! Ottina bekommt eine Infusion gelegt, Otto wird mit der Taschenlampe untersucht. Die Beule auf dem Kopf braucht Überwachung. Autsch! Tut einfach immer noch weh.
Alles inklusive: Röntgen, Operieren, Gipsen
Dann wird’s ernst: Im Röntgenraum entdecken die Kinder auf dem Bild tatsächlich eine Schere im Tentakel. Klarer Fall: Eine Operation muss her! Vor dem Eingriff bekommt Otto Sirup gegen die Aufregung, zieht ein OP-Hemdchen an, eine Haube auf und darf seinen besten Mini-Tintenfischfreund «Tinti» mitnehmen. Der passt übrigens sogar ins Spielzeug-MRI im Wartebereich!
Im Operationsraum wird der betroffene Arm vorbereitet: einbinden, mit Kuscheltier trösten, los geht’s. Im Aufwachraum lernen die Kinder dann, wie man Puls und Sauerstoff misst und was eigentlich eine Bettpfanne ist. Ein kleiner Gips im Gipszimmer darf natürlich auch nicht fehlen – schliesslich soll Otto wieder ganz gesund werden.
«Die Führungen dauern etwa zweieinhalb Stunden», sagt Pia Studer. «Das reicht, um viel zu erleben – und die Kinder machen wirklich toll mit. Einige waren später sogar als Patientinnen oder Patienten auf dem Notfall. Weil sie das Spital schon kannten, waren sie viel entspannter.»
Einblicke in die Führung
Znüni, Notfallauto und zum Schluss ein grosses Tschüss
Nach so viel Medizin gibt’s erstmal Znüni im Personalrestaurant. Danach dürfen Gips und Infusion entfernt werden, und manchmal gibt’s neben den vielen Eindrücken eine kleine Belohnung. Zum krönenden Abschluss geht es mit Otto und Ottina zu den Garagen. Dort warten die grossen, blinkenden Rettungswagen. Einmal reinsitzen? Aber klar! Blaulicht an? Wenn die Rettung gerade Zeit hat, warum nicht!
Irgendwann geht dann das spannendste Spitalabenteuer zu Ende. Das ist in Ordnung, auch weil Otto und Ottina dank der Hilfe der Kids wieder richtig gesund sind. Und was bleibt? Die Erkenntnis, dass die Führungen im KSB nicht nur informativ sind, sondern auch Spass machen. Die kindgerechte Geschichte, das eigene Anpacken und das Eintauchen in den medizinischen Alltag werden zu einem unvergesslichen Erlebnis.
«Viele Kindergärten kommen jedes Jahr wieder», erzählt Bettina Schober. «Besonders beliebt ist’s, wenn das Thema Körper gerade behandelt wird.» Pia Studer ergänzt: «Es ist schön zu sehen, wie Kinder sich für Gesundheit begeistern – wenn man ihnen auf Augenhöhe begegnet.» Und wer weiss: Vielleicht wird ja eines der Kinder später selbst mal Ärztin oder Pflegefachmann.

«Es ist schön zu sehen, wie Kinder sich für Gesundheit begeistern.»
Berufsbildnerin Pflege
Neugierig geworden?
Gruppenführungen für Kinder ab 4 Jahren können über das KSB angefragt werden – am besten direkt bei Pia Studer oder Bettina Schober per E-Mail unter bettina.schober@ksb.ch. Und keine Sorge: Ottina und Otto freuen sich schon aufs nächste Bauchweh!
Text: Simon David