Wollen Sie mehr über die Arbeit von Gad Singer und seinem Team erfahren? Schauen Sie sich das Video an und werfen Sie einen Blick in die Pathologie.
Zum VideoMich fasziniert an der Pathologie…
…vor allem die Morphologie: Jedes Gewebe und jede Zelle hat ein bestimmtes Aussehen unter dem Mikroskop, das sich bei Krankheit verändert. Unsere Aufgabe ist, diese Veränderungen zu erkennen und richtig zu deuten. Dieselbe Krankheit kann sich je nach Patient auch unterschiedlich zeigen. Unsere Arbeit ist deshalb auch immer ein bisschen Detektivarbeit.
Wir sind die Lotsen der Therapie, weil…
…wir Pathologen unser Wissen bei der Diagnose, der Therapie sowie der Vor- und Nachsorge einbringen. Pathologie bedeutet «Lehre der Krankheiten», somit kennen wir uns mit Krankheiten so gut aus wie kaum ein anderes ärztliches Fachgebiet. Uns hilft auch immer mehr die Molekularpathologie: Jeder Mensch zählt ungefähr 40 000 Gene. Etwas über 500 krebsrelevante Gene können wir aktuell untersuchen, für die es bereits teilweise spezifische Medikamente gibt oder die etwas über die Prognose aussagen. Mit diesen Informationen kann die Therapie auf jeden einzelnen Patienten abgestimmt werden. Dabei sehen wir auch, ob jemand vererbte Mutationen seiner Gene in sich trägt und so aufgrund seiner Veranlagung bestimmte weitere Krebserkrankungen entwickeln kann.
Farbe in meinen Alltag bringen…
… die unterschiedlichen Färbungen der Gewebeproben. Wir untersuchen täglich Gewebe von kleineren Biopsien oder ganzen Organen wie zum Beispiel Darm, Bauchspeicheldrüse, Prostata oder Eierstock. Jedes Gewebe, das entnommen wird, landet bei uns. Unsere Aufgabe ist es unter anderem zu entscheiden, ob ein gut- oder ein bösartiger Tumor vorliegt oder ob ein Tumor vollständig entfernt wurde. Dabei helfen uns verschiedene Gewebefärbungen – es gibt über hundert davon und jede bringt anderes zum Vorschein: Manche färben besonders Zellkerne, andere die Fasern im Bindegewebe oder einem Erreger. Nur der Pathologe kann diese Gewebeveränderungen richtig deuten. Auch wenn wir manchmal tragische Diagnosen stellen müssen, so sehen wir unter dem Mikroskop trotzdem wunderschöne Muster und Farben. Mein früherer Chef sagte jeweils: Wir Pathologen haben als einzige Ärzte das Privileg, jeden Tag wunderschöne Bilder anschauen zu dürfen. Dem kann ich nur zustimmen.
Ungelöste Fälle…
…gibt es immer wieder. In der Regel sind es die Pathologen, die der Krankheit auf die Spur kommen. Manchmal aber können selbst wir mit unseren Untersuchungen dem Patienten leider nicht mehr weiterhelfen. Vor allem bei Krebspatienten in fortgeschrittenen Stadien kommt das vor. Erst kürzlich kümmerten wir uns um einen sehr jungen Krebspatienten. Er litt an einem extrem aggressiven Krebs, der sich bereits stark ausgebreitet hatte. Wir konnten zwar feststellen, aus welchem Organ der Krebs wahrscheinlich stammte, aber wir konnten keine Veränderungen der Gene nachweisen, die dem Patienten bezüglich Therapie weiterhelfen konnten. Das ist hart, auch für uns. Wir versuchen jeden Tag alles Menschenmögliche, unseren Patienten zu helfen.
Schnell arbeiten muss ich, wenn…
…ich Gewebe während einer Operation untersuchen muss. Die Arztkollegen im OP brauchen unsere Einschätzung jeweils möglichst schnell, damit sie wissen, wie sie mit der Operation weitermachen müssen. Wir entscheiden, ob es sich um einen Tumor oder eine Entzündung handelt oder ob ein Tumor vollständig entfernt wurde. Dafür müssen wir sicherstellen, dass dieser komplett von gesundem Gewebe umgeben ist. Für diese Untersuchungen wird die Gewebeprobe nicht wie üblich in Wachs eingelegt, sondern tiefgefroren – das geht schnell, da bei dieser Methode die Entwässerung entfällt. Auf diese Weise können wir unseren chirurgischen Kollegen unsere Diagnose noch während der Operation innerhalb von 10 bis 15 Minuten mitteilen.
Ein Blick hinter die Kulissen
Text: Tamara Tiefenauer • Geprüft von: Gad Singer, Chefarzt Pathologie & Institutsleiter