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«15 bis 20 Minuten – so lange dauert es im Idealfall von der Einlieferung eines Patienten ins KSB mit Verdacht auf Hirnschlag bis zur CT-Diagnose», sagt Alexander Tarnutzer, Leitender Arzt Neurologie und Ärztlicher Leiter der Stroke Unit, des Hirnschlagteams am KSB. «Danach können wir die weitere Behandlung des Schlaganfallpatienten planen.» Im Vergleich zu anderen Spitälern ist das KSB dank den eingespielten Abläufen überdurchschnittlich schnell. Geschwindigkeit ist bei einem Schlaganfall ein entscheidender Faktor. Je länger es dauert, bis ein Patient behandelt wird, desto grösser ist der durch den Schlaganfall angerichtete Schaden im Gehirn.
Das passiert bei einem Schlaganfall
Rund 16 000 Menschen in der Schweiz erleiden jährlich einen Hirnschlag, auch Schlaganfall genannt.
Schlaganfall als Ausnahmeereignis
Auch wenn ein bereits hospitalisierter Patient einen Schlaganfall erleidet, ist dies ein unerwartetes Ereignis. Die Abläufe sind daher nicht ganz so eingespielt. «Das wollen wir ändern, indem wir das KSB-Pflegepersonal schulen und sensibilisieren», sagt Alexander Tarnutzer. «Wichtig ist, den Schlaganfall zu erkennen und richtig zu handeln.» Dabei hilft beispielsweise der allgemeine Symptom-Check FAST (siehe unten).
Dennoch gibt es zahlreiche Gründe dafür, dass ein Schlaganfall im Spital übersehen oder erst spät erkannt wird. Beispielsweise, wenn Symptome als vorbestehend missdeutet werden. Oder auch, wenn jemand wenig Erfahrung mit dem Krankheitsbild hat. «Neueintritte oder häufige Wechsel des Behandlungsteams können ebenfalls Ursachen sein», so Alexander Tarnutzer. «Je besser man einen Patienten kennt, desto einfacher ist es, einen Schlaganfall zu erkennen.»
Der Schlaganfall-Symptom-Check FAST
Schluckstörung als Symptom
Neben der Sprachstörung gibt es ein weiteres logopädisches Symptom für einen Schlaganfall: die Schluckstörung. «Schlucken ist ein sehr komplexer Vorgang im Gehirn», sagt die Logopädin Maria Wegele. 50 bis 60 Prozent der Hirnschlagpatienten weisen auch eine Schluckstörung auf. Diese kann sich zum Beispiel darin zeigen, dass beim Schlucken der Kehlkopfdeckel nicht richtig schliesst. Dadurch gelangt Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre und in die Lunge. «Das Risiko einer Lungenentzündung nimmt dann deutlich zu», sagt Maria Wegele. Anzeichen einer Schluckstörung können Verschlucken, häufiges Räuspern, Husten oder Würgen sein. Eine belegt klingende Stimme oder gurgelnde Atemgeräusche sind weitere Symptome.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko
Obwohl Hirnschläge spontan auftreten können, gibt es Risikopatienten. Wer zum Beispiel unter einer bestehenden Erkrankung wie Krebs, einer Gerinnungsstörung oder Anämie leidet, ist überdurchschnittlich gefährdet. Auch Patienten, die bestimmte blutverdünnende Medikamente absetzen mussten oder einen endovaskulären Eingriff durchführen lassen, müssen mit einem erhöhten Hirnschlagrisiko rechnen.
Schnelles Handeln
Sobald die Diagnose feststeht, erhält der Patient entweder stark blutverdünnende Medikamente, und/oder er muss sich einer Thrombektomie unterziehen. Dabei eröffnet der Interventionalist mittels eines Katheters in einem operativen Eingriff das verstopfte Gefäss wieder. «Dank den modernen bildgebenden Verfahren ist eine Behandlung bis zu 24 Stunden nach Beginn des Hirnschlags möglich», so Alexander Tarnutzer. «Dennoch gilt natürlich: Je früher wir ihn erkennen und behandeln, desto besser.» Denn um den Hirninfarkt herum bildet sich die sogenannte Penumbra. Sie bezeichnet den Bereich, in dem sich noch überlebensfähige Hirnzellen befinden. Setzt die Behandlung rasch genug ein, können diese gerettet werden.
Richtige Lagerung nach Schlaganfall
Zur Behandlung eines Schlaganfallpatienten gehört auch die richtige Lagerung und Mobilisation. Physiotherapeutin Gita Gäbel ruft dem Pflegepersonal die wichtigsten Punkte dazu in Erinnerung. Mithilfe von Decken und Kissen zeigt sie, wie ein Schlaganfallpatient unterstützt und nach seinen Bedürfnissen gelagert wird. «Erholung ist sehr wichtig für die Genesung, dazu kann eine Lagerung massgeblich beitragen», so Gita Gäbel. «Um zur Ruhe zu kommen, sollte der Patient auf der Seite liegen, die er besser spürt.» Soll hingegen Bewegung ermöglicht werden, gilt es, den Patienten früh zu mobilisieren und seinen Möglichkeiten entsprechend zu lagern. «Durch die individuell richtige Lagerung erreichen wir vor allem zwei positive Effekte», sagt Gita Gäbel. «Einerseits fördert sie beim Patienten die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Diese ist gerade nach einem Schlaganfall beeinträchtigt.» Andererseits werde dem Patienten damit auch ermöglicht, sich wieder selbständig zu bewegen.
Folgeverletzungen vermeiden
«Bevor das Pflegepersonal den Patienten zum ersten Mal mobilisiert, muss ihn ein Physiotherapeut untersucht haben», so Gita Gäbel. «So vermeiden wir Folgeverletzungen.» Diese entstehen beispielsweise, wenn der Patient umknickt, weil sein Körper die Signale des Gehirns noch ungenügend empfängt. «Die Rehabilitation nach einem Hirnschlag braucht viel Zeit, die müssen wir dem Patienten geben», so Gita Gäbel.
Die Stroke Unit
Am KSB ist ein multidisziplinäres Team für die Erstbehandlung von Hirnschlagpatienten zuständig. Dank dieser Zusammenarbeit behandelt die Stroke Unit Patienten schnell und verbessert dadurch die Heilungsaussichten.
Zur Stroke UnitText: Isabelle Frühwirt • Geprüft von: Alexander Tarnutzer, Leitender Arzt Neurologie