Sie haben Fragen zu Symptomen, Ursache und Therapie einer Thrombose und weiterer Gerinnungsstörungen wie Blutungsneigung? Die KSB-Fachpersonen stehen Ihnen in der Gerinnungssprechstunde gerne zur Verfügung.
Jetzt Termin vereinbarenWas ist der Unterschied zwischen dem Bareggtunnel und einem Blutgefäss? Stau im Tunnel ist ärgerlich und zeitraubend, Stau im Blutgefäss hingegen kann lebensbedrohlich sein. Bei einer Thrombose bildet sich über Stunden, Tage oder Wochen hinweg ein Blutgerinnsel in einem Blutgefäss – meist in den Bein- und Beckenvenen, manchmal auch in der Herzregion. Das Gerinnsel, in der Fachsprache Thrombus genannt, kann das Gefäss teilweise oder ganz verstopfen. Dadurch fliesst das Blut nicht mehr richtig ab und staut sich.
Woran erkennt man eine Thrombose?
Nicht jede Thrombose manifestiert sich durch Symptome – rund die Hälfte verlaufen symptomlos. Wenn Sie jedoch folgende Symptome bei sich feststellen, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen:
- Spannungsgefühle
- muskelkaterartige Schmerzen
- Schwellungen
- bläuliche Verfärbungen
- Überwärmung der betroffenen Gliedmassen
- Druck- oder Wadenschmerzen
Thrombus: mal lebenswichtig, mal brandgefährlich
Ein Blutgerinnsel zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort hat grundsätzlich eine wichtige Funktion. Denn wenn wir uns verletzen und bluten, wird die Wunde innerlich mit einem Pfropf, also einem Blutgerinnsel, verschlossen. Man spricht von der Blutgerinnung. Das Ziel dieser Körperreaktion ist es, möglichst wenig Blut zu verlieren und keine Keime in die Wunde eindringen zu lassen. Es kommt aber vor, dass sich ohne äussere Verletzungen ein Thrombus bildet, der ein Blutgefäss verstopft. Zum Beispiel wenn das Blut zu langsam fliesst oder nach grossem Flüssigkeitsverlust eingedickt ist (nach Durchfall, Fieber, Erbrechen etc.). Oder auch bei erblicher Veranlagung, wenn Innenwände von Gefässen vorgeschädigt sind, durch bestimmte Medikamente oder im Zusammenhang mit Krankheiten. Das kann lebensgefährlich sein.
Ursachen und Risiken einer Thrombose
Venenthrombosen treten am häufigsten in den Beinvenen auf. Sie entstehen unter anderem, wenn ein Patient seine Beine nach einer Operation, bei einer Erkrankung oder einer Verletzung nicht ausreichend bewegen kann. Bei einer Beinvenenthrombose können sich Teile des Blutgerinnsels lösen und unter anderem Lungengefässe verstopfen. Symptome sind atemabhängige Schmerzen, Husten und blutiger Auswurf; es droht eine Lungenembolie.
Bei einer arteriellen Thrombose ist die Blutzufuhr vom Herzen in Richtung Extremitäten, Gewebe und Organe verringert oder gar unterbrochen. Wenn das Blutgerinnsel ein Herzkranzgefäss verstopft, droht ein Herzinfarkt. Wandert das Gerinnsel zum Gehirn, kann es einen Schlaganfall auslösen. Verstopft es ein Beingefäss, kann eine sogenannte Schaufensterkrankheit auftreten.
In welchen Fällen ist das Risiko für ein Blutgerinnsel erhöht?
Etwa eine von tausend Personen ist im Verlauf des Lebens von einer Thrombose betroffen. Diese Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose:
- Thrombophilie: eine angeborene oder durch eine Erkrankung erworbene Veränderung des Blutgerinnungssystems
- Vorgeschichte: jemand wurde bereits wegen einer Thrombose behandelt oder leidet an Krampfadern
- Krankheiten: Krebserkrankungen oder wenig Bewegungsmöglichkeiten nach Operationen/während Spitalaufenthalten. Bluterkrankungen, bei denen das Blut zähflüssiger wird
- Statur: stark übergewichtige Personen
- Geschlecht und Alter: Männer ab 60 Jahren sind besonders gefährdet
- Medikamente: Beispielsweise östrogenhaltige Hormonpräparate zur Verhütung (Antibabypille), zur Behandlung der Wechseljahre oder zur Krebstherapie
- Fehlgeburten: wiederholter Kindsverlust während der Schwangerschaft
- Lebenswandel: Rauchen in Kombination mit der Antibabypille oder mit wenig Bewegung
- Reisen: langes Sitzen auf stundenlangen Flug- oder Autoreisen
Behandlung: von medikamentös bis interventionell
Mediziner gehen davon aus, dass viele Thrombosefälle unentdeckt bleiben. Sie lösen sich durch das körpereigene Gerinnungssystem selbständig auf. Die Betroffenen merken dabei wenig bis gar nichts. Ist die Thrombose diagnostiziert, werden die allermeisten Patienten konservativ mit einem blutverdünnenden Medikament behandelt.
Der Unterschied zwischen Thrombose und Embolie
Wenn der Thrombus ein Gefäss an der Stelle verschiesst, an der er sich gebildet hat, spricht man von einer Thrombose. Wenn sich aber ein Teil davon löst und an einem anderen Ort im Körper ein Gefäss verstopft, wird aus dem Thrombus ein Embolus. Dieser löst eine Embolie aus.
Bei der häufigsten Thromboseform, jener in der Beinvene, werden zusätzlich Kompressionsstrümpfe verordnet. Die Strümpfe helfen in der Akutphase, die Schwellung und die Schmerzen zu verringern. Sie können je nachdem, wo die Thrombose auftritt, die Entstehung eines postthrombotischen Syndroms vermindern oder gar verhindern. Denn bei knapp der Hälfte der Patienten mit einer Thrombose in den Leisten- oder Beckenvenen entwickelt unter konservativer Therapie ein postthrombotisches Syndrom.
Was ist ein postthrombotisches Syndrom und wie verhindert man es?
Beim postthrombotischen Syndrom schliessen die zarten Venenklappen in den teilweise wiedereröffneten Venen aufgrund einer Vernarbung nicht mehr effektiv. Das Blut strömt zurück oder es sucht sich neue Wege, um die teilweise verschlossenen Venen zu umgehen. Dadurch wiederum erhöht sich der Venendruck. Daraus entwickeln sich über Monate und Jahre hinweg Beschwerden wie belastungsabhängige Schwellungen und in der Folge auch stauungstypische Schädigungen der Haut und des Unterhautgewebes. Diese Veränderungen können auch zu einem offenen Bein (Ulcus cruris) führen. Deshalb empfiehlt sich bei Patienten mit einem postthrombotischen Syndrom ein minimalinvasiver Eingriff innerhalb der Gefässe, um die verschlossenen Venen wiederzueröffnen. Dieser Eingriff erfolgt meistens im akuten Stadium. Er kann aber auch in späten Stadien der Erkrankung durchgeführt werden. Dies mittels Einlage von Stents, also von Implantaten. Ihre Aufgabe ist es, die Gefässe offen zu halten.
Gerinnungssprechstunde am KSB
Text: Luk von Bergen • Geprüft von: Manuela Birrer, Leitende Ärztin Angiologie