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Von der Spitalapotheke ans Patientenbett

20. Juni 2024

Individuelle Medikamente und Chemotherapien, elektronische Medikamentenschränke und Überprüfung am Patientenbett: In der Spitalapotheke läuft vieles anders als in einer öffentlichen Apotheke.

Im Untergeschoss des KSB, zwischen Zentralsterilisation und Logistik, befindet sich die Spitalapotheke. Diese Lage ist nicht zufällig gewählt, sondern durchaus sinnvoll, wie Peter Wiedemeier, Leiter der Spitalapotheke, erklärt: «Wir bekommen täglich palettenweise Medikamente. Hier sind wir direkt bei der Anlieferung, das vereinfacht den Transport zu unseren Räumlichkeiten.»

Die Spitalapotheke ist verantwortlich für die Medikamentenversorgung aller Patienten am KSB. Dazu kümmern sich die Mitarbeitenden um Nachschub für die Stationen, bereiten spezielle Medikamente auf, beantworten Fachanfragen und suchen nach einem Ersatz, wenn ein Medikament auf dem Markt aktuell nicht erhältlich ist. «Das passiert immer öfter, weil sich die Herstellung der Wirkstoffe auf wenige Unternehmen verteilt, die häufig in China oder Indien produzieren. Wenn die Nachfrage nach einem bestimmten Wirkstoff steigt oder es zu Qualitätsproblemen kommt, hakt es in der Lieferkette», erklärt Peter Wiedemeier.

Krebsmedikamente vorbereiten

In einem keimfreien Raum stellen die Mitarbeitenden der Spitalapotheke, bekleidet mit grünem Overall, Haube und Handschuhen, täglich Krebsmedikamente für die Chemotherapie her. Wiedemeier erklärt: «Wir kaufen das zugelassene Handelsprodukt ein und passen die Dosierung dann individuell an die Patienten an.» Denn Krebsmedikamente muss man sehr genau verabreichen – je nach Körpergewicht und Organfunktionen in einer anderen Dosierung. Die Wirkung des Medikaments verändert sich aber schnell, wenn es aufbereitet ist. Es ist «nicht mehr stabil», wie es Wiedemeier nennt. Per Rohrpost gelangt es deshalb direkt auf die Station und wird innerhalb weniger Stunden verabreicht. Pro Jahr stellen die Mitarbeitenden der Spitalapotheke etwa 8000 solcher Chemotherapien bereit.

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Die Versorgung eines Spitals mit Medikamenten ist eine logistische Herausforderung.

Aber auch andere Medikamente stellen sie individuell vor Ort her. Oft sind es Salben, Tropfen oder Suspensionen, bei denen die Apotheker den Wirkstoff individuell an die Bedürfnisse des Patienten anpassen. Insbesondere Kinder brauchen spezielle Rezepturen mit niederer Dosierung.

Medikamentenschrank hilft mit

Um ihre Patienten zu versorgen, hat jede Abteilung einen eigenen Medikamentenschrank im Stationszimmer. Die Auswahl an Medikamenten darin unterscheidet sich je nach Abteilung – bei chirurgischen Patienten braucht es beispielsweise hauptsächlich Schmerzmittel, bei medizinisch-internistischen vor allem Blutdruckpräparate und Medikamente gegen Diabetes. Die Bewirtschaftung dieser Medikamentenschränke ist ebenfalls Aufgabe der Spitalapotheke. Regelmässig füllen die Apothekerinnen und Apotheker die Schränke auf.

Auf zwei Stationen steht ein elektronischer Medikamentenschrank: auf der 9. Etage, einer urologischen Station, und der 10. Etage, der interdisziplinären Privatstation. Dieser sieht aus wie ein ganz normaler Schubladenschrank. Darauf steht ein Computer. Wenn die Pflegenden die Medikamente vorbereiten, wählen sie jeweils den gewünschten Patienten im System aus. Dieses geht dann die Medikamentenliste durch und sucht das entsprechende Medikament. Ein grünes Licht erscheint an jener Schublade, in der es zu finden ist. Wenn man dann die Schublade öffnet, leuchtet das Abteil des entsprechenden Medikaments ebenfalls.

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Grünes Licht zeigt das gesuchte Medikament an.

Der elektronische Medikamentenschrank macht den Umgang mit Medikamenten sicherer, erklärt Peter Wiedemeier: «Bei alphabetischer Ordnung liegen oft gleiche Medikamente mit unterschiedlicher Dosierung nebeneinander. Da greift man schneller zum falschen Medikament, als wenn ein grünes Licht das richtige anzeigt.» Das System spart auch Zeit bei den Pflegenden. Denn sie finden jederzeit und schneller als bei einem herkömmlichen Schrank die verordneten Medikamente.

Am Patientenbett

Die Apotheker des KSB nehmen auch regelmässig an Arztvisiten teil. Dafür lesen sie sich intensiv in die Krankengeschichte der Patienten ein. Sie  prüfen, ob die richtigen Medikamente verschrieben worden sind, ob man vielleicht eines absetzen kann oder ein anderer Wirkstoff sinnvoller wäre. Peter Wiedemeier sagt: «Vor allem bei Patienten, die viele Medikamente einnehmen müssen, ist unsere Arbeit wichtig. Wir verschaffen uns einen Überblick über alle Wirkstoffe und beurteilen die Lage – unabhängig von medizinischen Fachrichtungen.»

Wenn der Patient genesen ist und das KSB verlässt, ist die Spitalapotheke nicht mehr für seine Medikamente zuständig. Mit einem Rezept ausgerüstet, bekommt er das Benötigte in einer öffentlichen Apotheke. Aber auch mit diesen ist Wiedemeier immer wieder im Austausch, beispielsweise wenn ein seltenes Medikament gefragt ist oder ein Apotheker eine fachspezifische Frage zu einem Austrittsrezept hat.

Einblick in die Spitalapotheke


Text: Tamara Tiefenauer • Geprüft von: Peter Wiedemeier, Leiter Spitalapotheke

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