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Zu hohe Ferritin-Werte und Hämochromatose – zwei heisse Eisen

19. Januar 2024

Eisenmangel ist eine Volkskrankheit. Was aber, wenn der Körper einen Eisenüberfluss aufweist? Petra Ferrari Pedrini, Stellvertretende Leitende Ärztin Innere Medizin am KSB, erklärt, was hinter der sogenannten Hämochromatose und erhöhten Ferritin-Werten steckt.

Eisen ist ein Spurenelement, das für den Körper eine besondere Bedeutung hat. Einerseits ist Eisen wichtig für den Aufbau der roten Blutkörperchen, andererseits für den Transport des Sauerstoffs im Blut. Bei Letzterem geht es um nicht weniger als die Versorgung sämtlicher Organe mit Sauerstoff. Liegt ein Eisenmangel vor, gerät der Bluthaushalt durcheinander. Es kommt zu Blutarmut. Was aber, wenn zu viel Eisen im Blut ist? «Entdeckt man den Überschuss nicht frühzeitig, kann es zu schlimmen Folgeerkrankungen kommen», sagt Petra Ferrari Pedrini, Stellvertretende Leitende Ärztin Innere Medizin am KSB. Bei einer sogenannten Hämochromatose reichen die Folgen von Leber- und Herzschäden über Diabetes bis zu Depressionen und Gelenkbeschwerden. «Beim Mann kann die Krankheit auch zu Libido-Verlust und Impotenz führen.»

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«Oft entdeckt man Eisenüberfluss erst zufällig im Labor beim Auswerten von Bluttests.»

Petra Ferrari Pedrini

Stellvertretende Leitende Ärztin Innere Medizin am KSB

Diffuse Symptome, oft zufällige Diagnose

Eisenüberschuss ist deutlich weniger verbreitet als Eisenmangel. Betroffene nehmen die Symptome oft kaum oder gar nicht wahr. Petra Ferrari Pedrini: «Eisenüberschuss entsteht meist langsam. Ausser einer gewissen Müdigkeit oder Antriebslosigkeit gibt es kaum spezifische Symptome.» Das erschwert die Diagnose. «Oft entdeckt man die Krankheit erst zufällig im Labor beim Auswerten von Bluttests.» Diese Tests orientieren sich am Speicherprotein Ferritin und am Transportprotein von Eisen, dem Transferrin. In seltenen Fällen orientieren sie sich am Eisenwert selbst. Erhöhte Werte können also auf einen Eisenüberschuss hinweisen oder – im Fall von Ferritin – auf eine Entzündung. Diese kann im Zusammenhang mit vielen Krankheiten stehen, wie einem Tumor, Rheuma oder einer Infektion. Das ist der Grund, weshalb die Ärzte mit dem Ferritin-Wert immer auch die Entzündungswerte kontrollieren. «Liegt keine Entzündung vor, deutet einiges auf einen Eisenüberschuss hin.»

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Eisenmangel führt zu Blutarmut. Eisenüberfluss hingegen kann über längere Zeit unter anderem zu Diabetes, Leber- und Herzschäden führen.
Primäre und sekundäre Hämochromatose

Der Körper eines Menschen enthält durchschnittlich 4–5 g Eisen. Wir nehmen Eisen über die Nahrung auf. Der Darm bringt das Element in den Körperkreislauf. Über das Schwitzen, den Urin und den Stuhlgang scheiden wir das Eisen wieder aus. «Ein Mechanismus sorgt normalerweise dafür, dass das Eisendepot bei genügend Nachschub zwar voll, aber nicht überladen ist», sagt Petra Ferrari Pedrini. «Bei Menschen, die an primärem Eisenüberschuss leiden, der sogenannten Hämochromatose, funktioniert dieser Mechanismus nicht.» Der Körper gibt dem Darm kein Stoppsignal, wenn genügend Eisen vorhanden ist. Es kommt zu einem Überschuss. Sind die grossen Eisenspeicher Leber, Milz und Knochenmark aufgefüllt, nehmen andere Organe das Eisen auf und werden geschädigt.

  • Die primäre Hämochromatose ist eine Erbkrankheit. Ungefähr eine von zehn Personen trägt das defekte Gen in sich. Sind beide Elternteile davon betroffen, geben sie die Krankheit an die Kinder weiter.
  • Von einer sekundären Hämochromatose spricht man, wenn der Eisenüberfluss die Folge einer anderen Krankheit ist, beispielsweise einer Leberschädigung durch Alkoholkonsum oder einer chronischen Hepatitis. Es kann aber auch sein, dass Patienten aus diversen Gründen zu wenig Blut haben und immer wieder auf Bluttransfusionen angewiesen sind. Auch diese künstliche Zufuhr kann zu einem Eisenüberschuss führen.
Hämochromatose behandeln und vorbeugen

Die primäre Hämochromatose ist unheilbar. Zur Behandlung sind sogenannte Blutaderlasse nötig – je nach Höhe des Ferritin-Werts. «Pro Aderlass gibt der Patient normalerweise 450 ml Blut ab», erklärt Petra Ferrari Pedrini. «Dadurch sinkt auch der Eisenanteil im Körper.» Dieses Verfahren wird regelmässig wiederholt, anfangs wöchentlich, später in längeren Intervallen. Bei der sekundären Hämochromatose ist es wichtig, die Hauptkrankheit zu behandeln.

Welche Möglichkeiten gibt es, Eisenüberschuss vorzubeugen? Ferrari Pedrini: «Auf die Nahrung zu achten, ist ein guter Tipp. Allerdings lässt sich damit einer erblich bedingten Hämochromatose nicht vorbeugen.» Insbesondere auf rotes Fleisch, Innereien, Würste und andere eisenhaltige Nahrungsmittel ist zu verzichten. Wer zudem Vitaminpräparate einnimmt, sollte auf den Eisengehalt achten. Und dann – man höre und staune – sind folgende «Hausmittelchen» hin und wieder empfehlenswert: «Schwarztee, Kaffee und Coca-Cola vermögen die Eisenaufnahme zu mindern.»

Wer Symptome hat oder sich beim Thema Eisenüberschuss unsicher fühlt, sollte sich für eine Vorsorgeuntersuchung anmelden. «Wichtig ist, die Krankheit früh zu entdecken. Gerade für erblich vorbelastete Personen ist eine medizinische Abklärung unbedingt ratsam.»

Vorsorge und Behandlung bis aufs Blut

Für eine Blutkontrolle wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder buchen Sie einen Termin in der ambulanten internistischen Sprechstunde am KSB. Je nach Blutresultat leiten wir Sie an die zuständigen Spezialisten weiter.

Zum Angebot

Text: Luk von Bergen • Geprüft von: Dr. med. Petra Ferrari Pedrini, Stellvertretende Leitende Ärztin Innere Medizin am KSB

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