Vermuten Sie eine Hashimoto-Thyreoiditis oder ein anderes Problem mit der Schilddrüse? Die KSB-Experten der Endokrinologie helfen Ihnen gerne weiter.
Jetzt Termin vereinbarenBei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um die häufigste Form einer Schilddrüsenentzündung. Sie ist benannt nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, der sie 1912 erstmals beschrieb. Die Erkrankung ist autoimmun bedingt. Das bedeutet, dass der Körper aus bislang ungeklärter Ursache Immunzellen gegen die Eiweisse der Schilddrüse bildet. Dies führt zu einer chronischen Entzündung. Sie wiederum verursacht eine Schilddrüsenunterfunktion.
Doch was ist eine Schilddrüsenunterfunktion und wie kommt es dazu? Um dies zu verstehen, ist es wichtig, zu wissen, welche Rolle die Schilddrüse im menschlichen Körper spielt. Das kleine, lediglich 20 Gramm schwere schmetterlingsförmige Organ liegt auf der Luftröhre auf – an der Vorderseite des Halses und unterhalb des Kehlkopfes. Seine Aufgabe ist es, aus Jod und anderen Bausteinen Hormone herzustellen, zu speichern und sie über das Blut an den Körper abzugeben.
Die Schilddrüsenhormone regeln viele Stoffwechselvorgänge des Körpers und halten sie im Gleichgewicht. So wirken sie auf den Energiestoffwechsel sowie den Sauerstoffverbrauch und regulieren die Körpertemperatur und den Wasserhaushalt. Ausserdem sind sie für die Tätigkeit der Muskeln und des Nervensystems von Bedeutung. Auch die Funktion des Herzens, des Kreislaufs, des Magen-Darm-Trakts sowie die psychische und die seelische Verfassung hängen wesentlich von der Schilddrüse ab. Gerät sie aus dem Gleichgewicht, hat das erhebliche Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.
Unspezifische Symptome wie Schwindel und Haarausfall
Hashimoto-Thyreoiditis verläuft schmerzlos. Die Erkrankung bringt unspezifische Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit, Schwindel oder Haarverlust mit sich. Daher wird Hashimoto oft erst spät erkannt. «Häufig kommt es zu Zufallsbefunden», sagt Michelle Egloff, Leitender Arzt Endokrinologie/Diabetologie. Er weist darauf hin, dass nicht jede Auffälligkeit gleich mit einer Erkrankung im Zusammenhang steht. «Etwa 20 bis 25 Prozent der Normalbevölkerung haben erhöhte Schilddrüsenantikörper. Dennoch sind die meisten von ihnen gesund.» Er erachtet deshalb einen vorsichtigen Umgang mit der «Modediagnose Hashimoto» als wichtig. Er fügt an: «Auch ich habe mich heute Morgen antriebslos und müde gefühlt. So etwas ist normal und sollte nicht als krankhaft erachtet werden, sofern dies nur an einigen Tagen auftritt. Dauern die Beschwerden aber an, sollten sie unbedingt ärztlich abgeklärt werden.»
So diagnostiziert der Arzt Hashimoto-Thyreoiditis
Um Hashimoto-Thyreoiditis sicher zu diagnostizieren, führt Spezialist Michelle Egloff zuerst ein ausführliches Anamnesegespräch. Dabei klärt er mit den Betroffenen die Krankheitsgeschichte. Anschliessend folgt eine Blutuntersuchung, bei der die Konzentration der Schilddrüsenhormone gemessen wird. Als bildgebendes Verfahren unterstützt eine Ultraschalluntersuchung die Diagnose. Frauen sind von Hashimoto viermal häufiger betroffen als Männer.
Bei Hashimoto liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor. Laut Michelle Egloff ist es für Patienten deshalb oft verwirrend, dass es zu Beginn der Erkrankung vorübergehend zu Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion kommen kann. Betroffene klagen dann über Schwitzen, Herzrasen, Bluthochdruck, Durchfall oder Nervosität. «Es fühlt sich an, als ob man mit angezogener Handbremse aufs Gaspedal drücken würde», veranschaulicht der Endokrinologe.
Doch wie kommt es zur Überfunktion? «Schilddrüsenzellen speichern Hormone. Durch eine Entzündung können die Speicher aufplatzen. Das setzt die Botenstoffe frei, und es kommt zu einer Überfunktion. Wenn die Speicher anschliessend leer sind und Schilddrüsenzellen nicht mehr richtig arbeiten, ergibt sich wiederum eine Unterfunktion.»
Hormonbehandlung, ein Leben lang
Die Behandlung von Hashimoto-Thyreoiditis besteht darin, Hormone einzunehmen, sofern der Körper zu wenige produziert. «Es mag Betroffene im ersten Augenblick erschrecken, dass man nach der Diagnose lebenslang Hormone einnehmen muss. Doch es handelt sich dabei um natürliche Substanzen, die nur bei falscher Dosierung zu Nebenwirkungen führen», so der Experte. Die gute Nachricht: «Hashimoto ist zwar eine chronische Krankheit, aber wohl die am einfachsten zu therapierende.»
Entzündungshemmende Diät bei Hashimoto-Thyreoiditis
Zusätzlich zur Behandlung sollten Betroffene auf ihre Ernährung achten. Eine entzündungshemmende Diät soll die chronische Entzündung der Schilddrüse eindämmen. Wichtig sind dabei
- Gemüse, zubereitet mit hochwertigen Ölen, beispielsweise aus Raps oder Oliven,
- zuckerarmes Obst, zum Beispiel Beeren und Zitrusfrüchte,
- Eiweissquellen wie Milchprodukte, Fisch, mageres Fleisch und Hülsenfrüchte.
Vorsicht vor Ratgeberliteratur
Trotzdem klagen manche Patienten auch unter der Hashimoto-Therapie über Symptome. Viele suchen deshalb Unterstützung in Ratgeberliteratur. Michelle Egloff rät davon allerdings ab. «Ich verstehe zwar, dass Betroffene nach jedem Strohhalm greifen, wenn sie weiterhin Beschwerden haben. Bei vielen Ratgebern handelt es sich jedoch um wahrscheinlich gutgemeinte pseudowissenschaftliche Erklärungen und Halbwahrheiten.» Daneben gebe es auch Selbsterfahrungen, die naturgemäss subjektiv gefärbt seien.
Das Hauptproblem ist gemäss dem Arzt jedoch, dass Betroffene ihre Symptome fälschlicherweise als zu h oder zu tief dosierte Medikation interpretieren. Allerdings können eben andere Ursachen dahinterstecken.» Für den Arzt steht deshalb die fachkundige und empathische Betreuung der Betroffenen an erster Stelle. «Ich nehme die Beschwerden meiner Patienten ernst und spreche offen mit ihnen. Wenn die Behandlung keine Wirkung zeigt, gehe ich über die Bücher. Dann versuche ich, andere mögliche Ursachen für die Beschwerden zu finden. Die Symptome der Patienten existieren tatsächlich und sind nicht eingebildet.» Allerdings verstärke Angst die Symptome. «Kann ich Patienten die Angst nehmen, lassen sich schwierige Verläufe meist vermeiden.»
Endokrinologie am KSB
Text: Vivien Wassermann • Geprüft von: Michelle Egloff, Leitender Arzt für Diabetologie und Endokrinologie am KSB