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Hebammen­ausbildung: Vorbereitung für den Ernstfall

31. Mai 2024

Das KSB bietet Praktikumsplätze für Hebammen in Ausbildung. Damit die jungen Geburtshelferinnen gut auf die Realität vorbereitet sind, üben sie den Umgang mit schwierigen Situationen aber schon an der Hochschule.

Anja Hostettler kann keinen klaren Gedanken fassen, sie steht völlig neben sich. Die 40-Jährige ist in der zwölften Woche schwanger. Gerade wurde mittels Ultraschalls die Nackenfalte des Fötus gemessen und eine erhöhte Transparenz festgestellt. Ein Anzeichen dafür, dass eine Trisomie 21 vorliegen könnte. Nervös sitzt Hostettler im Besprechungszimmer des Spitals, in das sie ihr Gynäkologe überwiesen hat. Immer wieder fährt sie sich mit der Hand über den verspannten Nacken und seufzt. Bis zur Blutuntersuchung, die weiteren Aufschluss über das Trisomie-21-Risiko geben kann, muss sie noch eine Weile warten.

Eine Hebamme in Ausbildung betritt den Raum. 15 Minuten lang versucht diese nun, auf die Patientin einzugehen und sie zu beruhigen. Sie schenkt ihr Wasser ein, führt eine Atemübung mit ihr durch, informiert sie über das weitere Prozedere. «Ich habe Zeit. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich noch etwas für Sie tun kann», sagt die Hebamme, bevor sie wieder geht. Behutsam schliesst sie die Tür hinter sich.

Praxisnahe Ausbildung

Anja Hostettler springt jetzt ruckartig vom Stuhl auf, schaltet die Videokamera aus und kippt das Fenster. Sie zieht ihren Jeansblazer aus und bindet sich die Haare zusammen. Ihre Bewegungen sind jetzt nicht mehr verkrampft, vielmehr fliessen sie aus ihr heraus. Binnen Sekunden hat die Anspannung das Zimmer verlassen.

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Im Kommunikationstraining versucht die angehende Hebamme Serena Notter die Klientin zu beruhigen.

Anja Hostettler ist nicht mehr Anja Hostettler, sondern Sandra Moser, Schauspielerin und Kommunikationstrainerin an der Berner Fachhochschule (BFH). Die Situation war eine gespielte Szene – ein Rollenspiel im Rahmen eines Kommunikationstrainings, das angehende Geburtshelferinnen während ihres Studiums absolvieren.

Die Krise meistern

Moser bittet die 23-jährige Studentin Stéphanie Dumont zurück ins Zimmer. Gemeinsam setzen sie sich zurück an den Tisch, an dem bis eben noch eine Krisensituation herrschte. Hinzu kommt Isabelle Wallimann, ebenfalls eine Studentin. Sie hatte den Dialog zwischen der «Patientin» und der angehenden Hebamme beobachtet. Zu dritt schauen sie sich nun die Videoaufzeichnung der Szene an. Anschliessend werten sie aus: Ist es der Studentin gelungen, die Patientin durch ihre Krise zu begleiten? Konnte sie ihr helfen?

Ausbildung zur Hebamme - Antworten auf die wichtigsten Fragen

Schulische Voraussetzung für das Studium ist eine Berufs-, Fach- oder gymnasiale Maturität. Zudem fordern die Hochschulen von Anwärterinnen ohne pflegerische Vorbildung ein zweimonatiges Pflegepraktikum. Eine Eignungsabklärung, bestehend aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil, prüft zudem die Methoden-, Selbst-, und Sozialkompetenz.

Wie sich Lehrveranstaltungen und Praxisarbeit aufteilen, ist je nach Hochschule unterschiedlich. Meistens aber arbeiten die Studentinnen im Rahmen eines Praktikums schon im zweiten Semester auf dem Beruf – natürlich eng betreut von erfahrenen Berufskolleginnen. Es ist aber nicht unüblich, dass die künftigen Spezialistinnen für Geburtshilfe schon im ersten Studienjahr ihre erste Geburt miterleben.

Während des Studiums absolvieren die Studierenden bis zum dritten Jahr drei bis vier Praxismodule à 10 oder 11 Wochen. Im vierten Jahr, dem Zusatzmodul, erlangen sie ihre Berufszulassung. Dafür sind ein weiteres Praktikum und eine Praxisarbeit nötig.

Der Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen ist eine der wichtigsten Herausforderungen der Gesundheitsversorgung. Das KSB bildet aus, um auch in Zukunft für die rund 350’000 Menschen im Ostaargau den entsprechenden Leistungsauftrag zu erfüllen und die Qualität sicherzustellen.

Praktikum am KSB während des Studiums

Die Ausbildung zur Hebamme umfasst ein Bachelorstudium. Den «Bachelor of Science Hebamme» bieten beispielsweise die Berner Fachhochschule oder die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften an. Das Studium dauert vier Jahre, wovon ein Jahr aus Praktika an verschiedenen Einsatzorten besteht. Das Kantonspital Baden stellt rund 30 Praktikumsplätze zur Verfügung. Es ist damit eines der grössten Ausbildungszentren der Schweiz.

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Text: Katja Schönherr • Geprüft von: Bernadette Bandlow, Hebamme

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