Sind Sie von den beschriebenen Symptomen betroffen? Plagen Sie Schmerzen im Schultergelenk oder der Rotatorenmanschette? Oder leiden Sie an einem anderen orthopädischen Problem? Die Expertinnen und Experten des KSB helfen Ihnen gerne weiter.
Zur Sprechstunde«Öppis chlemmt.» Mehr sage Impingement zunächst nicht aus, erklärt Karim Eid, Chefarzt Orthopädie am KSB. «Denn wieso etwas klemmt und weshalb es schmerzt, diese Fragen sind mit der Diagnose Impingement-Syndrom nicht geklärt.»
Von einem Schulter-Impingement sprechen Mediziner, wenn zwischen dem Schulterdach und dem Oberarmkopf der Platz eng wird. Das Schulterdach ist der Knochen, der auf das Gelenk aufliegt. Und der Oberarmkopf ist der Teil des Oberarms, der ans Schulterblatt grenzt. Zwischen den beiden Knochen liegt ein weiches Polster aus watteartigem Gewebe, auch Schleimbeutel genannt, medizinisch heisst es Bursa. Dieses Polster sorgt für eine reibungslose Bewegung der Schulter. Wenn es innerhalb dieser komplexen Konstruktion an Platz mangelt, werden Sehnen oder der Schleimbeutel eingeklemmt. Das führt zu einem Impingement, auch Engpass-Syndrom genannt.
Art der Schmerzen schafft oft Klarheit
Häufige Ursachen für ein Impingement-Syndrom in der Schulter sind Arthrose oder auch Unfälle. Ein ganz feiner Haarriss im Knochen genügt schon. «Daraus entstehen wulstige Vernarbungen, die sich ausdehnen. Möglicherweise entzündet sich deshalb das Gelenk», sagt Karim Eid. Aber auch Fehlstellungen, Kalkablagerungen oder eine Verletzung der Rotatorenmanschette können ein Impingement verursachen. Dieses tritt nicht nur an der Schulter auf. «Theoretisch kann jedes Gelenk von einem Impingement-Syndrom betroffen sein», sagt Eid. Am häufigsten sind es aber die Schulter und die Hüfte, seltener das Knie oder das Sprunggelenk.
Einen Hinweis auf ein Engpass-Syndrom an der Schulter gibt häufig schon der sogenannte «painful arc»-(schmerzhafter Bogen)Test. Betroffene führen dabei ihre Arme ausgestreckt und seitlich des Körpers in einem Bogen über dem Kopf zusammen. Schmerzen treten meistens in einem bestimmten Abschnitt auf, nämlich im mittleren Drittel der Bewegung. Der Anfang und der Schluss der Bewegung hingegen verlaufen schmerzlos. «Das ist ein erster Hinweis. Die Diagnose stellen wir dann mit dem Ausschluss eines Sehnenrisses im MRI.»
Zuerst Kortison, dann Operation
Steht die Diagnose Impingement, greift Karim Eid oft zur Kortisonspritze. Kortison hilft gegen Entzündungen und lindert die Schmerzen. «Bei den meisten Patientinnen und Patienten sind die Schmerzen nach einer Einspritzung weg. Bei manchen kommen sie nach ein paar Wochen zurück. Dann ist eine zweite Spritze nötig. Danach sind aber viele beschwerdefrei.»
Sprechen Betroffene nicht auf die Behandlung mit Kortison an und bleiben die Schmerzen länger als ein Jahr, dann ist möglicherweise eine Operation nötig. «Dabei schaffen wir Platz im Gelenk: Wir entfernen den Schleimbeutel, schleifen allfällige Vernarbungen und Knochensporne ab und räumen Kalkablagerungen aus dem Weg.» Falls die Ursache eine gerissene Sehne im Schulterbereich ist, nähen Eid und seine Kolleginnen und Kollegen diese zusammen. Nach der OP ist dann noch Physiotherapie nötig.
Sport für die Schulter
Ein Warnsymptom für ein Impingement an der Schulter gibt es nicht. «Häufig sind es einfach andauernde Schmerzen, die darauf hindeuten», sagt der Cheforthopäde. Ein mögliches Anzeichen sei zudem, wenn Betroffene ihre Bewegungen den Schmerzen anpassten. «Manche ziehen ihren Arm wie eine Marionette dem Körper entlang nach oben, statt ihn einfach zu strecken.»
Generell sei Bewegung gut für die Schulter. Wenn das Gelenk aber schmerzt, rät Karim Eid von Krafttraining ab. Auch ein Crosstrainer belaste das Gelenk stark. Schwimmen und golfen hingegen seien gute und sanfte Sportarten. Auch Yoga und Pilates gehörten dazu, aber: «Es ist wichtig, dass man die Bewegungen technisch richtig ausführt und seine eigenen Grenzen akzeptiert. Ich habe es schon oft erlebt, dass sich Patienten zu viel zumuten.» Deshalb seien geführte Trainings zumindest für den Einstieg wichtig.
Orthopädie am KSB
Text: Tamara Tiefenauer • geprüft von: PD Dr. med. Karim Eid, Chefarzt Orthopädie