Das interdisziplinäre Brustzentrum am KSB bietet viele therapeutische Behandlungen an – von der Selbsthilfegruppe über Physiotherapie bis zum psychoonkologischen Dienst. Betroffene können das Angebot ambulant oder stationär nutzen. Die Grundversicherung der Krankenkasse übernimmt die Kosten.
Jetzt informierenAngst, Überforderung, Müdigkeit oder Aggressivität: Eine Krebserkrankung bringt häufig eine geballte Ladung an Gefühlen mit sich – zusätzlich zum körperlichen Leiden. Welche Auswirkungen hat das auf die Psyche eines Menschen? Wie gestaltet man einen Umgang mit der Krebserkrankung, und welche Auswirkungen hat das auf die Lebensqualität? Die Psychoonkologie hat zum Ziel, solche Fragen zu beantworten.
Psychoonkologie bezieht auch Angehörige mit ein
Am KSB sind dafür Claudia Matter und ihren beiden Kolleginnen zuständig. Die Psychoonkologinnen betreuen sowohl stationäre als auch ambulante Patienten. «Bei stationären führen wir im Schnitt zwei Gespräche, bei ambulanten können es auch vier sein», erklärt sie. Viel Einfühlungsvermögen ist nötig, wenn es einem Patienten von einem Tag auf den anderen plötzlich schlechter geht. «Das betrifft auch die Angehörigen, die wir mitbetreuen. Deshalb bieten wir auch ihnen Gespräche an.»
Die Sitzungen an sich sind nicht planbar. Daher gilt es, flexibel zu sein. Der Fokus liegt immer auf der körperlichen und psychischen Entwicklung seit der letzten Sitzung. Ausgehend davon entwickelt sich das Gespräch. Die Behandlung durch Claudia Matter und ihre Kolleginnen reicht von einzelnen Beratungsgesprächen bis hin zu einer intensiven psychotherapeutischen Begleitung. Immer mit dem Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Liebsten möglichst hoch zu halten.
Der Weg zur Psychoonkologin
Claudia Matter hat einen langen Weg zur Psychoonkologin hinter sich:
Psychoonkologie bei Brustkrebs
2017 nahmen 316 Patienten die psychoonkologischen Angebote in Anspruch. 72 von ihnen hatten in diesem Jahr die Diagnose Brustkrebs erhalten. Bei Brustkrebspatientinnen besteht ein enger Austausch mit der Gynäkologie: In Zusammenarbeit mit den speziell ausgebildeten Pflegefachfrauen BCCN (Breast and Cancer Care Nurses) wird ein Erstkontakt mit den stationär angemeldeten Frauen hergestellt. Bei dieser Gelegenheit sprechen sie ausführlich über ihre Gefühlslage und ihre Wünsche an die Psychotherapie. «Sie wollen ihre Angehörigen oftmals nicht zusätzlich belasten, also sind wir für sie die neutrale Instanz», sagt Matter. Nicht immer braucht es ein zweites Gespräch. Die Länge der Behandlung bestimmen Therapeutinnen und Betroffene gemeinsam. Vielfach werden stationäre Patienten zu ambulanten. Denn Claudia Matter und ihr Team bieten auch an, die Gespräche nach der körperlichen Genesung fortzuführen, damit kein Therapeutenwechsel nötig ist.
Weinen und lachen trotz Krebserkrankung
Claudia Matter und ihre Kolleginnen legen hohen Wert darauf, besonders schwierige Patientensituationen im Team zu besprechen. «Wir tauschen uns aus und unterstützen uns gegenseitig. So können wir mit der Belastung besser umgehen.» Um den Kopf frei zu kriegen, hilft ihr auch Bewegung: «Deshalb gehe ich oft schwimmen und mache viel Sport.» Gerade bei Langzeitpatienten sei es oft nicht einfach, die emotionale Distanz zu wahren. «Es ist schwierig, dabei zuzusehen, wie sich die Gesundheit verschlechtert. Es gibt schon Momente, wo ich mich für einige Minuten zurückziehe», erzählt Matter. Sie betont jedoch, dass der Beruf belastender klingt, als er ist: «Wir lachen auch viel mit den Patienten.»
Verbesserung der Lebensqualität
Auch wenn ihr Job sie ab und an belastet und sie manchmal das Gefühl hat, nicht genug ausrichten zu können – die Patienten nehmen es anders wahr. «Ich erinnere mich an eine Patientin, die mich nach dem Umzug der Psychoonkologie in den Kubus mit einem Kuchen zur Einweihung besucht hat», sagt Claudia Matter. Die Frau habe voller Freude erzählt, dass das Backen seit langem einer ihrer schönsten Momente gewesen sei, weil sie dafür lange keine Kraft hatte. Matter: «Was gibt es Schöneres, als zu sehen, dass man mit seiner Arbeit etwas bewirken kann?»
Interdisziplinäres Brustzentrum am KSB
Text: Isabelle Micul • Geprüft von: Claudia Matter, Leitende Psychologin