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Psychoonkologie am KSB: Eine Stimme für die Seele

5. Juni 2024

Krebs hinterlässt bei den Betroffenen nicht nur körperliche, sondern auch psychische Spuren. Die Psychoonkologie am KSB befasst sich mit der Verarbeitung onkologischer Diagnosen und Erkrankungen. Abteilungsleiterin Claudia Matter über ihren Alltag mit den Patienten.

«Der Körper und die Psyche arbeiten eng zusammen und beeinflussen sich gegenseitig», sagt Claudia Matter. «Deshalb sind beide Faktoren wichtig beim Erleben und bei der Verarbeitung von schwierigen Situationen.» Die medizinische Behandlung ist also das eine, die individuelle Begleitung auf psychischer und seelischer Ebene das andere. «Die Gespräche finden im ambulanten oder stationären Setting statt. Die Patientinnen und Patienten können auch eine Vertrauensperson zum Termin mitnehmen.» Die Psychoonkologie am KSB ist grundsätzlich für alle offen – auch für Angehörige von Patienten. Denn die Fragen, die nach einer onkologischen Diagnose auftauchen, beschäftigen nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Umfeld. Was, wenn mein Partner stirbt? Wie gehe ich mit dem Leiden meiner Partnerin um? Welche Auswirkungen hat der Krebs auf mein oder unser Leben? «Wir versuchen, uns in unseren Therapien auf die Menschen und ihre Lebensgeschichte einzulassen und Antworten zu finden – in allen Phasen der Krankheit.»

Erfahren Sie von Claudia Matter, wie das Team der Psychoonkologie arbeitet und welche Ansätze es dabei verfolgt.

An der Psychoonkologie fasziniert mich …

… die Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen und das Zusammenspiel zwischen Medizin und Psychologie. Eine Krankheit hat meist Auswirkungen auf das ganze Leben. In der Psychoonkologie versuchen wir, alle Aspekte im Zusammenhang mit einer Erkrankung einzuordnen. Wir versuchen, der Psyche eine Stimme zu geben. Das ist für viele Betroffene entlastend und kann sich positiv auf die körperliche Verfassung oder den Heilungsverlauf auswirken.

Die Patienten, die zu uns kommen, erwartet …

… in erster Linie eine individuelle Gesprächstherapie, in der wir vergangene und künftige Ereignisse wie Diagnosen, medizinische Eingriffe und ihre Folgen einzuordnen versuchen. Das tun wir in einer authentischen, herzlichen, teilweise gar humorvollen Art. Die Gespräche sind also sehr individuell, je nach Anliegen des Gegenübers.

Die Anliegen unserer Patienten sind …

… sehr unterschiedlich. Grundsätzlich geht es um die Auseinandersetzung mit einer Erkrankung. Wie bewältige ich akute Krisen im Zusammenhang mit meiner Krankheit? Wie gehe ich mit Nebenwirkungen, Schmerzen, Ängsten, Müdigkeit, Erschöpfung und Depressionen um? Wir besprechen aber auch partnerschaftliche und familiäre Probleme und Herausforderungen. Es geht nicht zuletzt um Wertvorstellungen und Sinnfragen, die auftauchen, wenn Menschen mit einem Schicksalsschlag konfrontiert werden.

Claudia  Matter Portrait

«In unseren Therapien wird auch viel gelacht. Wir freuen uns gemeinsam, wenn eine Leidensphase überstanden oder ein Therapieschritt abgeschlossen ist.»

Claudia Matter

Leiterin Psychoonkologie

Menschen, die eine onkologische Diagnose erhalten, …

… brauchen zuerst meistens einige Tage Zeit, um sich damit zu befassen und die Nachricht einordnen zu können. Aber auch hier reagieren die Betroffenen sehr unterschiedlich. Einige sorgen sich tendenziell eher um die Familie, vielleicht um den Beruf oder um Einschränkungen, die mit der Krankheit verbunden sind. Bei schwerkranken Patienten stellt sich nicht selten die Frage, ob sie die ganze Kraft, den Aufwand, den manche Therapien erfordern, noch auf sich nehmen möchten.

Wer mit einer schweren Krankheit konfrontiert wird, sollte …

… vermehrt auf die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Anliegen hören. Im Hier und Jetzt zu leben, ist in solchen Momenten besonders hilfreich. Sich Pausen und Ablenkung zu verschaffen, ist ebenfalls wichtig, sodass die Krankheit nicht permanent im Mittelpunkt steht.

Wir helfen unseren Patienten, indem …

… wir zuhören und ihre individuellen Anliegen ernst nehmen. Wir versuchen, eine Beziehung aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist es, bei den Patienten die Arbeit an sich selbst anzuregen. Wer sich mit sich selbst auseinandersetzt, findet häufig auch Antworten auf seine Fragen.

Über persönliche Ängste und Gedanken zu sprechen, ist …

… einerseits entlastend und unterstützend im Genesungsprozess. Andererseits fällt es nicht allen Menschen leicht, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Als neutrale Personen bekommen wir aber oft einen Einblick ins Seelenleben, den Betroffene ihren Angehörigen nicht zumuten möchten, um sie nicht zu belasten. Ganz wichtig ist, dass die Gespräche und Informationen vertraulich behandelt werden. Wir urteilen oder bewerten nicht, sondern hören zu und versuchen, die Dinge gemeinsam einzuordnen.

In der Therapie sind nicht nur Ängste und Trauer ein Thema, sondern …

… die gesamte Biografie des Patienten. Welche Normen und Muster begleiten ihn? Was interessiert ihn? Es geht also auch um schöne Erlebnisse, um Highlights aus dem Leben oder alltägliche Freuden. Gleichzeitig sprechen wir auch Themen wie Partnerschaft, Familie, Freizeit und Beruf an.

Die Feedbacks der Patienten sind …

… meist positiv, was uns in unserer täglichen Arbeit bestätigt. Damit das Resultat für beide Seiten stimmt, braucht es aber auch eine gewisse Chemie, die Vertrauensbasis muss gegeben sein. Es kommt schon auch vor, dass sich Patienten in der Therapie nicht wohlfühlen. In solchen Fällen ist es für uns wichtig, zu verstehen, woran es liegt. Durch die Feedbacks können wir unser Angebot vielseitiger gestalten.

Wenn mir ein Schicksal nahegeht, …

… tausche ich mich mit meinen Teamkolleginnen aus. Manchmal lenke ich mich mit einem Waldspaziergang ab oder treibe Sport. Mir ist wichtig, nochmals zu betonen, dass in unseren Therapien auch viel gelacht wird. Wir freuen uns gemeinsam, wenn eine Leidensphase überstanden oder ein Therapieschritt abgeschlossen ist. Es gibt also auch viele schöne Momente.

Psychoonkologie am KSB

Das KSB lässt seine Patienten mit ihrer Krankheit nicht allein. Der psychoonkologische Dienst ist für alle Betroffenen und Angehörigen da, die über Diagnosen, Ängste und Zweifel im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung sprechen möchten.

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Text: Luk von Bergen • Geprüft von: Claudia Matter, Leiterin Psychoonkologie

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