Das Kantonsspital Baden gilt schweizweit als eines der Zentren mit der grössten Erfahrung im Bereich Leistenbrüche. Erfahren Sie mehr über die Leistungsangebote.
Zur Hernien-SprechstundeDie Bezeichnung Leistenbruch mag zunächst ein wenig irreführend sein. Denn bei «Bruch» denken die meisten von uns wohl an gebrochene Knochen. Das ist beim beim Leistenbruch, auch Inguinalhernie oder Leistenhernie genannt, jedoch nicht der Fall. Was aber passiert bei einem Leistenbruch? Wie kommt es dazu? Was sind die Symptome und wie verläuft die Therapie? Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist ein Leistenbruch?
Man spricht von einem Leistenbruch, wenn Eingeweide durch den Leistenkanal aus dem Bauchraum austreten. Oft spüren Betroffene davon zunächst nichts. Als Symptom gelten sicht- und tastbare Ausstülpungen in der Leistengegend. Viele berichten auch von einem Ziehen, Druck- oder Fremdkörpergefühl. Wenn Schmerzen auftreten, können diese bei Männern bis in den Hodensack, bei den seltener betroffenen Frauen bis in die Schamlippen ausstrahlen.
Was passiert, wenn man eine Leistenhernie nicht operiert?
Vor allem Sportler schreiben ihre Beschwerden oft einer muskulären Überlastung zu – mit unangenehmen Folgen, erklärt Sebastian Soppe, Chirurg und Hernienexperte am KSB: «Wird ein Leistenbruch nicht erkannt und behandelt, können Teile des Darms eingeklemmt werden und absterben. Dies stellt eine lebensgefährliche Komplikation dar, die man umgehend operieren muss.»
Können auch Frauen einen Leistenbruch haben?
Zu Sebastian Soppes Patienten zählen vor allem Männer. «Eine Leistenhernie tritt bei ihnen viermal häufiger auf als bei Frauen.» Insgesamt trifft es mehr als jeden vierten Mann einmal im Leben, im Vergleich zu nur drei Prozent bei den Frauen.
Die Gründe dafür liegen in der männlichen Anatomie. Der Leistenkanal ist eine röhrenförmige, vier bis fünf Zentimeter lange Verbindung zwischen Bauchhöhle und äusserer Genitalregion. Er entsteht während der embryonalen Entwicklung: Bei männlichen Embryos durch den Abstieg der Hoden nach unten, bei Mädchen ist dies der Weg für das Mutterband, das mit der Gebärmutter verbunden ist. Deshalb ist der Leistenkanal bei Männern etwas weiter und damit anfälliger als bei Frauen.
Doch welche Auslöser führen am Ende dazu, dass die Patienten die Hernien-Sprechstunde am KSB oder gar den Notfall aufsuchen? Soppe: «Das Heben schwerer Lasten, starkes Pressen bei chronischer Verstopfung, Husten oder starke sportliche Belastung – all dies sind typische Ursachen einer Leistenhernie.»
Wie stellen Ärzte einen Leistenbruch fest?
Bei Erwachsenen diagnostizieren die Ärzte den Leistenbruch in der Hernien-Sprechstunde. «Hier führen wir zunächst die sogenannte Anamnese durch. Das heisst, wir stellen gezielte Fragen zur Krankengeschichte, zu möglichen Auslösern und Symptomen», erklärt Soppe. Danach tastet der Arzt die Leistenregion des Patienten ab, um eine mögliche Schwellung aufzuspüren. Zudem prüft er, ob sich der Inhalt der Hernie in den Bauchraum zurückschieben lässt. Und: «Wenn die körperliche Untersuchung für eine eindeutige Diagnose nicht ausreicht, können auch bildgebende Verfahren eingesetzt werden.» Dann folgen also radiologische Untersuchungen.
Weshalb treten bei Babys häufig angeborene Leistenhernien auf?
Manchmal trifft es auch die ganz Kleinen, besonders männliche Säuglinge und Frühgeborene:
Wann muss der Leistenbruch operiert werden?
Bereitet ein Leistenbruch keine Schmerzen und vergrössert er sich auch nicht, kann – unter regelmässiger ärztlicher Beobachtung – zunächst abgewartet werden. «Wir sprechen dabei vom Watchful Waiting.» In den meisten Fällen ist jedoch laut Soppe eine Operation nötig: «Wir behandeln Leistenbrüche in der Regel mittels der sogenannten Schlüssellochtechnik.» Die Aufenthaltsdauer im Spital ist entsprechend kurz, je nach Patient ist die Behandlung sogar ambulant möglich.
Diese minimalinvasiven Eingriffe sind eine Spezialität des KSB. Nicht von ungefähr ist es das einzige Schweizer Spital, das von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie das Zertifikat «Referenzzentrum für Hernien-Chirurgie» erhalten hat. So ehrenvoll dieses Gütesiegel ist – ein Aspekt ist aus Patientensicht noch wichtiger: Die Komplikationsrate bei Leistenbrüchen liegt am KSB weit unter dem Durchschnitt.
KSB – Referenzzentrum für Hernienchirurgie
Text: Vivien Wassermann • Geprüft von: Sebastian Soppe, Stv. Oberarzt Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie