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«Liebe Männer, Prostatakrebs geht uns alle an»

6. Juni 2024

Prostatakrebs gilt bei vielen als «ungefährliche» Krebsform – ein Irrtum. KSB-Urologe Lukas Hefermehl über Symptome, Therapien und die Wichtigkeit von Vorsorgeuntersuchungen für Männer ab 50 Jahren.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart und gleichzeitig die zweithäufigste Todesursache aufgrund von Krebs bei Männern. Der Blick in die Statistik widerlegt also den anscheinend immer noch weitverbreiteten Irrtum, diese Krebsform sei grundsätzlich eher ungefährlich. Für Lukas Hefermehl, Urologe am Kantonsspital Baden, braucht es deshalb dringend mehr Aufklärung. «In meiner urologischen Sprechstunde stelle ich fest, dass viele Männer schlecht informiert sind. Die tendenzielle Bagatellisierung des Prostatakrebses stammt aus Zeiten, als Diagnostik und Therapie noch zu wenig erforscht und ausgereift waren.» Gleich geblieben ist allerdings das Heimtückische der Krankheit. «Diese Krebsart macht sich in der Regel erst bemerkbar, wenn es schon zu spät für eine heilende Therapie ist.» Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen derart wichtig.

Der Spezialist: Lukas Hefermehl

PD Dr. med. Lukas Hefermehl ist Spezialist für Prostatakrebs und Roboterchirurgie. Vor seinem Engagement am Kantonsspital Baden war er unter anderem am Universitätsklinikum Grosshadern in München tätig, mit Fokus auf roboterassistierte Operationen. Hefermehl ist zudem Privatdozent an der Universität Zürich.

Unklare Symptome bei Prostatakrebs

Vermehrter Harndrang, Schwierigkeiten beim Urinieren, verminderter Samenerguss oder Schmerzen im unteren Rückenbereich: All diese und weitere Symptome bedeuten alles oder nichts. «Typische Symptome, die frühzeitig auf ein bösartiges Prostatakarzinom hinweisen, gibt es nicht», sagt Lukas Hefermehl. Und: «Betroffene Männer haben oft lange überhaupt keine Beschwerden.» Deshalb entdeckt man den Krebs in vielen Fällen auch erst, wenn er schon in umgebende Strukturen eingewachsen ist. Möglich ist auch, dass sich bereits Metastasen ausserhalb der Prostata gebildet haben. «Das müsste nicht sein. Mit der heutigen Technik ist die Krankheit früh erkennbar, Die Heilungsaussichten sind durch individualisierbare Therapiestrategien gut.»

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Prostatakrebs macht sich häufig erst dann bemerkbar, wenn es schon zu spät für eine heilende Therapie ist.
Beobachten oder operieren?

Nicht jeder Prostatakrebs wird sofort operiert oder bestrahlt. Vor über 20 Jahren hat das KSB als europaweit eines der ersten Spitäler die sogenannte «active surveillance» eingeführt, also die aktive Überwachung bei Prostatakrebspatienten. Lukas Hefermehl: «Je nach Stadium und Aggressivität reichen vorerst regelmässige Kontrollen. So können eine aktive Therapie und damit verbundene Nebenwirkungen vermieden oder zumindest hinausgezögert werden.» Bei einem kleinen, aber behandlungsbedürftigen Tumor bietet sich eine schonende und organerhaltende Therapie mittels therapeutischen Ultraschalls (HIFU) an. «Ab einer gewissen Grösse oder Aggressivität sollte die Prostata entweder operativ entfernt oder bestrahlt werden.»

Das Gespräch ist wichtig

Ob und wie man einen Prostatakrebs behandelt, ist von Fall zu Fall verschieden. «Deshalb nehmen wir uns in der Sprechstunde viel Zeit, um für jeden Patienten die individuell beste Lösung zu finden. In diesen Gesprächen wägen wir Vor- und Nachteile genau ab», sagt Lukas Hefermehl. Das Kantonsspital Baden verfügt als zertifiziertes «Europäisches Prostatakrebszentrum» über die modernsten Techniken zur Diagnostik und Therapie. So führen die Chirurgen die Prostatakrebsoperationen mittels Da-Vinci-OP-Roboter der neusten Generation durch. Trotz dieser guten technischen Voraussetzungen liegt Urologe Hefermehl ein Botschaft besonders am Herzen. «Gerade Männer blenden potenzielle Gesundheitsprobleme oft einfach aus. Dabei sollten sie sich ab 50 Jahren unbedingt mit dem Thema Prostatakrebs auseinandersetzen.»

Prostatakrebs: Was Mann wissen sollte

Bei jedem sechsten Mann ab 50 Jahren wird ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Wobei etwa ein Viertel der Betroffenen daran stirbt. Männer ab 50 Jahren sollten sich also informieren und sich einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen. Bei Männern, in deren direkter Verwandtschaft bereits ein Prostatakrebsfall aufgetreten ist, sollten sich bereits ab 45 Jahren untersuchen lassen.

Das Prostatazentrum am KSB

Falls Sie Fragen zum Thema haben oder sich für eine Vorsorgeuntersuchung anmelden möchten, wenden Sie sich ans Prostatakrebszentrum am Kantonsspital Baden. Das durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizierte Europäische Prostatakrebszentrum garantiert höchste Qualitätsstandards in Diagnostik und Therapie von Prostatakrebspatienten.

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Text: Luk von Bergen

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