Sexualität und Psychosomatik

Die gynäkologische Untersuchung ist für viele Frauen in unterschiedlichem Ausmass mit negativen Gefühlen wie Angst vor der Entdeckung einer Erkrankung, Schmerzen, Verlegenheit oder Scham verbunden. Vielleicht bestehen auch sexuelle Schwierigkeiten, die sie in unsere Sprechstunde führen. Neben der körperlichen Untersuchung ist für uns das Beratungsgespräch ein wichtiger Teil dieser Sprechstunde.

Es ist uns als Team der Frauenklinik ein Anliegen, unseren Patientinnen die Möglichkeit zu geben, Probleme im Bereich der Sexualität zu besprechen, Konflikte anzusprechen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. In der Ausbildung zum FMH Gynäkologie und Geburtshilfe haben Psychosomatik und Gesprächsführung einen hohen Stellenwert.

Die Frauenärztin bzw. der Frauenarzt behandelt den wohl intimsten Bereich der Frau. Organische Störungen jeder Art können zu erheblichen seelischen Reaktionen führen. Auch durch Operationen können das Körperbild und Körpererleben einer Frau gestört werden. Zu den klassischen Erkrankungen in der Frauenheilkunde, die psychogen sein können, gehören z.B. chronische Unterbauchschmerzen, psychosexuelle Probleme, Schmerzen beim Wasserlösen oder häufiges Wasserlösen.

Selbstverständlich setzen wir uns als Frauenärzte und Frauenärztinnen nicht nur mit Sexualstörungen, sondern auch mit paar- und familiendynamischen Situationen auseinander. Eine Frau, die sich in einer Beziehung enttäuscht, gekränkt, unverstanden, vernachlässigt fühlt, bringt dies möglicherweise durch psychosomatische Reaktionen zum Ausdruck. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die Patientin nicht nur eingehend gynäkologisch zu untersuchen, um eine körperliche Erkrankung auszuschliessen, sondern sie auch umfassend zu beraten und zu unterstützen.

Sexuelle Schwierigkeiten sind oft durch Beratungsgespräche zu bessern. Wir legen jedoch viel Wert auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. So besteht die Möglichkeit, bei tieferliegenden psychischen Konflikten, die einer intensiveren Therapie bedürfen, die Patientin an einen geeigneten Psychotherapeuten zu überweisen. Um chronische Schmerzen zu behandeln, arbeiten wir z.B. auch mit einem speziellen Schmerzdienst der Anästhesie im Kantonsspital Baden zusammen.

Sowohl die Patientinnen als auch die Gesellschaft fordern eine/n medizinisch und zugleich psychologisch versierte Ärztin bzw. Arzt, die/der in Diagnostik, Therapie und Beratung den Anspruch auf Ganzheitlichkeit einlöst. Wir bemühen uns, die an uns gestellten Rollenerwartungen Ernst zu nehmen und für die Patientinnen eine ihren Vorstellungen und ihrem Umfeld entsprechende umfassende therapeutische Lösung zu suchen.