Eingreifen erst wenn nötig. Die aktive Überwachung behält den Tumor im Auge

Im Jahr 2000 haben wir mit der Active Surveillance (aktive Überwachung) begonnen und damit bis heute sehr gute Erfahrungen gemacht. Nicht aggressive Formen des Prostatakrebs, die mit hoher Wahrscheinlichkeit stabil bleiben, das heisst, nicht weiter wachsen, werden bei der Active Surveillance periodisch kontrolliert. Erst wenn sich der Tumor vergrössert, ergreifen wir weitere und geeignete Massnahmen. Dabei geht keine wertvolle Zeit verloren. Eine Therapie, die erst im Anschluss an eine aktive Überwachung erfolgt, ist genauso erfolgreich.

Bekommt Mann die Diagnose Prostatakrebs, muss er nicht zwangsläufig unters Messer oder sich einer Strahlentherapie aussetzen. Es gibt noch einen dritten Weg, den der Active Surveillance. Das KSB gehört weltweit zu den Pionieren: Die Methode der aktiven Überwachung wurde im Kantonsspital Baden bereits 1999 ein erstes Mal angewendet.

Es gibt Karzinome, die wachsen nur sehr langsam oder verhalten sich über Jahre ruhig. Indikator für die Aggressivität eines Prostata-Tumors ist der Gleason Score. 1 bis 6 bedeutet wenig aggressiv, 7 heisst mittelmässig aggressiv, ab 8 sprechen wir von sehr aggressiv. Liegt die Diagnose bei 6 und darunter, braucht es vorerst nicht unbedingt eine Therapie.

Überwachen statt Eingreifen

Bei einem Gleason Score unter 6, wird jeder Patient am KSB auf die Möglichkeit einer Active Surveillance aufmerksam gemacht. Die angeordnete Überwachung ist engmaschig. Keiner der Patienten soll und darf durch die Maschen fallen. Wichtig für die Betroffenen: Sie müssen die Termine zwingend einhalten.

Kommt eine aktive Überwachung infrage, so erfolgt nach der Erstbiopsie eine weitere nach drei Monaten. Erst wenn die zweite Gewebeprobe auch eine geringe Aggressivität zeigt, fällt der definitive Entscheid für die Active Surveillance.

Die Methode bewährt sich (mittlerweilen auch an vielen anderen Spitälern) und zeigt, dass ein heilendes Eingreifen auch nach Jahren, wenn der Tumor sich aggressiv zu entwickeln beginnt, möglich ist. Immer vorausgesetzt, das Karzinom wurde bis dahin streng überwacht.

Die Methode der Active Surveillance verlangt ein überdurchschnittlich hohes Mass an Eigenverantwortung. Diese Eigenverantwortung gilt es als Patient mit Prostata-Krebs wahrzunehmen. Wer dies nicht tut, führt die Active Surveillance ad absurdum und verliert das Wichtigste aus den Augen – seine eigene Gesundheit.