Qualitätsindikatoren

Die folgenden Punkte werden in der Anästhesiologie qualitativ beurteilt:

Sicherheitsprotokolle

Angelehnt an die Helsinki-Deklaration* zur Patientensicherheit wird das Vorhandensein von Sicherheitsprotokollen (SOPs oder standard operating procedures) als Qualitätskriterium im anästhesiologischen Alltag gesehen. Das KSB als Ausbildungsspital verfügt über eine Vielzahl von SOPs sowohl in den Bereichen Anästhesie, Schmerztherapie und im Rettungsdienst. Alle Abläufe sind genau dokumentiert und werden regelmässig von einem darauf spezialisierten Ärzteteam nach den neusten Richtlinien überarbeitet.

* Als Deklaration von Helsinki wird eine Deklaration des Weltärztebundes zu ethischen Grundsätzen für die medizinische Forschung am Menschen bezeichnet. Sie wurde von der 18. Generalversammlung des Weltärztebundes in Helsinki im Juni 1964 verabschiedet

Kerndatensatz

Massnahmen und Methoden der externen Qualitätssicherung legen Kriterien fest, um die Vergleichbarkeit von ähnlichen Prozessen unterschiedlicher Herkunft sicherzustellen. Dies soll eine transparente Gegenüberstellung aller Einrichtungen erlauben. Die Anästhesiedatenbank Schweiz, welche bis dato als Vergleichsinstitution der verschiedenen anästhesiologischen Kliniken gedient hat, wird per 2020 durch die AQUACH abgelöst. Das KSB leitet diese Daten bereits seit 2016 an AQUA weiter und trägt so zu einem guten Start der neuen Vergleichsdatenbank bei.

Fehlermanagement

Fehler sind im medizinischen Alltag häufig und allgegenwärtig. Sie gehören zu den zehn häufigsten Todesursachen. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, medizinische wie auch organisatorische Schwachstellen aufzudecken. Hierdurch kann ein Lerneffekt erreicht und somit die Patientensicherheit in der Anästhesie erhöht werden. Das KSB verfügt sowohl über ein rege genutztes CIRS-System (Critical Incident Reporting System). Ebenfalls werden regelmässig interdisziplinäre Morbidity&Mortality-Konferenzen durchgeführt, an welchen aktuelle Fälle interdisziplinär vorgestellt und analysiert werden, um bestehende Arbeitsprozesse allenfalls optimieren zu können.

Patient-Blood-Management

Eine perioperative Blutarmut ist bei Patienten, die zu grossen operativen Eingriffen anstehen, häufig. Dies ist assoziiert mit einer erhöhten postoperativen Sterblichkeit sowie einem erhöhten Infektionsrisiko und einem verlängerten Krankenhausaufenthalt. Patient Blood Management ist ein multidisziplinäres Behandlungskonzept mit dem Ziel, das patienteneigene Blutvolumen zu optimieren und blutsparend zu operieren, so dass man Transfusionen reduzieren kann.

Am KSB erfolgt, wenn immer nötig, eine präoperative Laborabklärung, verbunden mit einer detaillierten Gerinnungsanamnese. Ergibt sich hier ein Hinweis auf eine Pathologie, erfolgt eine weitere Abklärung. Intraoperativ wird, wo immer möglich, in Blutleere operiert oder das eigene Blut gesammelt und aufbereitet wieder transfundiert. Wenn dies nicht möglich sein sollte, so wird nach strengen internationalen Richtlinien Fremdblut transfundiert.

Die Austestung der nötigen Blutkonserven erfolgt dabei nach interdisziplinär festgelegten Standards. Die Bereitstellung von Blutprodukten sowie eine allfällige Optimierung des Systems werden in interdisziplinären Sitzungen (Transfusionsausschuss) angepasst.

Temperatur-Management

Eine perioperative Hypothermie ist vergesellschaftet mit einem erhöhten Risiko für Wundinfektionen, Blutungen und kardialen Komplikationen, wie z.B. Herzinfarkt. Somit hat dies eine direkte Relevanz für die Patientensicherheit. Des Weiteren verlängert eine Hypothermie den Aufenthalt eines Patienten im Aufwachraum. Gefühlte Kälte ist mit einem verminderten Wohlbefinden verbunden.

Am KSB erfolgt die aktive Erwärmung des Patienten bereits in der OP-Vorbereitung vor der Einleitung der Anästhesie (Prewarming). Dies geschieht durch Warmluftgeräte und vorgewärmte Infusionslösungen.

WHO-Safe-Surgery-Checkliste

Eine multinationale Studie an beinahe 4000 Patienten hat ergeben, dass sich Morbidität und Letalität nach operativen Eingriffen durch die Anwendung einer einfachen Checkliste signifikant verbessern lassen. Diese gliedert sich in die folgenden drei Teile:

Sign In: Hierbei wird der Patient nochmals nach seinem Namen, dem durchzuführenden Eingriff inklusive allfälliger Seite (Markierung vorhanden) und seinem Geburtsdatum gefragt: richtiger Patient? Es werden die vorhandene Einwilligung überprüft, patientenspezifische Risikofaktoren noch einmal abgefragt und die Vollständigkeit des Anästhesiematerials anhand einer weitere Checkliste noch einmal verifiziert.

Time Out: Vor Beginn der Operation verständigen sich die Anästhesie und das OP-Team noch einmal über den durchzuführenden Eingriff, benennen zu erwartende Schwierigkeiten und überprüfen die Vollständigkeit des nötigen Materials.

Sign Out: Vor dem Verlassen des OPs erfolgt eine Zählkontrolle, der durchgeführte Eingriff wird noch einmal benannt und die postoperativen Verordnungen werden besprochen.Das KSB hat als eine der ersten Spitäler der Schweiz an dem diesbezüglichen Pilotprojekt der Stiftung Patientensicherheit Schweiz teilgenommen. Das KSB führt alle diese Schritte durch, wobei es den ersten Teil der Checkliste sogar erweitert hat. Der erste Check zur Erhöhung Ihrer persönlichen Sicherheit findet bei uns bereits auf der Abteilung, auf welcher Sie eintreten, statt. Alle diese Punkte werden schriftlich festgehalten.

Ein Nichterfüllen der Checkliste führt zum Prozessabbruch, womit verhindert wird, dass ein falscher Patient am falschen Organ operiert wird.

Jährlicher Bericht zur perioperativen Sterblichkeit inklusive Morbidität und Massnahmen zur Verbesserung

Die Anästhesie greift in fundamentale körperliche Steuerungssysteme ein und setzt diese häufig ausser Gefecht. Erst dadurch wird ein operativer Eingriff überhaupt möglich. Die Sicherheit einer Narkose egal welcher Art darf sich mit der Sicherheit in der Aviatik vergleichen. Je schlechter gewartet ein Flugzeug, je kranker ein Patient, desto eher muss auch einmal mit einem tödlichen Ausgang selbst bei einer Routineoperation gerechnet werden. Das KSB führt regelmässig M&M-Konferenzen durch, um Fälle, welche anders hätten behandelt werden können, interdisziplinär zu besprechen und den hohen Sicherheitsstandard regelmässig zu verbessern.

Übergabe- und Entlassungsprotokolle

Übergaben sind bei der Behandlung von Patienten unvermeidlich. Die Anzahl der Übergaben nimmt durch die Spezialisierung in der Medizin und die strengeren Arbeitsgesetze laufend zu.

Am KSB beginnt mit der Übernahme eines Patienten durch die Anästhesie eine lückenlose Dokumentation aller Vitalparameter. Jegliche verabreichten Medikamente werden sofort notiert, alle am Patienten durchgeführten Massnahmen werden dokumentiert. Auch nach der Verlegung in den Aufwachraum wird diese Dokumentation beibehalten. Nach Verlegung auf die Normalstation erfolgt diese dann sogar elektronisch. Die vollumfängliche, lückenlose elektronische Dokumentation ist in Planung.

Postoperative Visite

Dieses Gespräch dient der anästhesiologischen Qualitätskontrolle. Die Patientenzufriedenheit ergibt sich aus der subjektiv erlebten Versorgung und der individuellen Erwartung eines Patienten an die Anästhesieleistung.

Die Patientenzufriedenheit wird nach einem Eingriff falls immer möglich am Folgetag in einem persönlichen Gespräch erhoben. Dies wird am KSB elektronisch erfasst, was zu statistischen Zwecken genutzt werden kann. So werden frühzeitig anästhesieassoziierte Probleme erkannt.

Die Befragung am KSB geschieht standardisiert, dabei haben persönliche Kommunikation und soziale Kompetenz des Arztes im postoperativen Gespräch einen erheblichen Einfluss auf die Patientenzufriedenheit.

DGAI Eckpunkte: ärztliche Personalausstattung

Da die Anästhesie in Deutschland anders organisiert ist und durch anderes Personal durchgeführt werden muss, kann hier kein Nutzen aus dem entsprechenden Stellenschlüssel gezogen werden. Dieser Punkt kann nicht auf Schweizerische Bedürfnisse übertragen werden.