Mehr Autonomie für die Gebärenden.

Selbst bestimmt und wohl dosiert: dank PIEB bei weniger Schmerzen mehr empfinden. PIEB steht für Programmed Intermittend Epidural Bolus. PIEB steht vor allem auch für eine Geburt mit weniger Betäubungsmittel. Das Medikament wird beim PIEB in regelmässigen Abständen – und nicht wie bei einer herkömmlichen Infusion kontinuierlich – verabreicht. Die neue Methode macht, dass die Patientinnen mit weniger Schmerzmitteln auskommen, dadurch die Wehen besser spüren und schliesslich besser pressen können. Ein Hausbesuch bei Clara Brenn: Die junge Mutter erzählt, wie es war, aus eigener Erfahrung.

Lorena ist zehn Minuten älter. Giuseppina dafür 540 Gramm schwerer. Die Zwillinge kommen am 5. Oktober 2016 im Kantonsspital Baden zur Welt. Beide sind gesund. Und Mutter Clara und Vater Dominique überglücklich. Rina Marie, die bald Dreijährige, nimmt's gelassen: jüngere Zwillingsschwestern – da lässt sich in Zukunft einiges anstellen. Das passt schon!

Clara Brenn erinnert die Geburt ihrer Zwillinge. Sie kann es gut, sie hat sie bewusst erlebt. "Ich habe mir eine spontane Geburt gewünscht. Und dank guter Vorbereitung und Betreuung auch bekommen!"

Die Geburt ihrer Kinder so bewusst wie nur immer möglich erleben zu dürfen, ist der Wunsch vieler Frauen. Leider geht das nicht immer. Auftretende Komplikationen können einen Eingriff unter Narkose nötig machen. Auch zu viele Schmerzmittel sind der Sache nicht dienlich. Sie lähmen die Muskulatur der Gebärenden oft so stark, dass diese nicht mehr in der Lage sind, selber pressen zu können.

Das Kantonsspital Baden setzt auf den PIEB: Weil die neue Methode den Frauen bei weniger Schmerzen ein bewussteres Gebären erlaubt.

Mehr Selbstständigkeit für die Gebärenden

Lorena und Giuseppina schlafen. Vater Dominique spielt im Zimmer nebenan mit Rina Marie. Derweil Clara Brenn von der Geburt ihrer Zwillinge erzählt. Sie tut es entspannt und gut gelaunt – die noch wache Erinnerung lässt die junge Mutter strahlen.

Den Ablauf beschreibt sich in kurzer Zusammenfassung so: "Am 4. Oktober, ein Dienstag, wurde der Abstand der Wehen immer kürzer, so dass wir uns gegen Abend entschlossen haben, ins KSB zu gehen. Ich wurde herzlich empfangen und gut betreut, fühlte mich geborgen und sicher aufgehoben – ich verbrachte eine gute Nacht. Am kommenden Morgen so gegen 10.30 Uhr platzte die Fruchtwasserblase. Mir wurde eine Periduralkatheter an der Wirbelsäule angebracht, über den mir in regelmässigen Abständen eine minimale Dosis Betäubungsmittel gespritzt wurde. Zusätzlich fixierte man einen Druckknopf auf meiner linken Schulter, über den ich bei Bedarf zusätzlich Schmerzmittel abrufen konnte. Als die Presswehen einsetzten, musste ich nur ein einziges Mal drücken. Es muss so um Viertel vor Zwölf gewesen sein. Ungefähr eine Stunde später – exakt um Zehn vor Eins kam Lorena zur Welt. Und zehn Minuten später, Punkt 13 Uhr war Giuseppina da."

Die getimte Abgabe der Betäubungsmittel, das heisst das Verabreichen in definierten Zeitabständen, lindert im Gegensatz zu einer Infusion, bei der die Medikamente kontinuierlich in den Körper fliessen, nicht nur die Schmerzen bei der Geburt besser, sondern gibt der Patientin auch eine grössere Selbstständigkeit – sie entscheidet weitgehend selber über das "Wann" und das "Wie viel".

Für Clara Brenn ist im Rückblick wichtig, dass alles so abgelaufen ist, wie im Vorfeld der Geburt mit der Hebamme und den Fachärztinnen und Fachärzten auch besprochen und geplant. "Es gab für mich keine Überraschungen! Ausser dem Wunder der Geburt. Das bewusst zu erleben, ganz bestimmt immer eine Überraschung bleiben wird."